6 April 1817

Benefit Concert for the Public Charity Institutions

Vienna: Kaiserliches und Königliches Hoftheater zu Wien

Programme 

Overture, Sophonisba Paër
Declamation, ‘Elise in der Neujahrsnacht’Mme SchwarzValudo
Violin PolonaiseMr. BöhmBöhm
Violoncello Rondo with Orch. Accomp.Mr. Merk 
Guitar PotpourriMr. TöpferTöpfer
Overture, Medea Cherubini
Declamation, ‘Der Kynast’Mr. CastelliKörner
AriaMme CampiGyrowetz
Declamation, ‘Das Hemd des Glücklichen’Mr. CastelliCastelli
Variations for Flute, Oboe and TrumpetMessrs. Alois Khayll, Joseph
Khayll, Anton Khayll
Weiss
Overture, Der Thurm von Gothenburg Dalayrac
Principal Vocalists: Mesdames Campi, Schwarz; Mr. Castelli
Principal Instrumentalists: Messrs. Alois Khayll, Anton Khayll, Böhm, Joseph Khayll, Merk, Moscheles, Töpfer

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Programme Notes: Mr. Moscheles was indisposed. He would have performed a Caprice and Potpourri Concertante for Piano and Violoncello with Mr. Merk. Due to his indisposition, Mr. Merk performed a Violoncello Rondo with orchestral accompaniments instead.


Reviews

Wiener allgemeine Theaterzeitung (April 12, 1817): 176.

Musikalische Akademie.

Am 6. April wurde in dem k. k. Hoftheater. nächst dem Kärntnerthor eine musikalisch-deklamatorische Abendunterhaltung zum Vortheil der Wohlthätigkeits-Anstalten gegeben. Obschon die Wahl der Stücke weder neu noch interessant war, so fand sich doch das Publikum sehr zahlreich ein. Die Ouvertüre aus »Sofonisbe« von Pär, machte den Anfang. Es ist unbegreiflich, warum dieses schöne musikalische Tonstück so kalt aufgenommen wurde, da doch der Vortrag desselben nichts zu wünschen übrig ließ, und Rossini, dessen Ouvertüre zu »Tancredi« immer so rauschenden Beyfall erhielt, hieraus die Hauptgedanken entlehnte, und nur mit einer unbedeutenden Abänderung beybehielt. Der Ouvertur folgte eine Deklamation der Demoiselle Schwarz, welche den Talenten und Anlagen dieser hoffnungsvollen Anfängerinn angemessen aufgenommen wurde. Eine Polonaise für die DiolMe, gesetzt und vorgetragen von Hrn. Böhm, erhielt rauschenden Beyfall, wie es das Musikstück und Herr Böhm mit vollem Rechte verdiente. Hr. Castelli, welcher seit einiger Zeit als Deklamator fast auf allen Anschlagszetteln zu lesen ist, sprach die Körner’sche Ballade: Der Kynast. Allein sein leiser, matter Vortrag ließ kalt. Hr. Töpfer spielte ein Potpourri!!! auf der Guitarre. Hrn. Töpfers Fertig keit auf diesem Instrument wurde in diesen Blättern schon oft gerühmt, und verdient auch dieses Mahl gerechte Anerkennung, nur wäre es zu wünschen, er möchte sich zum öffentlichen Vortrag ein Mahl doch ein Musikstück eines bessern Compositeurs wählen. Seine Composition, welche er gewöhnlich Phantasie oder Potpourri taufet, ist ein Melodien-und Passagen-Chaos, welches weder Geschmack verräth, noch den Regeln des Tonsatzes entspricht. Durch ein Werk Guiliannis oder Diabellis würde er die Zuhöhrer mehr unterhalten, zugleich das Vorurtbeil von sich abwenden, als könne ec sonst nichts als seine schon hundertmahl gespielten und öffentlich zu Markte getragenen Passagen; und würde demnach Gelegenheit haben, seine bedeutende Kunstfertigkeit zu zeigen. Wegen plötzlicher Unpäßlichkeit des Hrn. Moscheles unterblieb das angekündete Potpourri für Fortepiano und Violoncell, und Hr. Merk spielte an dessen Stelle ein Rondo auf dem Violoncell mit Orchester- Begleitung. War dieser angehende Künstler dießmahl nicht recht gelaunt, oder lag der Fehler im Instrumente, kurz, Hr. Merk spielte nicht so fleißig als sonst, man hörte öfters ein unangenehmes Scharren des Bogens und unreine Töne. Es ist eine Verletzung des öffentlichen Wohlstandes, welchen der Künstler zu beobachten verpflichtet ist, wenn derselbe nicht allen Fleiß aufbiethet, der in seinen Kräften liegt, das Publikum zu un terhalten, und sträflich ist es, wenn derselbe eine Privatlaune öffentlich äußert und fühlen läßt. Eine vorzügliche Eigenschaft jedes Künstlers, besonders eines jungen, emporkeimenden, ist Bescheidenheit im Benehmen und Achtung gegen das Publikum. Möchten doch mehrere unserer Musen-Söhne diesen wahren Satz beherzigen und beobachten!—Cherubinis meisterhafte Ouvertüre zur »Medea« wurde gut executirt, erfordert aber ein stärkeres Orchester um den gehörigen Effekt hervorzubringen Hr. Heurteur sprach Reils Erzählung: »Der Pulver thurm,« mit Gefühl und Wahrheit; er befriedigte Aller Erwartungen, und bezeigte sich würdig der Ehre des lärmenden Empfanges und einstimmigen Hervorrufens. Mad. Campi bewies in einer Arie von Gyrowetz, daß sie noch immer die große Sängerinn sey, welche Wien schon seit Jahren in ihr verehrt, auch sie wurde hervorgerufen. Die Deklamation des Gedichtes: Das Hemd des Glücklichen, entsprach mehr als die Körnerische Ballade der Individualität des Hrn. Castelli. Er trug dieses artige von ihm selbst geschriebene Gedicht mit vieler Wahrheit und Laune vor, und erntete dadurch all ­ gemeinen Beyfall. Die drey Brüder Khayll spielten die bereits einige Mahle mit großem Antheile vorgetragenen Variationen für die Flöte, Hoboe und Klappentrompete, auch bey dieser Abendunterhaltung mit vielem Geschmack und großer Kunstfertigkeit, jedoch bemerkte man bey der Trompete einen geringeren Grad von Reinheit, als bey der letzten Produktion int Burgtheater Den Beschluß machte die Ouvertüre von d’Allayracs herrlichen Oper: »Der Thurm von Gothenburg.« Es wäre sehr zu wünschen, wenn diese gute Oper, welche schon so lange vom Repertoir verschwunden ist, neuerdings gegeben würde.

