25 October 1826

Ignaz Moscheles’ Farewell Concert

Vienna: Kaiserliches und Königliches Hoftheater zu Wien

↓Programme

AriaMiss ContiRaimond
Grand Piano Variations on a Military March
with Orch. Accomp. (Alexander Variations)
Mr. MoschelesMoscheles
Piano Concerto No.3 in G minorMr. MoschelesMoscheles
Piano Fantasia, The Recollections of Ireland with Orchestral Accompaniments  Mr. MoschelesMoscheles
Variations on the CzakanMaster J. KhayllVranický
Principal Vocalists: Miss Conti
Principal Instrumentalists: Master J. Khayll, Mr. Moscheles

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Programme Notes: The piano brand was Graf.

Charlotte: Nach kurzem Aufenthalt eilten sie nach Wien, wohin Moscheles vom Director des Kärtnerthor-Theaters eingeladen worden war, um dort zwei Concerte zu halber Einnahme zu geben. Diese fanden am 21. und 25. October statt, und auch hier erfreuten sich das neue C-dur-Concert und die „Erinnerungen an Irland“ der herzlichsten Aufnahme. [AML I, 128-129.]


Letter: Ignaz Moscheles from The Harmonicon, vol. IV (1826): 237-238

MUSICAL TOUR IN GERMANY.

To the Editor of the HARMONICON.

Sir,

If you should deem it likely that the following extracts of a letter, which I have just received from Mr. I. MOSCHELES, dated Prague, the 3d of November, would be as interesting to your readers as they were to me, you are welcome to give them a place in your valuable work. In order that these extracts may be better understood, I beg to mention, that Mr. Moscheles has been on a professional tour in his native country ever since the 21st of September, and from his own account, as well as from the foreign reports, it appears, that his public concerts at Hamburg, Leipzig, Prague, and Vienna, were attended with a success, which surpassed even that of former years. He is now on his return to London, and intends to be here, at the latest, about the beginning of the new year, to resume his professional occupations.

I am, Sir, &c.

J. R. S.

                   *                          *                          *                          *                           *

…“On the 10th of October I arrived in Vienna, where I gave two concerts to over-crowded houses. The pieces I played were warmly applauded, but particularly the Recollections of Ireland, which I had to perform twice.

“Among the female vocalists of Vienna, Mde. Schechner, formerly at Munich, now holds the first rank; the others, indeed, hardly deserve being mentioned. The Italian Opera corps is expected to arrive within a short time. The veteran composers, Weigl, Gyrowetz, Seyfried, are all well, but quite inactive: they write nothing. The great Beethoven, in addition to his other calamities, has had the misfortune to see his nephew, in whom all his affections were centered [sic], turn out a mauvais sujet. After various instances of bad conduct, this youth attempted suicide, by shooting himself in the head. He is, however, recovered, and Beethoven now intends to place him in a regiment.

“Instrumental music is at present in Vienna by no means in a flourishing state. The quartett parties of Schupanzig is the only good music that one hears in this way. Mayseder, however, still does wonderful things. Merk is an extraordinary violoncello player, who would everywhere create a great sensation. A young Bohemian, of the name of Slavik, is considered in Vienna as the second Paganini. What he ventures and executes upon the violin is really incredible. If he were rather more calm, he would move the hearer as much as he astonishes him.

Reviews

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (November 2, 1826): 1056.

K. K. Hoftheater nächst dem Kärnthnerthore.

Hr. Moscheles hat sein zweytes und letztes Concertin diesem Theater gegeben und das schöne Concert in G-moll *) gespielt. Unstreitig vereinigt dieser Künstler in seinem Spiele die glänzendste Bravour mit der feinsten Delicatesse. Wenn seine kunstreichen Hände aus der Tiefe des Basses nach der Höhe stürmen, bewundert man die Kraft und das schnelle Tempo, indeß man doch auch kein unrichtiges Verhältniß wahrnimmt. Sein ausdrucksvolles Dolce, besonders in der Discanthöhe, macht den herrlichsten Eindruck, denn jedes noch so kleine Verhältniß der Dauer oder Bewegung erscheint in einer Reinheit, wie sie nur denkbar ist. Die Fülle der Vaßtöne, die schöne Gleichheit und sonore Kraft des Discants, welche das Fortepiano von Loeschen in sich vereinigt, wirkten unter seinem kunstreichen Spiele bezaubernd. Jede Nuance wurde klar, und die schönste Mannigfaltigkeit des Klangs durch den Künstler entwickelt.

Als zweyte Nummer wiederholte er die „Erinnerungen an Irland,“ welche wir schon im ersten Concerte hörten, mit der nemlichen Meisterschaft, und spielte zum Beschluß seine Alexander-Variationen, welche eigentlich hier in Wien seinen Ruf gründeten, mit einem Staunen erregenden schnellen Tempo, und mit solcher Kunstfertigkeit, daß das Auditorium ihn stürmisch applaudirte und hervor rief.

Wir bedauern, ihn nicht länger in Wien verweilen zu sehen. Er eilt nach Prag, um sich hören zu lassen.

