23 November 1844

Ignaz Moscheles’ First Concert

Vienna: Musikvereins-Saale

Tickets: 3 florins for Sperrsitz, and 1 florin and 20 kreutzer for entrance tickets

↓Programme

Allegro di Bravura for Piano (Op.77)Mr. MoschelesMoscheles
Free Piano Fantasia, incl. themes from Donizetti’s Linda di Chamounix, Beethoven’s Ninth Symphony and the folk tune ‘S gibt nur a Kaiserstadt, gibt nur a Wien! ‘s gibt nur a Wien!’Mr. Moscheles 
From Il templario: AriaMiss Emma Aue; Piano Accomp.: Mr. NicolaiNicolai
Etudes, incl. KindermärchenMr. MoschelesMoscheles
Lieder, ‘Liebesbotschaft’
            ‘Ständchen’
Mr. Marchion;
Piano Accomp.: Mr. Pauer
Schubert
Piano Concerto No.8 in D Major, Pastorale [without orchestra]Mr. MoschelesMoscheles
Piano Sonata in A flat MajorMr. MoschelesBeethoven
Tarantella [Op.101]Mr. MoschelesMoscheles

  

Principal Vocalists: Miss Emma Aule; Mr. Marchion  
Principal Instrumentalists: Messrs. Moscheles, Nicolai, Pauer

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Programme Notes: The Piano brand was Bösendorfer


Moscheles (to a letter to Frau von Lieben): Das Herz pocht mir, liebe Freundin, wenn ich in der nahen Zukunft ein fortgesetztes Wiener Leben sich spiegeln sehe. Mit Gottes Hülfe wollen wir in der Erinnerung an die Blüthenzeit vergangener Jahre schwelgen. Bis dahin, wie immer, Ihr alter Freund I. Moscheles. [AML II, 122.]

Charlotte: Ueberall als Liebling aufgenommen, umringt von alten Freunden und neuen Bekannten, erfolgreich in jeder öffentlichen Unternehmung, ist es eine Erquickung für Geist’ und Körper, sich in der Arena des Clavierspieles siegreich herumzutummeln, anstatt ewig in London zu schulmeistern; er geniesst das sehr, E. und ich vielleicht in rhöhtem Grade für ihn, denn Wenigen wird wohl das Glück zu Theil, so zu reisen, wie wir es thun; das empfinden wir dankbar. [AML II, 122-123.]

Charlotte: Moscheles gieht in Wien drei Concerte, am 23. November, 3. und 17. December, spielt als Novität sein Pastoral-Concert, die Erinnerungen an Irland, mehrere der charakteristischen Etüden, und auch Beethoven’s Es-dur-Concert und As-dur-Sonate, aber auch die alten Alexander Variationen werden wieder verlangt, wie gern er sie auch ignorirt hätte. Zu dem Hommage à Händel wirbt er den jungen Pauer, „der sie vortrefflich spielt“ und ihm grosse Freude durch das Eingehen in seine Intentionen macht. Der Dr. Bacher ist bei allen Einrichtungen seine rechte Hand, bei allen Schwierigkeiten sein Helfer…Man lacht, wenn wir von einem dreivöchentlichen Aufenthalt sprechen und nennt die Idee unmöglich. Ein Moscheles, der seit 18 Jahren nicht in Wien war, könnte wohl wie Liszt den Winter hier zubringen. Es ist nämlich eine Hetzjagd von Concerten–morgen an dem einen Tage giebt’s deren fünf, und der erste ganz freie Tag, sagt man, sei der 26. December; heute haben wir den 16. November. Der Adel hält noch a l’anglaise seine Jagden, und eine hier anwesende Pester musikalische Notabilität räth Moscheies, dessen Rückkunft abzuwarten, indem er einstweilen nach Pest geht und dort spielt. Graf M. D., der den Schlüssel zu den Hofconcerten führt, behauptet, jetzt im Advent gäbe es deren keine, und vor Mai fande schwerlich eins statt. Wie Ihr Moscheles kennt, nimmt er diese Sachen sehr ruhig, freut sich des überaus herzlichen Empfanges, den uns der grosse Kreis seiner Freunde und Anhänger bereitet, und hat, wie er sagt, für diese, schon den 23. d. M. zu seiner Matinée festgesetzt. [AML II, 125-126.]

Emily Moscheles: Es war prächtig, Vater von dem vollen Saal als alten Liebling empfangen zu sehen, immer drei Mal gerufen, das Kindermärchen wieder verlangt, als er es aber zum zweiten Mal anfangen wollte, so heftiger Applaus, dass er seinen armen Rücken erst zu einer Menge Complimenten beugen musste, ehe er es, spielen durfte. Zum Schluss der Improvisation über Beethoven’s A-dur-Symphonie brachte Vater das Liedehen: S’giebt nur a Kaiserstadt etc., das war ein Jubel! Die gewissen murmelnden Bravo’s, die durch den Saal gingen, kamen von’ Herzen und hätten Euch ebenso erfreut, wie Mutter und mich‘. [AML II, 126.]

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Allgemeine Wiener Musik-Zeitung (September 12, 1844): 440.

(Hr. Moscheles) der Pianoveteran, wird in Balde hier in Wien erwartet.

Der Humorist (September 13, 1844): 883.

(Moscheles) kömmt Ende dieses Monats nach Wien, und wird einige Zeit hier verbleiben. Es wäre wünschenswerth, diesen ausgezeichneten Künstler auch öffentlich zu hören.

Allgemeine Wiener Musik-Zeitung (September 14, 1844): 444.

Der berühmte Clavierspieler- und Componist Moscheles besindet sich in Cöln, wird sich jedoch nur kurze Zeit aufhalten und von hier nach Düren unfern Aachen reisen, um dort in einem Konzerte zu wohlthätigem Zwecke zu spielen. Von dort aus will er den Rhein herunter nach Mainz reisen, sich in Stuttgart und Carlsruhe verweilen und sodann nach 16jähriger Abwesenheit wieder die alte Kaiserstadt an der Donau besuchen, in der er so große Triumphe gefeiert. Moscheles reist mit seiner Gattin (einer gebornen Hamburgerin) und seiner Tochter, welche ebenfalls recht artig Pianoforte spielt. Er gab vor seiner Hieherreise in Aachen Konzert.

Allgemeine Theaterzeitung und Originalblatt für Kunst, Literatur, und geselliges Leben (November 16, 1844): 1132.

Nächste Woche wird der berühmte Pianist Moscheles aus Paris…in Wien erwartet.

Sonntagsblätter (November 17, 1844): 1096.

Herr Moscheles

ist Donnerstag, den 14. d. M., hier eingetroffen.

Allgemeine Theaterzeitung und Originalblatt für Kunst, Literatur, und geselliges Leben (September 18, 1844): 928.

Wir werden demnach Gelegenheit haben, ihn wieder zuhören und zu bewundern. Wie bereits gemeldet, kommt auch Moscheles im Laufe dieser Saison nach Wien. Wir wollen hoffen, daß die kleineren Concertzugvögel nun heuer nicht gar so schwarmartig über uns herfallen werden, wenn sie hören, daß solche zwei wahrhaft riesige Concertlions, wie Ernst und Moscheles, uns besuchen.

Der Humorist (September 27, 1844): 883.

Die nächste Concertsaison in Wien

dürfte eine sehr glänzende werden. Außer den bereits angekündigten Künstlern Moscheles, Lißt, Dreischock und Vieuxtemps, werden auch der liebenswürdige Ernst und der todtgeglaubte Prume hier erwartet. Hum

Der Ungar. Zeitschriftliches Organ für magyarische Interessen für Kunst, Literatur, Theater und Mode (September 30, 1844): 902.

(Hr. Moscheles) der Pianoveteran, wird in Balde hier in Wien erwartet.

Allgemeine Wiener Musik-Zeitung (Allgemeine Wiener Musik-Zeitung (November 16, 1844): 552.November 16, 1844): 552.

(Die berühmte Claviervirtuose Moscheles) ist den14. d. Mts. hier angekommen.

Der Humorist (November 16, 1844): 1104.

Professor Moscheles aus London

ist bereits in Wien angekommen.

Allgemeine Wiener Musik-Zeitung (November 19, 1844): 556.

(Moscheles) erstes Konzert findet Samstag den 23. d. M. im Musikvereinssaale Statt.

Allgemeine Wiener Musik-Zeitung (November 23, 1844): 564.

Heute findet im Saale der Gesellschaft der Musikfreunde das erste Konzert des berühmten Claviervirtuosen und Componisten I. Moscheles um die Mittagsstunde statt. Es bedarf wohl keiner weiteren Anempfehlung um das musikalische Publikum für die Produktionen dieses welt berühmten Künstlers zu interessiren.

Der Humorist (November 23, 1844): 8.

Heute Sonnabend Moscheles, der alte Meister, Versammelt gewiß viel Hörer und alle großen Geister.

Reviews

Allgemeine Theaterzeitung und Originalblatt für Kunst, Literatur, und geselliges Leben (November 25, 1844): 1158-1159.

Concert des Hrn. J. Moscheles.