Wiener-Moden-Zeitung und Zeitschrift für Kunst, schöne Literatur und Theater (April 9, 1817): 236.

Eine musikalisch-deklamatorische Abendunterhaltung,

gegeben im Kärntnerthortheater am 6. April zum Vortheile der öffentlichen Wohlthätigkeitsanstalten, fing mit einer Ouvertüre von Pär an und schloß mit einer Ouverture von d’Allayrak. So etwas ist merkwürdig. Vielleicht beginnt man in der Folge mit einem Finale. Einige Verehrer, besser, einige blinde Anbether Rossini’s, wollen sich noch immer nicht überzeugen, daß derselbe einen großen Theil des Ruhms, den er sich durch die Komposition des Tancredi erworben, Pär’s Sophonisbe verdankt. Darüber muß man nicht böse werden. Es kann ja auch in der musikalischen Welt eben so gut eine Gleichheit der Ideen Statt finden, wie in der poetischen und prosaischen. Mir selbst ist ein Dichter bekannt, der in seinem neuen Werke dreyßig oder vierzig Verse—gereimte Alexandriner—aufnahm, welche ich in einem alten, vor dreyßig oder vierzig Jahren bereits erschienenen Buche wörtlich verzeichnet gefunden hatte und der dennoch glaubwürdig versicherte sothanes altes Buch nie gelesen zu haben. Ob sich solche Erscheinungen nicht durch den Magnetismus erklären liegen? Es wäre doch eine köstliche Sache, wenn der Geist wirklich im Magen säßen! Unwillkührlich richten sich jetzt die Blicke nach Preußen, wo eine Prämie von dreyhundert Dukaten den großen Streit für und wider den Magnetismus entscheiden soll. Wer wird aber Schiedsrichter seyn? Die Herren van pro oder die Herren van contra, oder eine comission mixa??

Um auf die Abendunterhaltung zurück zu kommen, wurde außer den beyden genannten Ouvertüren noch eine dritte von Cherubini gehört. Omne trinum perfectum. Dieser Satz hat sich hier nicht ganz bestätigt; die Aufführung war gar nicht perfekt. Dann trug ein Kunstredner, Herr I. F. Castelli, eine Ballade von Körner: der Künast, und ein selbst gedichtetes oder nachgedichtetes Mährchen, das Hemd des Glücklichen, vor, für welche besondere Gefälligkeit er applaudirt wurde. Recht artig sprach Mlle. Schwarz ein Gedicht von Valudo, Elise in der Neujahrsnacht; Madame Campi sang eine von Herrn Gyrowetz komponirte Arie; Herr Böhm spielte mit Anniuth und Kunstfertigkeit eine Polonaise auf der Violine; Herr Töpfer ergetzte mit einem niedlichen Potpourri für die Guitarre; Herr Moscheles konnte nicht bewundert werden, weil die versprochene Kaprize für das Fortepiano durch die eingetretene Kaprize der Krankheit vereitelt war; die Gebrüder Khayll wiederhohlten ihre Variationen für Flöte, Oboe und Trompete; die Geschickte vom Pulverthurm kam auch noch ein Mahl zum Vorschein und die Akademie war beendigt.

Allgemeine musikalische Zeitung (May 28, 1817): 380.

[Wien, April] Am 6ten—im Kärnthnerthortheater, zum Vortheil der öffentlichen Wohlthätigkeitsanstalten: 1. Ouverture aus Sophonisbe von Pär. 2. Declamation. 5. Polonoise für die Violin, comp., und mit wahrer Vollendung vorgetragen von Hrn Böhm. 4. Declamation. 5. Caprice und Potpourri für Pianoforte und Violoncello, von Moscheles, gespielt von demselben und Hrn. Merk. 6. Potpourri für die Guitarre, gesetzt und ausgeführt von Hrn. Töpfer. 7. Ouverture aus Medea von Cherubini. 8. Declamat. 9. Arie von Gyrowetz, gesung. von Mad. Campi. 10. Declamation. 11. Das beliebte Trio für Flöte, Hoboe und Trompete von Weiss, geblasen von den Gebrüdern Khayll. 12. Ouverture aus dem Thurm von Gothenburg von Dallayrac