6 December 1824

Ignaz Moscheles’ Third Concert

Berlin

Programme

Deklaration, ‘Klotar’ Miss BauerF. Kind
 followed by Les adieux des troubadours,
Concertante Variations for Voice, Piano,
Violin and Guitar
Mme Grünbaum;Messrs. Moscheles, Möser, BlumMoscheles, Mayseder, Giuliani
Gage d’amitié. Grand Piano Rondo with
Orchestral Accompaniments
Mr. MoschelesKalkbrenner
Grand Potpourri Concertante for Piano and Violin (Op.59)Messrs. Moscheles, MöserMoscheles & Lafont
Overture, Kolmar  
Overture, Medea Cherubini
Piano Concerto No.4 in E majorMr. MoschelesMoscheles
Principal Vocalists: Miss Bauer, Mme Grünbaum
Principal Instrumentalists: Messrs. Bader, Blum Möser, Moscheles

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Reviews

Berliner allgemeine musikalische Zeitung (December 15, 1824): 428-429.

Berlin den 6. Dezember 1824.

Das heutige dritte und letzte Konzert des Herrn Moscheles fand und verdiente dieselbe Theilnahme des zahlreich versammelten Publikums, die der glänzende Erfolg seiner frühern Konzerte gewesen war. Ueber grössere Kompositionen des uns so werth gewordenen Künstlers wird bald in diesen Blättern gesprochen werden; darum hier nur von ihm als Konzertgeber und Spieler.

Als Konzertgeber hat er dem Heere der weit unter ihm stehenden Virtuosen, die winterlich alle Städte durchziehen, heute eine kleine Lektion gegeben, indem er, der ausgezeichnete Konzertkomponist, er, dessen G-moll und Es-dur Konzert so enthusiastisch aufgenommen wurden, eine Komposition von Kalkbrenner, gage d’amitiè, zu hören gab, und mit derselben Liebe, wie eine eigene Komposition, vortrug.

Es ist schon bei einer andern Gelegenheit…darauf hingedeutet worden, woher die Neigung der Virtuosen, selbst zu komponiren und eigne Kompositionen vorzutragen, abzuleiten sei, da doch ihre anhaltende Beschäftigung mit technischen Uebungen, ihre zunächst auf Geltendmachung des Persönlichen gerichtete Lebens-Tendenz nicht absolut auf schöpferischen Drang hindeuten. Berechtigt erscheint uns diese Neigung, wenn ein Künstler in seinem Spiel eine bisher unerreichte, in den bisherigen Kompositionen nicht anwendbare Virtuosität errang, oder sich einen eigenthümlichen, von dem Sinne der vor handenen Kompositionen abweichenden Ideen gang u. Vortrag, eine eigene Manier gebildet hat. Beides können wir von Herrn Moscheles rühmen; er würde ausser Stande sein, sich in seiner ganzen Eigenthümlichkeit und Vollendung zu zeigen, wenn er nicht eigne Kompositionen vortrüge—und durch diese innere Nothwendigkeit ist er ein trefflicher Konzertkomponist geworden.—Unlöblich ist dagegen die Sucht an derer Virtuosen, nur in eignen Kompositionen aufzutreten, ohne jene innre Nothwendigkeit, blos aus dem eitlen Wunsche, auch als Komponisten genannt zu sein, oder aus Unkenntniss ihrer selbst und der Literatur in ihrem Fache, die sie hindert, das für sie Passende herauszufinden. Jene Flickwaaren von Virtuosenkompositionen aus etlichen Opernreminiszenzen und so oder sohin gedrehten, bald abgenutzten, bald verkünstelten Passagen—jener Verderb der Konzerte und des allgemeinen Geschmackes…)—wird noch immer vom Publikum und von den Beurtheilern (auch in dieser Zeitung…) viel zu nachsichtig behandelt. Man darf nicht allgemein vom Virtuosen verlangen, dass er auch Komponist sei; giebt er sich aber als solchen, so müsse er die Feuerprobe aushalten. Vielleicht entschliessen sich dann künftige Konzertisten leichter, sich zu bessern fremden Kompositionen zu wenden. Der bewährte Komponist Moscheles hat das nicht verschmäht.—