Es war eine Zeit, in welcher der Name Moscheles eben so elektrisirend auf die Massen wirkte, wie jetzt die Namen der jüngeren Virtuosen. Das ist freilich schon etwas lange her, und in vielen Stücken ist es seitdem anders, wenn auch nicht in Allem besser geworden. Wir Aelteren lebten jene Zeit noch mit; sie war der Uibergangspunct der älteren zur jetzigen neuen Virtuosenschule, und eben Moscheles war der Erste, welcher durch die Einführung neuer, auf brillante äußere Effecte berechneter Formen den Impuls gab zu einer ganz anders gestalteten Richtung des Virtuosenthums, der Erste, der mit aller Bedeutsamkeit seines reichen musikalischen Talentes als Reformator des Clavierspieles auftrat und darin jene neuen Sazzungen begründete, die noch fortwährend Geltung haben. Die Jüngeren alle folgten der angegebenen Richtung mit mehr oder minder Verständniß, sie bildeten aus, was er begonnen, und nun finden wir durch die größeren Talente Einzelner, eines Liszt, Thalberg u. A.; das Clavierspiel in seinem mechanischen, vornämlich die Bravour im Auge habenden Theile, zu einer solchen Höhe der Vollkommenheit gebracht, daß man freilich damit nicht mehr vergleichen kann, wie vor zwanzig Jahren gespielt wurde.

Allein wenn auch vor zwanzig Jahren nicht mit solchen Schwierigkeiten gespielt wurde, wie heut zu Tage, so wurde doch schön gespielt, und was damals für schön galt, muß es auch jetzt sein. Die Technik ist viel, sie ist aber nicht Alles, und sie ist wenig oder nichts, wenn der Form das fehlt, was sie durchdringen, was sie beleben soll, Geist und Fantasie.

Moscheles ist ein Name von altem, gutem Klange. Nicht als Virtuosen allein müssen wir ihn schätzen, sondern auch als talentbegabten, gründlichen Tonsetzer, der in zahlreichen Werken sein reiches musikalisches Wissen niederlegte. Immer noch, wie sehr die Mode noch wechselte, stehen seine Compositionen auf dem Repertoire der Pianisten, und wenn auch öffentlich seltener gespielt, als sonst, bleibt ihr Studium doch allen sich ausbildenden Virtuosen unentbehrlich.

Es sind wol zwanzig Jahre und darüber, daß Moscheles zum letzten Male in Wien Concerte gab. Einen so bewährten, europäisch berühmt gewordenen, alten Meister nach so langer Zeit wieder zu hören, mußte allen Kunstfreunden vom hohen Interesse sein. Vorgestern, den 23. November, um die Mittagsstunde, gab er sein erstes Concert im Saale des Musikvereins. Ein sehr zahlreiches und gewähltes Publikum, Alles, was Ruf und Namen in der Wiener musikalischen Welt hat, hatte sich dazu eingefunden. Man empfing den berühmten Künstler mit großer Theilnahme und behandelte ihn bei allen seinen Vorträgen mit der Auszeichnung, auf die ihm sein großer Ruf Anspruch gab.

Daß sein Spiel jenen hohen Grad von Begeisterung nicht hervorrief, wie er jüngeren Repräsentanten der eben von ihm begründeten modernen Schule zu Theil wird, kann weder seinem Rufe als Künstler was benehmen, noch soll uns das für die wirklichen Vorzüge und schönen Eigenschaften seines Spieles blind und unempfänglich machen. Wohl jedem Virtuosen, der nach Jahren auf eine so ehrenvoll durchschrittene Künstlerlaufbahn zurückblikken und von sich rühmen kann, so viel Treffliches geschaffen und durch sein Talent einen neuen Umschwung im Virtuosenthume hervorgerufen zu haben!

Unter den zahlreichen Stücken, aus welchen Moscheles das Programm seines Concertes zusammenstellte, war Beethovens Sonate in As-dur dasjenige, für das die Kunstfreunde sich am meisten interessiren mußten. Wenn gleich nicht völlig einverstanden mit der diesem herrlichen Musikstücke gegebenen Darstellungsweise, die manchmal etwas zu viel gekünstelt erschien, so muß man doch der in vielen Theilen geistvollen Auffassung das ihr gebührende Recht widerfahren lassen, und namentlich gilt dies von dem ersten Satze, der mit sehr richtiger und verständiger Bezeichnung vorgetragen wurde und vor einem so gebildeten und feinfühlenden Zuhörerfreise auch bei weitem den meisten Anklang fand. Der Ausführung des schönen Trauermarsches hätte ich mehr Tiefe der Empfindung gewünscht. Im Ganzen jedoch war die Sonate eine interessante, eines so renommirten Kunstlernamens nicht unwürdige Leistung, was auch das Publikum durch Beifall und Hervorruf anzuerkennen nicht unterließ.

Unter den eigenen Compositionen, die Moscheles spielte, einem sogenannten Pastoral-Concerte (für Pianoforte allein, ohne Orchester), einem Allegro di bravura in Cis-moll, einem „Kindermärchen,” einer „Tarantella“ und einer freien Fantasie, war das „Kindermärchen“ dasjenige, was am meisten Sensation erweckte und auch mit freudiger Begeisterung zur Wiederholung verlangt wurde. Es ist dies eine allerliebste Composition, zart und graziös, naiv und sinnig, wie der glücklich gewählte Titel es ausspricht. Effectvoll und interessant sind auch das Allegro und die Tarantella. Im graziösen Spiele zeigt Moscheles eine überwiegende Meisterschaft. Er wirft darin bedeutender, als in eigentlichen großen Bravourstellen. In dem Pastoral-Concerte erschienen mir die Composition sowol, wie sein Spiel abgerissen und nicht ganz klar; möglich auch, daß diese Nummer, als die erste des Concerts, uns nicht erlaubte, einen Virtuosen, den Viele jetzt zum ersten Male hörten, und von dem sie, wer weis was, vAußerordentliches erwarteten, gleich in seiner vollen künstlerischen Eigenthümlichkeit zu erfassen.

Mit dem freien Fantasiren hat es, wie bekannt, seine große Schwierigkeiten. Nicht immer kann der Künstler, wenn auch noch so geübt und fertig in seinem Fache, über einen Moment der Begeisterung gebieten, und die Fälle sind selten, woselbst solch eine musikalische Improvisation den Kenner wie den Laien zu befriedigen weis. Moscheles brachte in seiner freien Fantasie zuerst ein Thema aus der „Linda,“ fügte ein zweites aus Beethovens A-moll Symphonie bei, und schloß, sehr artig für das hiesige Publikum, mit unserem bekannten Volksliede: Es ist nur ein Kaiserstadt, es ist nur ein Wien.” Diese Motive verwebte er sehr gewandt in einander, doch wollten sie selber nicht recht zusammenpassen, und so blieb der Eindruck dieser Improvisation hinter denen der übrigen Leistungen et was zurück. Fassen wir aber das Gesammtresultat dieser Academie auf, so müssen wir sagen, daß es ehrenvoll war für den Concertgeber, dessen fernerem Auftreten das Publikum mit Interesse entgegen sehen darf.

Moscheles spielte auf einem Clavier von Bösendorfer. Der Nuf dieser aus gezeichneten Instrumente ist längst anerkannt, unter den Händen eines so berühmten Meisters aber wissen sie ihre Vorzüge noch weit glänzender geltend zu machen.

Dem. Emma Aue, vom Hofoperntheater, sang mit schöner Stimme und gefälligem Vortrage eine Arie aus dem „Templario,“ wozu der Componist selbst, Nicolai, sie am Clavier begleitete. Mit den zwei herrlichen Schubertschen Liedern „Liebesbotschaft“ und „Ständchen,“ hat Hr. Marchion das Publikum im hohen Grade erfreut. Der schöne und gefühlvolle Vortrag beider Compositionen gereicht dem Talente des jungen Sängers sehr zur Ehre, Ausgezeichnet spielte Hr. Pauer die Clavierbegleitung. Heinrich Adami.

Der Humorist (November 25, 1844): 1134-1135.

Moscheles.

Der Name prangt unter jenen, welche die Geschichte des Klavierspieles als die ersten aufgezeichnet hat, welche durch die Kunst des immerfort sich umgestaltenden und Reues anbildenden Vertrages und perennirende der Komposition für dieses Instrument sich ruhmwürdig machten. Moscheles steht als Spieler in seiner Zeit auf der Höhe instrumentaler Kunstfertigkeit, als Komponist aber reicht er über dieselbe hinaus. Viele Namen ringen um den Kranz, der so bald welkt, um den Enthusiasmus, der so bald verhallt. In der Virtuosität heißt es: „ote toi que je m’y mauve,“ die Celebritäten häufen sich, die Neueren drängen die Aeltenen von der Stelle. Das ist ein ewiges Fluthen, wo jede neue Welle etwas Neues führt, und es dem anspült, was von den vorhergeströmten schon angespült wurde. Die ältere verliert sich in den Sand der Abnützung, und die Neue plätschert, um wieder von einer spätern verdrängt zu werden. Welche berühmte Pianisten zählt die ältere Zeit auf; sie mögen heute kommen mit den Bravourmirakeln, welche ihre Epoche angestaunt harte, und ein Schüler des Hrn. Halm würde sie niederklavieren. Es mögen ungefähr zwanzig Jahre sein, da waren die Variationen über den Alexandremarsch das Ziel, wonach alle Klavierspieler strebten, wer sie nicht kannte, durfte vom Fortepiano gar nicht sprechen. Zehn oder zwölf Jahre später wurde Alexander von Moses verdrängt, die „Moses-Fantasie“ war die Königin des Tages; jetzt spielt jedes Knäblein dieses non plus ultra der Bravour, und ein „Robert‘ erobert die Welt. Moscheles hat zur Zeit jenes Alexander-Zuges, von dem wir gesprochen, für einen Pianisten gegolten, der seine zehn Finger in einen Hexenkessel getaucht hat; Thalberg wurden schon zwanzig Finger angedichtet; Lißt hat „eine Armee in seiner Faust,“ Dreischock hat zwei rechte Hände, und es wird vielleicht Einer kommen, der am Piano die Fabel vom tausendarmigen Briareus erneuert. Die Form wächst immer fort an, und man wird immer kühner, steigt höher in ihrem Baue, bis der Geist der Kunst, welcher ewig derselbe bleibt, Alle die, welche mit dem Thurme der Virtuosität gar zu hoch streben, verwirren und ihre unmaßlichen Uebergrisse ahnden wird.

