17 December 1823

Ignaz Moscheles’ Fourth Concert

Vienna: Kaiserliches und Königliches Hoftheater zu Wien

Time: Evening, Seven o’Clock

Programme

Overture in C major, Zur Namensfeier Beethoven 
Piano Concerto No.2 in E flat majorMr. MoschelesMoscheles 
AriaMme GrünbaumRossini 
Grand Piano Variations on a Military March with
Orch. Accomp. (Alexander Variations)
Mr. MoschelesMoscheles 
From Mosè in Egitto: DuetMlle Sontag, Mr. HaitzingerRossini 
Violin Variations on a Danish SongMr. MaysederMayseder 
Free Piano Fantasia, incl. themes by Handel
and ‘Gott erhalte Franz den Kaiser’
Mr. Moscheles  
Ballet, Die Amazonen Gallenberg 

  

Principal Vocalists: Mlle Sontag, Mme Grünbaum; Mr. Haitzinger      
Principal Instrumentalists: Mr. Moscheles

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Moscheles: Before I left the room [on 15 December 1823] I was obliged to yield to the urgent request of several of my hearers, in promising to repeat the whole concert the day after tomorrow. [RMM, 60.]

Eduard Hanslick: Er that dies in den Jahren 1823 und 1824 nach der damals beliebten Gepflogenheit, im Kärntnerthor-Theater in den Zwischenacten oder vor dem Ballet. Ein Concert eigener Composition, der „Alexandermarsch“ und zum Schluß eine freie Phantasie, bildeten die Hauptbestandtheile dieser Concerte.

[Eduard Hanslick, Geschichte des Concertwesen in Wien (Wien: Wilhelm Braumüller, 1869), 218.]

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Playbill

Montag den 17. D

K. K. Hoftheater nächst dem Kärnthnerthor

Zum Vortheile des Herrn J. Moscheles.:

Eine große musikalische Akademie,

worin derselbe zum letzten Mahle sich auf dem Pianoforte hören zu lassen die Ehre haben wird.

Vorkommende Stücke:

1. Ouverture in C, von L. van Beethoven. (Manuscript.)

2. Concert (in Es dur), für das Pianoforte, komponirt und vorgetragen von Herrn J. Moscheles.

3. Arie von Rossini, mit Chor, gesungen von Mad. Grünbaum.

4. (Auf Verlangen) Die Variationen über den Alexander-Marsch, componirt und vorgetragen von Herrn. J. Moscheles.

5. Duett aus Moses, gesungen von Dlle. Sontag und Hernn Haitzinger.

6. Variationen für die Violine, über ein dänisches Lied, componirt und vorgetragen von Herrn J. Mayseder, k. k. Kammer-Virtuosen.

6. [sic] Freye Phantasie auf einem englischen Pianoforte von Broadwood, vorgetragen von Herrn H. Moscheles.

Hierauf:

Die Amazonen.

Heroisches Ballet in drey Acten, von der Erfindung des Herrn L. Henry.

Musik von verschieden Meistern.

Personen.

Oriethnia, Königinn der AmazonenDlle. Perceval. o Theseus, Hr. Rozier.
Anttope, ihre NichteMad. Rozier. o Aristheus,AthenienserHr. Bretel.
Amyntha, ihre FreundinnMad. Gioja. o. Eurikles, Hr. Desterfani.
    Amazonen. Athenienser  

Tanzstückes: Pas de deux, getanzt von Dlles. Milliere und Perceval.— Pas de sept, getanzt von Hrn. Rozier, Mad. Rozier, Dlles. Heberle, Torelli, Mad. Bretel. Dlles. Ramacini und Eßler Th. Musik hiezu von Carafa.—Pas de deux, getanzt von Dlle. Heterle und Dlle. Torelli.—Pas de onze, getanzt von den Herren RozierBretel, Dlle. Milliere, Mad. Rozier, Mad. Bretel, Dlles. Ramacini, Perceval, Torelli, Etzler Therese und Etzler Fanny.

Musik hiezu von Rossini.

Freybillets sind heute ungültig.

Dlles. Unger, Bio und Taglioni sind unpäßlich. Herr Zeltner ist krauß

Der Anfang ist um 7 Uhr.