Ueber Herrn Moscheles Spiel ist nun bereits vieles in dieser Zeitung gesagt worden. Mir ist die innige Vereinigung des Künstlers mit seinem Instrumente besonders interessant aufgefallen; sie erschienen mir wie zwei Neuvermählte, mit Liebe und der zartesten Achtung auf einander eingehend. Nichts foderte Herr Moscheles von seinem Instrumente, was es nicht hätte gewähren können, kein Effekt, den man nach dem Sinne der Komposition und des Vortrags erwar ten durfte, blieb aus, und die volle Herrschaft des Virtuosen über sein Instrument gab jedem Hörer das ruhige Bewusstsein, dass jeder einzelne Ton vom Spieler empfunden und bedacht sei und ganz gewiss so, wie er gedacht, erscheinen werde.

Herr Bader mit seinem gesunden, wohlthuenden Organ, mit seiner klangvollen Brust Stimme, Madam Grünbaum, Herr Konzertmeister Möser und Herr Karl Blum als Guitarrenspieler (eine selten gewordene Erscheinung im Konzerte) sowie die Gegenwart des Fräuleins Bauer, die „Klotar“ von Kind deklamirte, verschönten das Konzert. Die grossartigen Ouvertüren aus Kolmar und Medea von Cherubini regten von neuem den Wunsch auf, Opern von diesem Meister zu hören. Warum wird namentlich seine Lodoiska nicht mehr gegeben, warum nicht die längst versprochene Medea? In der That, es geschieht zu wenig zur Bereicherung u. Erneuung des Opern repertoirs.

A.—Z.

Allgemeine musikalische Zeitung (January 19, 1825): 41-42.

[Berlin, January] Den 6ten gab der im vorigen Berichte schon gepriesene Hr. Moscheles ein drittes Concert, in dem er ein neues Pianoforteconcert in E dur, ein concertirendes Potpourri für Pianoforte und Violine, von ihm und Lafont componirt und von ihm und Hrn. Concertmeister Möser vorgetragen, und die Gage d’amitié (Adagio und Rondo brillant mit Orchesterbegleitung von F. Kalkbrenner) meisterhaft spielte. Den Beschluss machte F. Kind’s Gedicht, Artar, gesprochen von Dem. Carol. Bauer, als Einleitung zu dem Abschiede der Troubadours, einer Concertante für Gesang, Pianoforte, Violine und Terzguitarre, componirt von Moscheles, Mayseder und Guiliano, und von Mad. Grünbaum und den Herren Möser, C. Blum und Moscheles trefflich vorgetragen.

Abend Zeitung (March 1, 1825): 204.

Aus Berlin.

….Gebührendermaßen müß mit einem Hochberühmten der Reigen eröffnet, folglich Herr Moscheles, der Amphion unserer Zeit, zeurt gennant werden, Da es aber unmöglich ist, über selbigen etwas Neuses zu sagen und ich nicht gesonnen bin, das Oftgesagte zu wiederholeb, so möge die Anzeige genügen, daß er hier war, drei Concerte gab, Kenner und Richtkenner entzückte, bewundert, angestaunt, vergöttert wurde, gute Geschäfte, bewundert, angestaunt, vergöttert wurde, gute Geschäfte machte, und nebenbei die Genugtuung hatte, sein wobt getroffenes Blidniß an den Fenstern aller Kunst- und Musikalienhändler prangen zu sehen, welches Bildniß auch guten Absaß fand, indem selbiges besonders von einer sehr Wohlhabenden Klasse der hiesigen Einwohner dringend nachgesucht wurde. Indem ich des Portraits des Herrn Moscheles erwähne, werde ich beinahe versucht, über Bildnisse im Allgemeinen und über die Art, selbige dem schau- und kauflustigen Publikum auszustellen ein Wort zu sagen