Moscheles ist unter den Repräsentanten der unserer jetzigen vorhergegangenen Aera des Klavierspiels derjenige, an welchen sich die Thalberg, Lißt, Döhler, die gewaltigen Erweiterer des Tastenreiches, am meisten gelehnt haben. Er ahnte, was kommen wird, aber er hing an der Zeit, aus welcher er groß hervorgegangen, zu fest, um die kühnen Flüge der Neuern in der Form mitmachen zu können, und so kam es, daß er überflügelt wurde. Sein Ruhm ist fest- und großgegründet; und es war ein wahreres Streben, ein soliderer Weg der Kunst, auf welchem er zu diesem Ziele gelangt ist; sollte er aber sich jetzt erst Namensglorie verschaffen, würde er gleich den Uebrigen auch eine andere Bahn einschlagen müssen, als die frühere war. Moscheles Geist ist wach und rüstig, wenn auch seine Hand nicht die Behendigkeit besitzt, mit welcher wir jetzt so viele auf den Tasten herumstürmen sehen; man ist jetzt an die neuen Manieren schon gewöhnt. Wie in aller Technik, ist man auch in der Instrumentalkunst, besonders aber in der des Klavierspieles rascher, gewaltiger; wie Napoleon aus dem Wörterbuche, haben die jetzigen Virtuosen auch aus der Bravour das Wort: „Unmöglichkeit“ gestrichen. Moscheles Leistungen stehen oft auf jener Höhe, wo die reine Aetherlust der Kunst weht; allein es ist auch eine Kälte da oben, welche die große Menge, die gewohnt ist, in einer aus den verschiedenartigsten und daher nicht den reinsten Stoffen bestehenden Atmosphäre zu athmen, nicht erträglich findet. Wenn Moscheles, der gewiß auch im Vortrage einer der aus gezeichnetsten Meister auf dem Klavierspiele ist, zwar hierin in Manchem nicht übereinstimmt mit dem, was jetzt uns hineinzieht in die Zauber- und nur zu oft auch Irrgärten der Armida: Virtuosität; so steht er doch als Komponist auf einem höheren Standpunkte, als alle sammt und sonders, welche jetzt um die grünen Kränze des Vortrages kämpfen, aber in dieser tieferliegenden Arena jedenfalls als die Jüngeren auch die Siegreicheren bleiben werden.

Die Vorträge des großen Künstlers in dem vorgestern gegebenen Concerte waren: „Pastoral-Concert,“ „Allegro di Bravura,“ „Kindermärchen,“ „Tarantella“ von eigener Komposition, As-dur-Sonate von Beethoven, endlich eine freie Fantasie oder Improvisation. Von allen diesen Stücken machten das „Kindermärchen“ und die Beethoven’sche Sonate den durchgreifendsten Eindruck, da diese beiden Stücke die geistvollsten unter allen waren, so wirft die herrliche Auffassung derselben auch auf das Spiel des Künstlers einen sehr glänzenden Strahl. Der Vortrag des ersten Satzes der Sonate gehört zu dem interessantesten und kunstgeläutersten, was wir jemals auf dem Piano gehört haben, ebenso spielte er das „Kindermärchen“ mit der anmuthigsten Zartheit und treffendsten Markirung der charakteristischen Seiten dieser wunderlieblichen Genrekomposition. In den übrigen Nummern wechselten anregende stellen mit solchen, welchen nicht genug innere Schönheit innewohnt, um den das Tiefere Suchenden einzunehmen, und nicht genug äußerer Effekt, um Jene zu bestechen, welche nicht das Gespielte, sondern nur den Spieler bewundern wollen. Ein Meister ist‘s, das muß sich Jeder bekennen, der Moscheles hört, wenn auch die zündende Flamme, wie sie aus der jugendlichen Kräftigkeit hervorbricht, nicht so hoch auflodert, wie bei Jenen, die in der Blüte ihrer Jahre stehen. Am wenigsten konnten wir uns mit der „freien Fantasie“ befreunden, das Geordnete und mit Sorgfalt Bekleidete gilt uns mehr, als die Spiele des Momentes, welche sich mit ungeschlichtetem Haare unter den Fingern hervortummeln. Die Aufnahme des berühmten Künstlers war eine seines Rufes und seines Verdienstes würdige. Er wurde nach jedem Vortrage mit dem herzlichsten Beifalle mehrere Male gerufen, und mußte sein reizendes „Kindermärchen“ zwei Mal erzählen. Er spielte auf einem Bösendorfer’schen Flügel von eben so vorzüglichen Tonvorzügen als elegantem Baue. Beigaben waren: Eine Arie aus Nicolai’s „Templario,“ welche Dlle. Emma Aue mit Geschmack und Ausdruck vortrug, und die Schubert’schen Lieder: „Liebesbotschaft“ und „Ständchen,“ welche Hr. Marchion mit eben so reicher Entwicklung seiner schönen Stimme als warmem Gefühle sang. Das Concert war sehr besucht.

                                                                                                                                    H—r.

Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt für alle Stände (November 25, 1844): 762.

Sonnabend den 23. November Konzert des I. Moscheles im Musikvereinssaale.

Der Name prangt unter jenen, welche die Geschichte des Klavierspieles als die ersten aufgezeichnet hat, welche durch die Kunst des immerfort sich umgestaltenden und Reues anbildenden Vertrages und perennirende der Komposition für dieses Instrument sich ruhmwürdig machten. Moscheles steht als Spieler in seiner Zeit auf der Höhe instrumentaler Kunstfertigkeit, als Komponist aber reicht er über dieselbe hinaus. Viele Namen ringen um den Kranz, der so bald welkt, um den Enthusiasmus, der so bald verhallt. In der Virtuosität heißt es: „ote toi que je m’y mauve,“ die Celebritäten häufen sich, die Neueren drängen die Aeltenen von der Stelle. Das ist ein ewiges Fluthen, wo jede neue Welle etwas Neues führt, und es dem anspült, was von den vorhergeströmten schon angespült wurde. Die ältere verliert sich in den Sand der Abnützung, und die Neue plätschert, um wieder von einer spätern verdrängt zu werden. Welche berühmte Pianisten zählt die ältere Zeit auf; sie mögen heute kommen mit den Bravourmirakeln, welche ihre Epoche angestaunt harte, und ein Schüler des Hrn. Halm würde sie niederklavieren. Es mögen ungefähr zwanzig Jahre sein, da waren die Variationen über den Alexandremarsch das Ziel, wonach alle Klavierspieler strebten, wer sie nicht kannte, durfte vom Fortepiano gar nicht sprechen. Zehn oder zwölf Jahre später wurde Alexander von Moses verdrängt, die „Moses-Fantasie“ war die Königin des Tages; jetzt spielt jedes Knäblein dieses non plus ultra der Bravour, und ein „Robert‘ erobert die Welt. Moscheles hat zur Zeit jenes Alexander-Zuges, von dem wir gesprochen, für einen Pianisten gegolten, der seine zehn Finger in einen Hexenkessel getaucht hat; Thalberg wurden schon zwanzig Finger angedichtet; Lißt hat „eine Armee in seiner Faust,“ Dreischock hat zwei rechte Hände, und es wird vielleicht Einer kommen, der am Piano die Fabel vom tausendarmigen Briareus erneuert. Die Form wächst immer fort an, und man wird immer kühner, steigt höher in ihrem Baue, bis der Geist der Kunst, welcher ewig derselbe bleibt, Alle die, welche mit dem Thurme der Virtuosität gar zu hoch streben, verwirren und ihre unmaßlichen Uebergrisse ahnden wird.

M. Markbretter.

Allgemeine Wiener Musik-Zeitung (November 26, 1844): 566-567.

Das erste Konzert des Hrn. J. Moscheles fand Samstag den 23. d. M. im Musikvereins-Saale Statt.