[Österreichisches TheaterMuseum]

Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt (December 13, 1823): 596.

Hr. Moscheles wird nach dem dritten Concert Wien verlassen, um eine neue Kunstreise zu beginnen.

Reviews

Allgemeine musikalische Zeitung (January 15, 1824): 43-44.

Am 15ten, ebendaselbst: Zum Vortheile des Hrn. Moscheles: eine musikalische Akademie, nebst dem Ballet: Die Amazonen. Erstere enthielt: 1. Ouverture von Beethoven (in C, 68Takt); 2. Pianoforte-Concert in Es; 3. Arie von Rossini, gesungen von Mad. Grünbaum; 4. Die Variationen über den Alexander-Marsch; 5. Duett aus Moses, gesungen von Dem. Sonntag und Hrn. Haizinger; 6. Violin-Variationen über ein dänisches Lied, von Mayseder; 7. Freye Phantasie auf einem englischen Pianoforte von Broadwood. Es ist solches dasselbe Exemplar, welches Beethoven vor einigen Jahren aus London zum Geschenk erhielt, und wofür er an Mauthen, Zöllen und Frachtgebühren mehr bezahlen musste, als das Instrument eigentlich werth ist; denn diese Instrumente dürfen sich doch wahrlich mit unsern einheimischen Erzeugmissen gar nicht messen. Da es, wie bekannt, sehr schwer zu traktiren ist, so wirkte Herr Moscheles in der That Wunder darauf, welcher, indem er in seinen frühern Phantasieen Themen von Rossini, Weber, Mozart und Beethoven zu sammenstellte, diessmal Haydn’s Volkslied mit Händel’s grossartigem Chor aus dem Alexanderfeste paarte und durch seine hohe Virtuosität wieder zur allgemeinsten Bewunderung hinriss.

Am 17ten, ebendaselbst: Auf allgemeines Verlangen: Wiederholung obiger Darstellung.

Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens (January 1, 1825): 2-3.

Am 17. December v. J. wurde dem musikalischen Publikum von der Direktion des k. k. Hofoperntheaters der Genus verschafft, die geschriebenen Tonstücke, welche Moscheles von seiner Composition jüngst in seinem Benefice vortrug, noch ein Mahl zu hören, nämlich das Clavier-Concert in Es-dur, und die Alexander-Variationen, auch trug er zum Schlusse abermahl eine freye Fantasie vor. Wie neulich, zeigte sich Moscheles als ein Clavier-Virtuos, welcher nichts zu wünschen übrig läßt. Je öfter man ihn hört, desto einnehmender erscheint seine Manier, seine ganze Behandlung des Instrumentes und seine ungeheure Bravour überrascht jedes Mahl neuerdings. Er spielte heute mit der besten Disposition, nicht das Mindeste versagte ihm, der Beyfall war einstimmig und lebhaft, er wurde vier Mahl gerufen.

In seiner Fantasie verwebte er ein Rossini’sches in ein Weber’sches Thema auf die interessanteste und anmuthigste Weise. Nur ihm ist es möglich, nach dem brillantesten Concert, den interessantesten und schwierigsten Variationen, noch das Vergnügen des Publikums in einer freyen Fantasie zu steigern. In dem ganzen, übervollen Hause herrschte bis zur leßten Note die größte Stille und Aufmerksamkeit; nach dem Schlusse brach der lebhafteste Beyfall aus.

Hrn. Mayseder’s Nummer blieb mit allgemeinem Bedauern. Wegen seiner plützlichen Unpäßlichkeit, weg. Die Damen Grünbaum und Sonntag zeichneten sich durch ihren herrlichen Besang ungemein aus. Wenn Mad. Grünbaum als große Bravour-Sängerinn durch ihre Sicherheit, Präcision und großartigen Styl bey weniger Grazie dennoch imponirte und zu allgemeiner Anerkennung ihres seltenen Verdienstes nöthigte, so bezauderte Dem. Sonntag durch die liebliche frische Stimme, ihre zarte Nuancirung und anmuthigen Vortrag.

Das Orchester hielt sich heut sehr brav in der Begleitung aller Tonstücke und in der Aufführung der Beethoven’schen genialen Ouverture. December