9 May 1813

Ignaz Moscheles’ Concert

Vienna: Kleiner Redoutensaal

✗Programme  

*Free Piano FantasiaMr. Moscheles 
*Grand Duo Concertante for Piano and
     Guitar [Op.20]
Messrs. Moscheles, GiulianiGiuliani &
   Moscheles
*Overture, Prometheus Beethoven
Part I  
Overture, Die Tage der Gefahr Cherubini
Song, ‘Adelaide’Mr. Wild;Beethoven
 Piano Accomp.: Mr. Gyrowetz 
Principal Vocalists: Mr. Wild
Principal Instrumentalists:  Messrs. Moscheles, Gyrowetz, Giuliani
Conductor: Mr. Vranický

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Programme Notes: Mme Harlas was indisposed.

Reviews

Wiener allgemeine musikalische Zeitung (May 15, 1813): 299-301.

Am 9. May gab Herr Ignaz Moscheles, Hoftheater-Compositeur, eine musikalische Akademie im k. k. kleinen Redouten-Saale. Er spielte darin mit Hr. Giuliani eine konzertirte Sonate für Pianoforte und Guitare, von beiden entworfen, und von Ersterem bearbeitet. Wir sind hier gewohnt, Künstler, welche einmahl zu einer Art von Ruf gelangt sind, bei ihren Benefizen in größeren gehaltreichen Compositionen auftreten zu sehen; wir sind befugt, dieß besonders von Virtuosen auf einem Instrumente zu erwarten, dessen Natur schon größeren Kunst-Aufwand erfordert, um in einem Saale wahrhaften Effekt hervorzubringen; wir zweifeln wohl nicht, daß Hr. Moscheles, als Schüler Salieris, als Verfasser einiger ganz interessanter Clavierstücke, etwas Größeres leisten könnte; gerade deshalb war nun obige Sonate, nach der Meinung des Referenten, keineswegs geeignet, um einem Publikum wie das hiesige zu genügen. Dieß abgerechnet kann sie für eine der bessern unter den bisher bekannten Arbeiten des Hrn. Moscheles gelten. Sie enthält mehrere recht hübsche, ansprechende Ideen, gut hingestellte Modulationen, brillant klingende, und dennoch nicht zu schwierig auszuführende Passagen; mit einem Worte, sie wird in jedem Privatzirkel, besonders zu zwei Pianoforte, wie wir sie bereits von ihm hörten, mit vielem Beifall aufgenommen werden. Sein Vortrag war ganz so, wie man es von einem eben so gewandten und präzisen als eleganten Spieler erwartete; als solchen hat ihn das Urtheil der Kenner und Liebhaber bereits vollkommen erkannt. Hrn. Giulianis Vortrag hobsich in seiner heutigen Parthie nicht vortheilhaft genug heraus, um darnach seinen vollen Künstlerwerth beurtheilen zu können; wir wüßten nicht, was wir davon zu halten hätten, wenn er uns nicht schon in manchen früheren Gelegenheiten durch sein äußerst angenehmes, auf der Guitare in solchem Grade so seltenes Talent erfreut hätte.—Hr. Moscheles gab uns zum Schluße ein Stück Phantasie nebst einem Potpourri. In Rücksicht der ersten, welche übrigens sehr kurz und wenig bedeutend war, bezieht sich Referent ganz auf das im 18. Blatte dieser Zeitschrift über diese Musikgattung Gesagte. Was das zweite betrifft, so sind wir überhaupt seit einiger Zeit so reichlich mit sogenannten Potpourris beschenkt, daß wir ihnen in einem Conzert-Saal kaum mehr einiges Interesse abgewinnen können. Ob insbesondere eine Zusammenstellung heterogener, zum Theil wenig interessanter Thema’s, mit Einstreuung einzelner, sichtbar länger voraus bereiteter, und fleißig geübter Variationen, ohne anderer Verbindung als jener mittelst einiger Läufe, Arpeggien, oder anderer, gerade der Hand bequem liegender Passagen, einer wohl berechneten und gut ausgeführten freien Phantasie, oder auch einem gehaltvollen Stücke irgend eines Klassikers die Wage halten könne, dieß wollen wir dem unzweifelhaften Urtheil aller Musikkenner überlassen.

Die übrigen Musikstücke dieser Akademie waren: Die Ouverture aus den Tagen der Gefahr von Cherubini, welche gleich anfangs, und die Ouverture zum Ballete Prometheus von L. v. Beethoven, welche vor der erwähnten Phantasie, statt einer Arie, die Mad. Harlas zu singen durch Unpäßlichkeit verhindert war, von dem Hoftheater-Orchester unter der Leitung des Hrn. Wranitzky mit besonderer Kraft und Feuer trefflich aufgeführt wurden; dann Mathissons Adelaide, in Musik gesetzt von Hr. v. Beethoven, gesungen von Hrn. Wild, und am Pianoforte begleitet von Hrn. Kapellmeister Gyrowetz. So ungewohnt die Erscheinung eines deutschen Gesangstückes in einem Conzerte ist, so verfehlte selbes doch nicht die Wirkung bei einem Publikum, das von keinem Vorurtheil für bestimmte Formen eingenommen, eine allgemeine Empfänglichkeit für alles wahrhaft Schöne besitzt Text, Musik und Vortrag vereinigten sich zur Gewährung eines herrlichen Kunstgenußes. Hr. Wild hat den Geist der Composition richtig aufgefaßt, und den Zweck der innigsten Rührung durch einen einfachen, gefühlvollen, zart nuanzirten Gesang, in dem jedes Wort des klassischen Textes klar vernommen wurde, vollkommen erreicht. Der damit gemachte Versuch zur Emporbringung des deutschen National-Gesanges ist besonders lobenswerth, obschon vorauszusehen ist, daß Hr. Wild hierin wenig Nachahmer finden wird, da derlei Gesänge eine volle, kräftige, klingende Stimme voraussetzen, welche die wenigsten der heutigen Sänger besitzen, und deren Mangel sie durch überladene Verzierungen, die sich aber mit dem deutschen National-Gesang durchaus nicht vertragen, zu verbergen suchen.

Allgemeine musikalische Zeitung (June 23, 1813): 42.

[Wien, May] Am 9ten gab Hr. Ign. Moscheles, Kapellmeister-Adjunct der k. k. Hoftheater, Concert im kleinen Redoutensaale. Sein Spiel auf dem Pianoforte ist präcis, gewandt und ausdrucksvoll; seine Compositionen können jedoch noch wenig Anspruch auf Kunstwerth machen. Hr. Giuliani spielte mit ihm eine Sonate für Piano und Guitarre, welche von Beyden entworfen, und vom Letzteren bearbeitet wurde. Das Spiel des Ersteren auf der Guitarre schien uns heute nicht so bedeutend zu seyn, als wir es sonst von ihm, dem vollendeten Meister, zu hören gewohnt sind. Gern hätten wir Hrn. M. das Phantasiren auf dem Piano am Schlusse, mit dem angehängten Pot-pourri, erlassen, hätte er uns dafür eine gehaltvolle Composition von Beethoven oder einem andern berühmten Componisten zu hören gegeben. Hr. Wild sang Matthissons Adelaide, in Musik gesetzt vom L. v. Beethoven, und vom Hrn. Kapellm. Gyrowetz am Pianoforte begleitet, sehr schön und mit vieler Empfindung. Doch ist Ref der Meymung, dass Gesänge, für das Pianoforte allein gesetzt, in einem Concertsaal immer an Wirkung verlieren müssen, und eigentlich dahin nicht gehören.