Achtzehn Jahre sind verstrichen, seit Wien den berühmten Meister zum letzten Male in seinen Mauern sah. Achtzehn Jahre, ein bedeuten der Zeitraum in einer Periode der Gährung, in welche das Entstehen des schnell aufgewucherten Virtuosenthums fällt, welches jedes ernstere Kunststreben zu ersticken droht, indem sich, verlockt von den glänzenden Erfolgen einiger Begabteren, welche die Form über die Idee setzten,  und die Technik auf Kosten des geistigen Verständnisses bevorzugten, eine Unzahl von Halbtalenten und Unberufenen bloß auf die Vervollkommnung des Mechanismus verlegte, und während sie diesen zur alleinigen Hauptsache machte, das poetische Element aus ihren Productionen gänzlich verbannte, mit der allmählich schwindenden künstlerischen Intention auch der Geschmack zuletzt verflachte, und uns nunmehr auf den Punkt stellte, daß uns die stupendste mechanische Leistung kaum mehr imponirt, während wir uns doch wieder mit der strafwürdigsten Gleichgiltigkeit über den Mangel einer geistigen Empfängniß bei unseren modernen Künstlern hinaussetzen. Achtzehn Jahre sind verronnen, und Moscheles steht wieder unter uns, nicht mehr der aufstrebende Jüngling, der mit Meyerbeer im jugendlich kühnen Muthe hier so manche Lanze brach, auch nicht der junge, thatendürstende Mann, der in Wien aus heißem Wettkampfe mit Kalkbrenner so oft als Sieger hervorging, der ernste Mann, der den Zenith seines Ruhmes bereits erreicht, mit Siegen gekrönt einmal wieder heimkehrt in die Vaterstadt seiner Kunstbildung, wo er unter Albrechtsberger’s und Salieri’s Anleitung einst die jungen Schwingen zum gewaltigen Fluge erprobt. Er ist wieder unter uns, und das ganze clavierspielende Wien ist auf den Beinen, alle Musiker harren mit gespannter Erwartung dem Augenblick entgegen, in welchem Moscheles, der berühmte Künstler, der Chorführer aller Pianisten, der durch seine Künstlerfahrten den Impuls gegeben zur Erfindung der modernen Virtuosen- Kreuzzüge, wieder vor das Wienerpublikum treten würde. Die Älteren denken noch der schönen Stunden künstlerischen Genusses, die ihnen sein Spiel verschafft, während die Jüngeren sich sehnen nach dem Momente, der ihnen den Künstler und seine Kunstleistungen in der Nähe zeigen wird, deren großer Ruf ihnen aus weiter Entfernung so oft zugekommen. Die Intelligenteren aus Beiden aber sehen in ihm den Vertreter der besseren Kunstrichtung; von ihm erwarten sie, daß er in der ganzen Kraft seiner Künstlerschaft, mit dem Ansehen, da ihm sein berühmter Name gibt, gegen die Nichtigkeit modernen Virtuosen-Charlatanismus auftreten und mit der edlen Einfachheit, mit der ernsten Würde einen gewichtigen Gegensatz bilden werde, diesem gegenüber. Das Konzertprogramm ließ dieses auch vermuthen, denn obgleich uns einige der Piecen seiner eigenen Composition noch unbekannt, so stand doch allein schon durch die Ankündigung der vorzutragenden Beethoven’schen As-dur-Sonate ein solches zu erwarten. Ob nun Moscheles diesen Erwartungen ganz entsprochen, ob er gerade durch seinen Vortrag dieses Beethoven’schen Meisterwerkes den verständigeren Theil des Publikums, (denn um diesen handelt es sich wohl bei einem so großen Künstler wie Moscheles, dem ja überhaupt um den Applaus Ihner nicht zu thun sein kann, welche vor Kurzem noch den Seiltänzer Kunststückchen auf den Tasten, und den türkischen Fanfaren zugejubelt und Kränze geworfen) vollkommen Genüge geleistet, diese Frage glaube ich wohl nicht unbedingt mit Ja beantworten zu dürfen, obgleich Jeder eingestehen muß, er habe auch in diesem den geistreichen Künstler, den ausgezeichneten Clavierspieler nicht verkennen lassen; allein bei einem so berühmten Meister reicht der gewöhnliche Maßstab nicht aus, und so man Außerordentliches erwartet, kann selbst das Bessere nicht so ganz genügen. Hatte mich auch die Zartheit seines Vortrages, die Eleganz seines Spieles, das einem bis ins kleinste Detail fein ausgearbeiteten Kunststücke glich, zur Bewunderung hingerissen, so kann ich mi doch nimmer mit seiner charakteristischen Auffassung einverstanden erklären. Ich habe mir Beethoven’s As-Sonate anders gedacht. – In seinen eigenen Compositionen bewährte sich wieder der Meister, der sei Instrument mit allen ihm innewohnenden Effecten kennt, der aber auch seinen Tongebilden jenen poetischen Lebensodem einzuhauchen versteht, der sie erhebt über das Gewöhnliche, und sie zu wahren Kunstgebilden macht. Wie zart und finnig ist das Adagio in seinem Pastoral-Konzerte, wo die einfache schöne Melodie von einer Sextolen-Figur im Baffe begleitet wird, die das ferne Glockengeläute versinnlicht, des „Kinder märchens“ nicht zu gedenken, das in der Idee und Ausführung gleich ausgezeichnet ist, ein Tonstück, das den besten angereiht werden muß, die noch je in diesem Genre geschrieben wurden. Welche Zartheit des Gedankens in einer so reizenden Form, dieß sind Weisen, die zu uns herüber klingen aus der längst entschwundnen Kinderzeit, wir glauben sie schon gehört zu haben, sie berühren die zartesten Saiten unseres Herzens. Auch die freie Fantasie, war als solche sehr gelungen, die Einwebung des Thema’s aus Lindane (,,Es ist nur ein’ Kaiserstadt, ist nur ein Wien“) ist eine Artigkeit des Compositeurs, die anerkennende Würdigung verdient hätte, um so mehr, als sie auf eine so zarte Weise dar gebracht, feinen Takt verräth. Weniger gefiel mir die ,,Tarantelle“, das Allegro di bravura ist ein gutes Virtuosen-Productionsstück, das ich jedoch lieber von einer ernsteren Piece substituirt gesehen hätte, mit ich überhaupt der Meinung bin, daß Moscheles sich besser als Repräsentant des klassischen Clavierspiel’s ganz gezeigt, was wir auch von ihm erwartet, als daß er uns die Resultate der Bravour vorgeführt, welche so geistreich sie auch erfunden sein mögen, doch immer ephemere Kinder des wechselnden Geschmackes bleiben.

Aus dem bereits Gesagten ergäbe sich wohl schon ein Resultat über die Kunstleistung Moscheles in diesem Konzerte, allein ich will mit dieses bis nach seinem letzten Konzerte aufheben; so viel sei nur noch gesagt, das dieses erste Konzert, so wie es eines der interessantesten der heurigen Saison bleiben wird, für den Kunstfreund von großer Bedeutung war, und in jedem Unbefangenen den Wunsch rege macht, der ausgezeichneten Künstler noch öfter hören und bewundern zu können. Der Beifall war ein allgemeiner, wenn auch von einem für alles Große so leicht erregbaren und empfänglichen Publikum wie das Wiener, nüchterner, als zu erwarten stand.

Außer dem Konzertgeber producirte sich noch Dlle. Aue in einer Nicolai’schen Composition, (aus „Templario“) welche der Sängerin viele Gelegenheit gab, ihren Vortrag und ihre Stimme vortheihaft zu zeigen, die sie auch in so weit benützte, als eine übrigens verzeihliche Befangenheit es zuließ. Hr. v. Marchion sang zwei Lieder von Schubert mit rühmenswerthem Kunstverständnisse und einer Innigkeit und Wärme, die ihm allgemeinen und rauschenden Beifall des Publikums er warb. Marchion ist einer unserer besten Liedersänger, er vereint die beiden Erfordernisse eines solchen, nämlich schöne Stimme und kunstgebildeten, Gefühlswärmen Vortrag.—Der Besuch war sehr zahlreich. A. S.

Der Wanderer im Gebiete der Kunst und Wissenschaft, Industrie und Gewerbe, Theater und Geselligkeit (November 26, 1844): 1135-1136.

Von F. Wiest.

V.

(Moscheles—Sonnabend am 23. November im Saale der

Gesellschaft der Mufikfreunde.)

An Herrn Dr. A. Jeitteles in Brünn.

Mein sehr geehrter Heer Doctor!

Ein stiegendes Concert-Blatt auf Ferdinand-Nordbahn-Dampf!

Wir schwelgen jeßt beinahe im wahrsten Sinne des Wortes im gelobten Lande der Concert-Genüsse. Moscheles, Wolf, Stern, später Rabbi Hirsch Dänemark, der große Gedächtaißconcert-geber, Herz was verlangst du mehr? Ich greise Ihnen vor allen Moscheles heraus, der Sie, den begeisterten Verehrer für alles wahrhaft Schöne in der Kunst, den gediegenen Kunstkritiker, wohl am meisten interessiren dürfte. Moscheles also hat ehevorgestern nach sechsundzwanzigjähriger Abwesenheit von Wien, wieder zum ersten Male in unserer lieben Stadt gespielt—und der Stephansthurm steht noch unverrückt an seiner alten Stelle. Die Wiener sind durch Moscheles einst verrückt worden, der Stephansthurm nicht und nicht einmahl die Perrücken unserer großen Musikgelehrten sind verrückt geworden im Gemetzel contrastirender Kunstansichten. Da meinen Einige, Moscheles habe sich überlebt, und seine Saison bei längst eine gewiesene! Diese Meinung mag wohl einige Wahrheit, den Concertspieler Moscheles betreffend, enthalten, aber der Künstler Moscheles, der Compositeur Moscheles, der geistreiche Erfinder der brillanten Clavier-Compositionen, der unerschöpfliche Repertoir-Bereicherer des modernen Clavierspiels, dieser Moscheles hängt nicht von der Laune einer Saison ab, er wird ewig jung bleiben wie die Grazie, die er zuerst als elegante Salondame des Clavierspiels in die Welt führte. Daß Moscheles in seinem ersten Wiener Concerte kein gewaltiges Auffehen erregen würde, das war vorauszusehen. Der volle Saal war ein Success de curiosité. „Den mußich doch einmal hören—der muß ja schon graue Haare haben,“ meinte Dieser und „von dem hab’ ich schon zur Congreß-Zeit Sonaten gespielt,“ meinte ein Anderer, und der Saal wurde voll. Wir haben zu viel Lißt-Teufeleien und zu viel türkiche Clavier- Janitscharenmusik im Leibe, als daß Moscheles bei uns noch das Halloh der Massen für sich haben konnte. Um in Wien noch als Clavierspieler im Concertsaale die Massen zu erobern, da muß man mit türkischen Cavallerie-Märschen angeritten kommen, da muß man die Hände gewaltsam herumwerfen, am Clavier wie am Webestuhl sitzen, da muß man all’ die Teufelskünste des sogenannten modernen Bravour-Rasens im bengalischen Feuer der Fingerfertigkeit leuchten lassen. Strenge genommen hat auch Moscheles die Technik der modernen Anforderungen gegenüber, beinahe vernachlässigt, seine linke Hand dürfte es kaum mit dem kleinen Finger unsers Leschitißky oder eines anderen clavierspielenden Wunderlindes aufnehmen, und wahr mag es seyn, daß vielleicht manche seiner Compositionen in Bezug auf die rapiden Bravourstellen von vielen unseren jungen Concertpianisten mit überraschenderer Leichtigkeit gespielt werden dürften, wie von dem Meiner selber. Aber die wunderbare Kraft und Innigkeit des Anschlags, diese Orgeltonfülle und Schmetterling-Zartheit der Tongebung, diese werden ihm auch die modernen Clavierstürmer nicht sobald nachmachen können. Moscheles Clavierspiel ist rein-individuell, es ist eine interessante, begabte Compositeur-Natur, die sich da selbst aus sich selber heraus spielt und hier wird alles im Vortrage zur geistigen, charakteristischen Eigenthümlichkeit. Der Compositeur und das vortragende Individuum am Clavier sind hier Eins, weder der Styl der Composition noch die Ausführungsweife will großartige Außenwirkungen bezwecken. Die Compostitions gedanken, die Moscheles heute einherflattern ließ, sind kleine, freundliche Amoretten-Physiognomieen, mit träumerisch seelevollen Augen, und sein Vortrag, das war die zarte, geistvoll ausgeführte Miniatur-Porträtirung dieser lieblichen Gedankenformen. Von allen Piecen, die Moscheles heute vortrug (Pastoral-Concert, Allegro di Bravura, Kindermährchen, Tarantella, freie Phantasie) hat mich das „Kindermärchen am meisten geistig angeregt. Aus jedem hier angeschlagenen Accorde lächelt uns wirklich freundlich der heitere, sinnige Traum einer poetischen Jugendzeit entgegen und das kleine, auf den Gefühlswellen sich schaukelnde Thema, hat in der hintändelnden Spielweise Moscheles die bezeichnendste Ausdrucksweise gefunden. Weniger hat mich die „Tarantella“ befriedigt; hier hätte ich in der Composition mehr füdlich-agitirre Leidenschaft der Charakteristik und aus schon im rythmischen Theile der Behandlung mehr stürmenden Drang gewünscht. Für das „Allegro di Bravura, das sich in sehr cimplicirten Modulationen bewegt, reichte die Technik des Hrn. Moscheles wirklich nicht aus hier ließ die linke Hand so manches Schöne fallen und Manches wäre hier in lichtvollerer, klarerer Analyse wünschenswerth gewesen. Im Pastoral-Concert finden wir das ehrenvollste Streben nach Wahrheit und Einfachheit der Gedankencharakteristrung, ein Abweichen von dem Clavier-compositeur-Schlendrian der Alltäglithkeit, das dem durch classische Musikstudien geläutertem Geschmack des Meisters Moscheles das schönste Zeugniß gibt. Am wenigsten hat mich Moscheles im Vortrage der sogenannten Beethoven’schen „Variationen-Sonate“ befriedigt. Ich habe sie von Lißt glänzender, von Mendelsohn-Bartholdy beethoven’scher gehört. Mir kokettirt Moscheles im Vortrage dieses Tonstückes zu sich- und hörbar mit seiner Clavierspieler-Individualität, auch war in Bezug auf die Tempi Vieles mit zu willkürlichem Sichgehenlassen gebracht. Ich erinnere hier an das Scherzo, dessen lebendiger Charakter in dieser schleppenden Weise beinahe verloren ging. Tadellos und reizend schön war hingegen wieder die Synkopen-Variation gebracht. Die freie Phantase am Schlusse, war als freie Phantasie recht anerkennenswerth, ein elegantes Pelemele von schimmernden eleganten Clavier-Phrasen. Am Schlusse der freien Phantasen variirte Moscheles auch recht stanig und artig: „es ist nur a Kaiserstadt, es ist nur a Wien“ hinein, ein Compliment, das uni halb zwei Uhr gewiß stürmische Aufnahme gefunden hätte, aber nach zwei Uhr läßt sch so manche Concerbesucher-Magen nicht gerne mehr mit Complimenten abfüttern. Vielleicht deßwegen auch nur die laue Aufnahme dieser Schlußnummer.—Dieß war der erste Eindruck, den Moscheles auf mich gemacht hat! Wenn es Sie, lieber Dr. Ieitteles, interessirt, werde ich Ihnen von Moscheles noch mehr schreiben, der zwar keine gewaltige Reaction auf unsern Musikgeschmack üben wird, dessen Lorbeern ab er, die ihm, den geistreichen Compositeur und eleganten Clavierspieler, die Welt gereicht, auch nicht zerpflücken werden.

Mit Hochachtung Ihr

                                                                                                                        F. Wiest.

Wien am 23. November.

P.S. Doch halt!—auch ein Concertbrief muß, um gewissenhast zu seyn, sein Postscriptum haben. Moscheles wurde nach jeder Piece zweimal gerufen. Das „Kindermährchen“ wiederholte er mit zuvorkommender Gefälligkeit. Anmuthige Beigaben des Concerts waren eine Barcarole von Nikolai, von Dlle. Aue charmant vorgetragen. Hr. de Marchion, der Lieder-Löwe dieser Concertsaison, sang mit reizendern Gefühlsausdruck „Liebesborschaft“ und „Ständchen“ von Schubert. Er wurde dreimal gerufen. Auf dem Flügel von unserm ausgezeichneten Bösendorfer, den Moscheles spielte, könnte sich wirklich eine ganze Clavierspielerlegion zu den Sternen erheben, so gewaltig und mächtig ausgebreitet gaben sich dessen Tonsittiche. Dieß now, mein lieber Jeitteles, von Moscheles.

Oesterreichisch-Kaiserliche pirivilegirte Wiener Zeitung (November 27, 1844): 2481.

Concert des Pianisten Moscheles.

Welche Periode reich an Verwandlungen und Auswüchsen, an Triumphen und Neuerung im Reiche der Tonkunst, liegt nicht inmitten jener zwanzig Jahre, vor welchen der treffliche Meister, den wir an dem gedachten Tage wieder freudig unter uns begrüßten, zum letzten Mahle unser Ohr und unser Herz erfreute. Wie staunte man nicht damahls, ob der kühnen Bahn, die der Künstler eröffnet, wie weckten die von ihm in das Clavierspiel eingeführten Neuerungen nicht den Widerspruch der Alten und den Jubel der Jungen, und jetzt, nach dem Verlaufe von zwanzig Jahren, als der Meister wiederkehrt und seine Kunst entfaltet, welche die Entzückungen unserer Jugend waren, jetzt findet man, was damahls kühn und feurig galt, kühl und zaghaft, denn die stürmischen Schüler haben den Lehrer überholt, wenn man die Ausbildung einer Achtung in ihre letzten Consequenzen Ueberhohlung nennen darf.

Moscheles zeigt uns wieder einmahl in einem recht deutlichen Bilde, wie rasch und überhastig die Entwickelungen unserer Zeit auf dem friedlichen Felde des Gedankens, der Kunst und des Gewerbfleißes sind; fünf Jahre sind in dieser Hinsicht schon ein Jahrhundert, und ein Lustrum bedeutet jetzt sehr oft ein Menschenalter. Gleich Meteoren ziehen die Berühmtheiten der Gegenwart dahin und der hellere Glanz des einen bedeckt bald den matteren Schimmer des anderen. Was in diesem Gewirre von Aufsehen, Tagesruhm und Vergessenheit wohl noch allein Bestand hat und einen festen Maßstab für den inneren Gehalt, den tieferen Werth der Personen und Leistungen abgeben kann? Wir sagen es offenherzig: Die Schöpferkraft!

Diese Schöpferkraft aberr besitzt Moscheles, wie vielleicht keiner seiner jugendlichen Rivalen, deren Hände noch mir der Stärke der Jugend ausgestattet sind, während die Seinigen alt und matt geworden. Unberührt von der Wucht der Jahre steht seine geistige Individualität noch immer schlagfertig da und überragt den lärmenden Nachwuchs, der sich aus den Stücken seines Mantels den Purpur des Triumphators zurecht gemacht hat, und dem dazu nichts mangelt, als die tiefsinnige Stirne, welcher die köstlichsten musikalischen Gedanken entsprangen Jene haben , und die er ihm nicht nehmen kann. Die Bravour, er die Schönheit gepflegt, jene glänzen durch tummelnde Kraft und keuchende Rapidität, er erquickt durch den reinen Zauber der Kunst.

Von eigener Composition hörten wir dießmahl ein Allegro di Bravoura in Cis Moll, ein Pastoral-Concert, das Kindermährchen, die Taranteln und eine freye Phantasie. Die Kronelbildete das Kindermährchen, welches wiederhohlt werden mußte, und in der That eine zauberische, müthig schalkhafte Tondichtung ist, welche eines unendlichen Genusses fähig und von der allgemeinsten Wirkung ist. Das Pastoral-Concert fand geringere Ansprache, wie denn diese Piece überhaupt dem heutigen Concertgeschmack etwas veraltet vorkommen muß. Aehnliches läßt sich von dem Eindrucks der Phantasie sagen, welche Themata aus Lida, Beethovens Symphonie und dem bekannten Volksliede: „Es ist nur eine Kaiserstädt, es ist nur ein Wien“, auf eine ziemlich wunderliche Weise vermengte, so daß sich kein ganzes, befriedigendes, in sich selber abgerundetes Tonbild gestalten wollte und konnte.

An Nebennummern hörten wir eine Arie aus der Oper „II Templario“ von Nikolai, wobey der Componist, Hr. Nikolai, die Sängerinn Dem. Aue, vom k. k. Hof-Operntheater, auf dem Claviere begleitete; Dem. Aue entledigte sich ihrer Aufgabe auf eine sehr anerkennenswerthe Weise. Nicht minder erfreute sich Hr. Marchion vom k. k. privil. Theater an der Wien, welcher zwey Lieder von Schubert: „Liebesbothschaft“ und das „Ständchen“ sang, einer beyfälligen Aufnahme.

Da wir Hrn. Moscheles, welcher bey seinem ersten Wiederauftreten durchweg mit der seinem Rufe und seinen Verdiensten angemessenes Auszeichnung aufgenommen worden war, hoffentlich noch einige Mahle hören werden, so begnügen wir uns dießmahl mit dem Gesagten und behalten uns ein Näheres für die merk würdige Laufbahn und Kunst-Entwickelung dieses jetzt in Englands Hauptstadt ansässigen seltenen Künstlers für die Zukunft vor.

Oesterreichisches Morgenblatt (November 27, 1844): 571-572.

Concert des Ignaz Moscheles.

Welch ein Name tritt uns da entgegen? Ein halbes Jahrhundert ist vergangen, und noch nennt ihn der Kunstjünger mit Bewunderung. Er umfaßt die Morgenröthe des Clavierspiels, und wird ewig glänzen in den Annalen der Kunst. Wien war die Wiege seines Virtuosenthums, Wien hat ihn gehört, als er im Zenith seiner Künstlergröße stand (Moscheles war im Jahre 1823 zum letzten Male hier), Wien hört ihn jetzt wieder, wo seine Sendung erfüllt ist, und er mit Selbstbewußtsein ausrufen darf: Ich habe nicht umsonst gelebt und gewirkt. Ist auch seine eigentliche Zeit vorüber, verblüssen seine Kunststücke auch kein Publicum mehr, ist auch die Richtung, die er genommen, eine nicht moderne, ist auch anderseits die Entartung des jetzigen Clavierspiels eine recht große, so ist diese doch nicht so groß, um nicht erkennen zu lassen, welchen Werth ein durchdachtes, durchgeistigtes, in keine Abnormitäten ausartendes, mit einem Worte echt künstlerisches und ästhetisch schönes Spiel habe. Daß, wenn man von Bravour abstrahirt, sein Spiel von obigen Standpuncten aus betrachtet, Moscheles keinen Rivalen zu scheuen habe, sondern vielmehr über sie alle, welchen Namen sie auch tragen, stehe, ist keine leere Behauptung, sondern durch jeden angeschlagenen Ton bewiesen. Was die Behandlung eines Instrumentes betrisst, da können noch alle Virtuosen von Moscheles lernen. Ich wenigstens habe noch keinen gehört, der aus einem Claviere solch einen fingenden, sonoren und kräftig-schönen Ton herauszuziehen im Stande wäre. Ein Clavier von Moscheles gespielt, ist gleich um 100 fl. mehr werth. Es klingt, wie es klingen soll, und der Zuhörer wie der Instrumentenmacher brauchen keine unnütze Angst zu haben, daß der hölzerne Tastenkasten aus allen Fugen gehe. Worin jedoch Moscheles seine ganze Künstlergröße zeigt, das ist in Auslassung und Wiedergebung von fremden Kunstwerken, und kann er auch nicht so objectiv spielen, daß er seine Individualität gänzlich verläugnete, so ist dieß ein Punkt, der sich vielleicht nie und nirgend bei großen Virtuosen ganz wird erreichen lassen. Sein Vortrag der herrlichen Beethoven’schen As-Sonate wird mir ewig im Gedächtniß bleiben, und nur die Embellissements des letzten Satzes hätte ich gerne hinweg gewünscht. Auch in der Composition zeigte sich der Künstler von der ehrendsten Seite. Sein Pastoral-Concert und namentlich das wunderliebliche, reizende „Kindermärchen“ zeigten in Moscheles eine der Stützen der Claviercomposition und wie die Verflachung, die gerade in diesem Genre vorzugsweise herrscht, ich auch ihner griffen habe. Dagegen konnte ich mich auch mit seiner Improvisation, so begierig ich auf dieselbe auch war, nicht recht befreunden. Moscheles ist berühmt im freien Fantasiren, umsonst wird man nun nicht berühmt, ich weiß das recht gut, aber der begeisterte Augenblick, der diese Berühmtheit rechtfertigen soll, will auch nicht immer erscheinen, und dießmal erschien er nicht. Die Themata aus der Linda, aus der Beethoven’schen A Symphonie und das österreichisce „es is nur ein Kaiserstadt,“ blieben sich auch in der Fantasie so heterogen wie zuvor, und die harmonische Verbindung derselben war eine ziemlich lose. Von einem gleichzeitige Erklingen derselben oder überhaupt einer näheren Verknüpfung, wie z. B. in der irländischen Fantasie (welche, wenn Moscheles sie nebst dem Alexander marschhier öffentlich spielen wollte, eines sicheren Successes sicher freuen würde) war keine Rede.—Außer den schon erwähnten Piecen spielte Moscheles noch ein Allegro, die Bravura und eine Tarantella, welche Vorträge sich alle des lebhaftesten Applauses erfreuten. Als Beigabe hörte man Dlle. Ause, welche ihre schöne Stimme mit einer Nicolai’schen Arie vortheilhaft geltend zu machen wußte, und zwei Schubert’sche Lieder von Hrn. Marchion recht lieblich gesungen. Ign. Lewinsky.

Wiener Zuschauer (November 29, 1844): 1518-1519.

Konzert des J. Moscheles.

am 23. d. M. im Saale der Gesellschaft der Musikfreunde.

Seit mehr als zwanzig Jahren war Moscheles, der große Klaviervirtuose, nicht in Wien öffentlich aufgetreten; seit zwanzig Jahren hatte er England zum bleibenden Aufenhalte gewählt und nur zuweilen kleinere Ausflüge nach andern Ländern unternommen, und dieser Moscheles, den die Wiener im J. 1808 als hoffnungsvollen Virtuosen anstaunten und im Jahre 1823 als vollendeten Meister seines Instrumentes bewunderten, derselbe, dessen Kompositionen seinem Namen weit hinschallenden Ruf erworben, dessen freies Phantasieren in allen Musikjournalen unserer Zeit als das non plus ultra der Kunstfertigkeit gepriesen wird—kam nun zu uns. um einige Konzerte zu geben. Ist’s wohl da zu verwundern, wenn Alt und Jung mit gespanntester Erwartung dem ersten Auftreten dieses großen Künstlers entgegenblickt: die Einen, um im füßen Rückerinnern an die weihevollen Stunden, die ihnen Moscheles einst, um reitet, sich neuerdings von seiner Kunst bezaubern zu lassen;— die Andern, um staunend selbst| zu erfahren, wovon ihnen die älteren Kunstfreunde wie von einem Märchen so oft erzählt?

Und Moscheles erschien vor dem erwartungsvollen Auditorium; man klatscht ihm freudig entgegen. er spielt als erste Nummer: ein »Pastoral-Konzerte« von eigener Komposition—man fühlt, daß der Eindruck, den er damit hervorbringt, kein berauschender, entzückender ist; man sinnt, was wohl die Ursache davon seyn möge; ob der Grund in der Komposition. oder im Vortrage, oder in der mindern Empfänglichkeit des Auditoriums liege? Mittlerweile erscheint der fünfzigjährige Meister neuerdings.  Und spielt den ersten Salz aus Beethoven’s, »As-dur-Sonate« so hinreißend schön, entwickelt in dem wundervollen Adagio dieser Sonate und im neckischen Scherzo einen solchen Schatz echter Kustweihe und tiefen Verständnisses dieser großartigen Tonschöpfung, daß die Brust jedes Zuhörers sich erleichtert, das Herz aber erweitert fühlt, und daß jener brausende Orkan des Beifalles losbricht, den nur die vollkommenste Kunstleistung wach zu rufen vermag. Minder gelungen erschien der Vortrag des Trauermarsches und des Allegro jener Sonate; hier trat die sonderbare Eigenheit des Künstlers hervor, den Gang der Melodie zu zerstücken und nicht mit Gleichheit und schönem Ebenmaß der Passagen das Ohr des Kunstkenners zu befriedigen, sondern gleichsam mit den Tönen zu kokettiren, was bei öfterm Wiederkehren, höchst störend auf den Gang einer Komposition einwirkt.

Hierauf hörten wir noch: »Allegro di bravura« — »Kindermärchen« — und »Tarantella« — drei Piecen voll Anmuth und Lieblichkeit, von denen besonders das »Kindermärchen« durch hohe Naivetät und weiches, kindliches Gemüthsleben dermaßen ansprach, daß es der Künstler auf allgemeines Verlangen zu wiederholen gezwungen war. Den Schluß des Konzertes machte eine »freie Phantasie, « und eben das, worauf Jung und Alt so sehr gespannt gewesen, war am wenigsten geeignet, den hohen Erwartungen zu entsprechen. Ein beliebiges Thema variiren, und von einem Gedanken zum andern überspringen, ist noch nicht phantasieren—mit einem Worte, der Endeindruck war durchaus nicht der günstigste für den berühmten Virtuosen.

Übrigens bleibt Moscheles jedenfalls eine interessante Kunsterscheinung, und wenn er seinem großen künstlerischen Rufe gleich nicht ganz entsprochen haben sollte, so liegt der Grund hiervon vielleicht in den zu gespannten Erwartungen, vielleicht aber auch darin, daß seit zwanzig Jahren die Technik des Klavierspieles solch ein Terrain gewonnen hat, daß man das Staunenswertheste nicht mehr anstaunt; — die Ursache aber, warum der Saal bei diesem Konzerte des Meisters nicht so gefüllt gewesen, wie man erwartet hatte, mag einerseits in dem beispiellos schlechten Wetter, andererseits wohl aber auch darin liegen, daß der Preis von 3 fl. C. M. für einen Spersitz und von 1 fl. 20 kr. für eine Eintrittskarte etwas überspannt erscheint.

Als Ausfüllnummern sang Dlle. Aue eine Arie aus Nicolai’s: »Templario« nicht übel, Hr. Marchion aber zwei Lieder von F. Schubert: »Liebesbotschaft,« und »Ständchen,« ganz ausgezeichnet. I. N. Waldschüß.

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (November 29, 1844): 1907-1909.

Moscheles in Wien.

Moscheles gab ein Concert; es dünkte mich nicht viel anders, als ob etwa Winkelmann Ballet getanzt oder Hegelein Declamatorium veranstaltet hätte! Was soll der kunstgeschichtlich gewordene Tonkünstler in diesen Pfauenradschlagenden, bachantisch polternden, die schwerpunctslose Zeit durch ein glänzendes „Viel und Nichts“ parodirenden Klingeldivertissements „Concerte“ genannt? Concerte, dieser Krebsschaden der Gegenwart, diese Cholera morbus einer talentirten Jugend, dieses Asthma eines in blinder Haft sich verschnaufenden und aufreibenden, nichtigen Musiktreiben?

Moscheles hatte eine Zeit, wo er Concert geben mußte; wo die Gottheit vor ihn hintrat, und zu ihren, Erwählten sprach: „Lehre.“ Und Moscheles ging und lehrte. Aber die Zeit ist eine landere geworden, wie die Lehre. Der Prophet, dessen Weissagungen bereits in Erfüllung gegangen, darf seine früheren Orakelsprüche nicht wiederholen, er muß Neues verkünden, wenn er die Glorie nicht verlieren will, die sein seherkräftiges Haupt umstießt.

Doch Neus«, Außerordentliches, Unglaubliches, so recht Etwas zum Teufel holendes in der Arena der Virtuosität! wo es her nehmen zu einer Zeit, in der die Unmöglichkeiten als lustig gelöste tolle Rebusse aus den Taften emporflattern; der Sinn mit dem Unsinn auf du und du ist, wenn es sich um ein Schwindelerregendes, windsbräutliches Bravourgetöse handelt; ja sogar dem Gott sey bey uns die große Virtuosenseele verschrieben würde, wenn er nur gütigst ein klein wenig dreinmusiciren wollte mit seinem zarten Pferdefuße zwischen den beyden Händen, um nur recht diabolisch alle 7 Oktaven auf ein Mal brausend aufhetzen zu können zum Staunen und Entzücken der ganzen clavierdilettirenden Menschheit?!!

Eines konnte dieses Künstlerherz bewegen, noch ein Mal als Borkämpfer der großen pianistischen Legion aufzutreten, nemlich, um den Vermittler zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu machen, der Friedensfürst zu werden in den Zerwürfnissen des älteren und neueren Styles, der Moderator zu seyn in jener Reform des Clavierspieles, die sein eigenes Riesentalent hervorgerufen, und die, wie so manche Reform, über die durchbrochenen Dämme hinaus, ins Fornienlose, Abenteuerliche, Unhaltbare irrte.

Doch wollte er dieß wirklich, so mußte er auch andere künstlerische Wege dazu einschlagen. Es mußte die Energie der Seele, die Kraft der Überzeug, die Resignation des Tiefdenkers jahrelang in ihm thälig seyn , um vorerst ein System in aller Stille zur Reife zu bringen, womit er sich späterhin einen zweyten großen Triumph, den der vernünstigen „Mäßigung“ bereiten wollte, gleichwie er sich vor mehreren Jahrzehenden den eines vernünftigen „Fortschrittes“ erworben hatte. So vorbereitet wäre er vielleicht der Franklingeworden, der über den Ocean kommend, uns einen Blitzableiter gegen das grassirende musikalische Donnerwetter gebracht hätte, und man hätte ihn, geglaubt, denn Er war ja eben wieder der olympische Gott, der den Blitz einst so gut zu schmieden verstand.

Doch Moscheles wollte dieß nicht. Er zog es vor die Größe seiner künstlerischen Eigenthümlichkeit, wie sie aus seiner Zeit, seiner schöpferischen Riesentalente, seiner geläuterten Kunstanschauung, seinem gediegenen künstlerischen Wissen entsprang, zu verläugnen. Er ließ sich von den Fluten unserer Tage forttragen, anstatt der Pharus zu seyn, derben Schiffenden die Richtung zeigt, und so wurde er fast Einer der Andern, anstatt zu bewirken, daß Andere wie er hätten werden sollen. Und doch blieb er dabey auch wieder verschieden von den Übrigen, da er den besten.und größten Theil seiner Künstlerschaft einer ganz andern Periode verdankt, und zudem der wahre Tonkünstler Alles variren kann, nur das Grundthema seines eigenthümlichen künstlerischen »Ich’s« nicht. So stellt sich mir in dem ganzen Erscheinen dieses großen Künstlers ein Zwiespalt dar, der mir das Räthsel jener Schüchternheit, jener Befangenheit, jener Unschlüssigkeit löst, die das Publicum in dessen Concert an den Tag legte; ein Zwiespalt, der im Programme, im Composionstyle, in der Spielweise liegend, vielleicht nur dem geübteren Auge als solcher klar werden konnte, während der größere Theil der Zuhörerschaft, einer jüngeren Generation angehörend, sich schlechtweg nur des Mangels an einem kräftig bindenden Rapporte mit dem Künstler bewußt wurde.

Gewohnt den illustrirten Namen eines der ersten Ephoren der Wiener Clavierschule, des Schöpfers der neueren Spielmethode, nur mit Verehrung zu nennen, mochten sich wohl auch Viele das höchste Ideal eines klassischen Pianisten, Andere wieder das miraculöseste aller Fingerherereyen von diesem Concerte versprochen haben. So kam es, daß Moscheles, der die Umschaffung des neuen Clavierspieles hier vorbereitet, den folgenden Jahrzehenden vorgearbeitet, nie geahnte Effecte entdeckt, die Geheimnisse des Tonanschlags enthüllt, eine lebhaftere Modulation und Rhythmik eingeführt, kurz der ganzen Claviervirtuosität einen glänzenden, stolzen, imposanten Aufschwung gegeben hatte, mit denselben Mitteln nicht zu enthusiasmiren vermochte, die, von ihm allein ausgegangen, längst ein Gemeingut Aller geworden sind. So kam es, daß dieses bravourvollendete, seine und schwungvolle, geist und empfindungsreiche Spiel zwar erkannt und gewürdigt, doch nicht glänzend ausgenommen wurde. Es hatte zu viel von dem Briosen des Tages an sich, um als Muster einer ruhigen objektiven Schönheit zu dienen, und wieder zu wenig Gleißendes, Prickelndes, Betäubendes, um das, was man in dieser gefährlichen Aftergattung kennen gelernt hat, zu überflügeln.

Übrigenshätte zweifelsohne ein Anderer als eben Moscheles mit demselben Concerte vielleicht Furore gemacht; allein das ist ja eben die schlimme Mitgift großer Talente, daß sich tu der öffentlichen Miinung an ihre Leistungen immer der Begriff des Außerordentlichen knüpft.—

Moscheles spielte ein „Pastoral-Concert,“ was er ohne Orchesterbegleitung nicht hätte thun sollen, weil ein Gemälde auch feinen Hintergrund haben will; es kann sich an Klarheit, Gedankenfülle und Gediegenheit mit seinen früheren nicht messen — die „As-dur-Sonate“ (Op.26.) von Beethoven, geistreich tief gedacht, brillant, doch, nach meiner und Anderer Meinung, für die geschlossene Form dieser edelsten aller Claviercompositionsgattungen oft zu willkürlich in rhythmischer Haltung und Ausdruck—„Alegro di Bravura“ (Cis-moll), „Kindermärchen,“ „Tarantella,“ also auch einen jener jetzt so beliebten Sträuße, aus welchen man oft zu wählen hat, welche Blume Einem am wenigsten gefällt; das Kindermärchen, zart und duftig erfunden wie erzählt, gefiel am meisten und wurde wiederholt.—„Freye Phantasie;“ der Meister ist von jeher durch die Geschicklichkeit, Erfindung und den Spielreichthum berühmt, womit er diese anmuthigen Schöpfungen des Momentes zu beleben versteht. Auch diese enthielt sehr interessante Parthien; nur hätten wir gewünscht von unserem mit der Krengeren thematischen Durchführung so vertrauten Künstler auch im gebundenen Style eine Episode zu hören.—

Moscheles steht als Componist, Virtuose, Umbildner und Pädagoge des Clavierspieles seit Jahren so hoch, und seine Wirksamkeit in höherer artistischer Bedeutung ist so vierdienstlich, daß er längst nicht mehr nöthig hat, sich um den berauschenden Taumel höchst ephemerer Scheintriumphe mit der pianistischen Jugend zu streiten. Dieser Sieg mag immerhin den jeunes premiers überlassen bleiben; ihm hat bereits die Chronik der Kunst ein Kapitel gewidmet, das mehr bedeutet, als all das Papiergeräusch der Tageblätter zusammen, nach welchem mattherzige Ruhmsucht unablässig ringt. Mit den „Alexander-Variationen“ steht Moscheles ans der Höhe eines von ihm geschaffenen neuen Claviervirtuosenthumes und der Glanz und der Schwung einer bisher nicht gekannten Mechanik wird zum Impulse einer stets zu neuen Wagnissen aufgereizten Fingerkunst. Mit seinen zwei Heften „Etüden“ führt er die begonnene Reform zu einem siegreichen Ende, indem er das mechanische Motiv vergeistigt, es zu Trägern bestimmter poetischer Ideen macht, und so im Morgenstrahle der hereinbrechenden romantischen Richtung auf sein schönes Gebäude den Schlußstein setzt. Seine Mission ist somit erfüllt, und sein Ruhm in der Kunstwelt gesichert. Was bleibt aber nunmehr dem im Streben und Vollbringen gereiften Künstler zu thun, zu genießen übrig, der den Gang der Kunst weder zu beschleunigen, noch zu hemmen vermag? Ihm bleibt, was Wenigen verliehen: die Kraft zu einer fortgesetzten, nutzbringenden, artistischen Wirksamkeit—eine blüthenreiche Vergangenheit eine früchtereiche Gegenwart. Daran ergötze sich denn auch der edle, ruhmgekrönte Künstler, den wir wie oft mit Entzücken studierten, spielten und hörten, und gedenke, sein rühmliches Wirken überblickend, geachtet von seiner Mitwelt, umgeben von seinen Lieben, jetzt wie in späten Jahren, in behaglicher Ruhe manchmal des Corintherspruches:

„Seht, das Alte ist vergangen

Und Alles ist neu geworden !“                               

Carl Kuntt.

Der Humorist (November 30, 1844): 12.

Moscheles Concert ein Gaudium gewesen ist. Das Orchester mit Sperrsitz ganz à la Lißt!

Der Ungar. Zeitschriftliches Organ für magyarische Interessen für Kunst, Literatur, Theater und Mode (November 30, 1844): 1114.

Moscheles hat bisher ein Konzert gegeben. Die Einnahme war brillant, die Aufnahme kalt, kalt, wie sein Spiel. Als ein so berühmter und zugleich reicher Mann, hätte er dieses öffentliche Auftreten wohl besser unterlassen sollen. Seine Kasse gewann nicht so viel, als ihm an seinem Rufe Abbruch geschah. Diese Fertigkeit im Spiele, womit er vor zwanzig und dreißig Jahren seine Auditorien staunen machte, können wir tagtäglich, so es uns Vergnügen macht, in jedem Salon bei hundert Dilettanten finden und bewundern, der Wunderkinder gar nicht zu gedenken, die das Alles gar oft noch besser zu machen wissen. Uebrigen geziemt es sich, einen so berühmten Meister, der ganz, richtig als der Reformator seines Kunstsaches bezeichnet wird, aus Rücksicht für seinen großen und wohlerworbenen Ruf als Kompositeur und Virtuosen, mit aller Achtung zu behandeln.

Sonntagsblätter (December 1, 1844): 1128-1129.

Professor Moscheles,

dessen erstes Konzert am 23. V. M. im Musikvereinssaale Statt gesunden hat.

Es war von seltenem und vielfachem Interesse, diesen berühmten Klavierspieler und Komponisten zu hören; denn Moscheles, welcher, wie die meisten hervorragenden Pianisten der Gegenwart, geborner Oesterreicher ist und Wien die Wiege seines Ruhmes nennt, folglich schon als heimische Zelebrität unsre Theilnahme rege macht, erweckte noch besonders dadurch die Neugierde, daß in ihm als einem der Haupt-Körisäen des Piano’s im verflossenen Dezenium die beste Gelegenheit gegeben war, diese Spielmethode seiner Zeit mit der gegenwärtig im Schwunge begrissenenen zu vergleichen. Niemand konnte uns einen klareren Spiegel davon vorhalten, wie sich früher der Geis—das Bleibende—mit der Form—dem Wechselnden—im Klaviervortraqe verband, als eben Moscheles, der sich so frisch und rüstig aus jener „guten alten Zeit“ erhalten hat, um noch einmal mit den jungen, fingerflinken Tastenläusern den Konzertwettlauf mitzumachen.

Und wir waren nicht vergebens erwartungsvoll; wir haben viel aus Moscheles erfahren: erstens, wie hoch der Komponist über den Konzertisten steht, welche gewaltige Herrschaft jetzt die zur Harmonie strebende Materie über den Geist der Kunstprodukzion erlangt hat, und daß Salomon der Weise in seinen Zeitbestimmungen der Dinge vergessen hat zu sagen: „Es ist Zeit, Konzerte zu geben, und Zeit, aus seinen Lorbeer auszuruhen!“

Moscheles ist, abgesehen von dem nie welkenden Kranze feines Kompostzions-talentes, auch noch als ausübender Pianist ein großer Künstler, dort, wo sein Spiel nicht in jenes Gebiet übergeht, wo die Technik in ihrem Glänze sich entfalten soll: hier ist er nicht nur hinter der weiten Streke zurükgeblieben, welche die Neuerem zurükgelegt haben, sondern neben der schwächeren Krast und Behendigkeit scheint auch das Feuer, welches die höheren Bravourerploitazionen durchglühen soll, schwächer geworden zu sein. Meisterlich hingegen, ja tast unvergleichlich ist sein Vortrag, wo es sich um delikate Nuan cen des Gemüthvollen, um schöne Bezeichnungen des Sinnigen in einer Komposizion handelt; die Empfindung und den Gedanken hervorzuheben, das versteht er, wie es nur irgend einer im Stande ist, und daß dies sehr viel sagen will, und daß er darum ein aus gezeichneter Künstler ist, bedarf wohl keiner weiteren Erklärung. Hinreißen, entzüken, begeistern, enthusiasmiren wird Moscheles nicht nur darum nicht mehr, weil wir solcher Spielweise, wie die seine ist, schon entwöhnt sind, sondern auch deswegen nicht, weil sein graues Haupt die Menge auf eine ruhigere, kühlere Aeußerung ihrer Anerkennung hinweist. So wie die Jugend mehr begeistert, so begeistert man sich auch leichter für die Jugend, als für Personen in vorgerükten Jahren.

Moscheles spielte zuerst ein Pastoralkonzert, welches nicht nur seinem G-moll- oder Es-Konzerte in geistiger Beschaffenheit nachsteht, sondern dem auch in der Durchführung die Gestaltung aus einem Guße fehlt Einzelne Stellen sind sehr hübsch, im Ganzen ist es aber wenig anregend, überhaupt ist die Konzertform ohne Begleitung immer einer gewissen Mattigkeit anheim gegeben. Sehr geistvoll war seine Darstellung der As-dur-Sonate von Beethoven, besonders im ersten Satze; er zeigte, daß er Beethoven zu spielen weiß, wenn er auch hie und da von der gewöhnlichen Auffassung ab wich. Unter den drei darauf folgenden Piecen: Allegro di bravura, Kindermärchen und Tarantella machte das liebliche und sinnige Kindermärchen einen allgemein erfreulichen Eindruk. Es ist eine der reizendsten Produkzionen in der kleineren Komposizionsgattung, und der Künstler spielte sie herrlich und mußte sie wiederholen. Er beschloß seine Vorträge mit einer „freien Fantasie,“ die schon darum keine ganz freie war, weil er Themas dazu nahm, die ihm gerade einfielen, anstatt sich selbe geben zu lassen, und daß ihm keine besseren einfielen, als die ans „Linda“ und „Aline“ war eben auch nicht recht. Wir kommen darauf das nächste Mal zurük, weil der Raum uns gebietet, diesen Bericht zu schließen, und melden nur noch, daß die Aufnahme des Künstlers eine sehr ehrenvolle und der Besuch des Konzertes ein zahlreicher war.

Neue Zeitschrift für Musik (December 2, 1844): 12.

Moscheles ist gegenwärtig in Wien und hat bereits ein Concert gegeben.

Oesterreichisch-Kaiserliche pirivilegirte Wiener Zeitung (December 11, 1844): 2601.

[See concert 3 December 1844]

Frankfurter Konversationsblatt (December 14, 1844): 1392.

Moscheles hat bereits ein ziemlich besuchtes Conzert gegeben und einen succés d’estime davon getragen. Die Zeit ist hin, wo Bertha spann. In diesem Concerte spielte Moscheles auf einem Prachtflügel unsers Hof-Clavierfabrikanten Bösendorfer’s, der wohl in Bezug auf Fülle und Zartheit des Tons mit dem besten Erard in die Schranken treten dürfte.

The Athenæum (January 11, 1845): 51.

The concerts of M. Moscheles, too, given by him at Vienna, after an absence of many years, have been most successful. He since performed at Leipsig, on his way to London, with great success—and, indeed, has been received, as was merited, through out his tour, with high musical honours.d

The Morning Post (January 29, 1845): 6.

Moscheles, the composer and pianist, has returned to town, after a most successful tour in Germany. He gave concerts at the Courts of Bavaria, Saxony, and Austria, assisted by the Royal orchestras. At Vienna, where Moscheles commenced his career, he was honoured twice with the commands of the Emperor of Austria to play before the Court, and he gave three public concerts, in addition to his private engagements.

Bell’s Weekly Messenger (February 1, 1845): 38.

[Same as issued in The Morning Post on January 29]

Brighton Gazette (February 1, 1845): 38.

[Same as issued in The Morning Post on January 29]