Eine junge Sängerinn, Dlle. Conti, sang eine Arie mit Chor von Raimondi, in welcher sie einen nicht unbedeutenden Grad von Bildung entwickelte, und Beyfall erntete. Alle schweren und hohen Stellen nahm sie mit großer Vorsicht im leisen Piano, ohne hierin mit Forte zu wechseln, jedoch in ziemlicher Reinheit. Die Schluß-Cadenz, welche jede Sangerinn am Ende der Periode im Forte zu geben pflegt, ist bey ihr nicht ganz correct. Auch sie wurde mit Beyfall gerufen.

Als vierte Nummer spielte der talentvolle zwölfiährige Joseph Khayll Variationen auf dem Czakan, von Anton Wranitzky, welche recht, gut und zweckmäßig erfunden, und mit einem hübschen, sehr discreten Accompagnementt versehen waren. Der als Violinist uns schon rühmlich bekannte junge Virtuos erntest auch auf diesem Instrument großen Beyfall, und wurde einstimmig gerufen.

Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens (November 4, 1826): 535-536.

Wien.

Moscheles Abschieds-Concert.

Hr. J. Moscheles, Kammer-Virtuos des Herrn Fürsten Paul Eßterhazy und Ehren-Mitglied der Musik-Akademie zu London, gab Mittwochs am 25. October sein zweytes, und leider schon sein Abschieds-Concert im k. k. Hoftheater nächst dem Kärnthnerthore. Er trug in demselben auf dem Fortepiano das Concert aus G-moll vor, dann wiederholte er, zum großen Vergnügen des musikalischen Publikums, seine gesetzte Fantasie, unter dem Titel: »Erinnerungen aus Irland;« den Beschluß machten große Bravour-Variationen über den Alexander-Marsch; alle diese Compositionen waren von ihm selbst. Der Erwartung gemäß manifestirte sich Moscheles abermalhs als der große, in eigenthümlicher  Manier sich charakteristisch aussprechende Virtuos, und das ganz vorzüglich im Vortrage des herrlichen G-moll-Concertes, aber dennoch möchte man fast sagen, er bade heute, wenn auch nicht präziser und glücklicher, dennoch reizender gespielt als jüngst. Das Moscheles zwey einer schon im Stiche vorbandenen und von allen bedeutenderen Klavierspielern mehr oder weniger gekannten Compositionen nach mehrjähriger Abwersenheit heult vortrug, war besonders interessant. Man konnte um so leichter wahrnehmen, ob, und worin Moscheses sein Spiel verändert habe, und man fand, daß er wirklich weil zarter, inniger und gefühlvoller spiele, ohne an Bravour verloren zu baden. Um letztere im vollen Maße zu entwickeln, bat er vielleicht das Tempo der Variationen gar zu schnell genommen, denn obwohl einem Moscheles auf seinem Instrumente nichts unmöglich ist, so war es aber den Zuhörern beynahe nicht möglich, mit dem Gehöre nachzukommen; est modus in rebus, sunt certi denique fines! Man hat das G -moll-Concert, das Octaven-Concert par préferance genannt, und zwar mit Recht. Moscheles glänzte in dieser seiner besondern Force ganz herrlich in dem Concerte und spielte dasselbe mit der elegantesten Rundung und jener siegreichen Behandlung seines Instrumentes, welche nur einem so großen Meister eigen seyn kann. Diesmahl spielte Moscheles auf einem sehr guten Instrumente, von Hrn. Leschen verfertig. Ueber den materiellen Eindruck des Tones Irgend eines Instrumentes, so wie über das Zusagen des Mechanismus, kann kein allgemeines Urtheil ausgesprochen werden. Es gebt hier mir dem Tone wie mit den Farben; das Gefallen oder nicht Gefallen hängt von der subjectiven Beschaffenheit des Observierenden ab. DemVirtuosen wird jenes Instrument am passendsten seyn, welches ihm durchaus gehorcht und anspricht. Ist nun der Ton desselben noch von der Art, daß er den Spieler begeistert und den Zuhörer rührt, so ist es gewiß ein vollkommenes Instrument. Eine Dem. Conti sang mit angenehmer Stimme und ziemlicher Tüchtigkeit eine italienische Arie von Raimondi. Man hat dieses talentvolle junge Frauenzimmer schon unter einem andern Nahmen in Liebhaber-Concerten mit Beyfall singen gehört, und es stellt zu erwarten, ob sie im Vaterlande des Gesanges, dem sie sich als Dem. Conti zuneigt, jene Ausbildung erwerben werde, welche zur vollendeten Sängerinn gehort, wenigstens scheinen hinreichende Kunstmittel bereits vorhanden, um die Erreichung des Zweckes kosten zu können. Der zwölfjährige Joseph Khayll, welcher sich neulich als Violin- Spieler hören ließ, trug heute Variationen von Anton Wranitzky auf dem Czakan vor. Auch auf diesem Instrumente bewies er ein seltenes musikalisches Talent; vermuthlich soll ihm aber der Czakan nur dazu dienen, um sich zum Oboisten vorzubereiten; sonst wäre es Schade, dem Knaben seine Zeit mit diesem mangelhaften Instrumente zu verderben. Mosceles hat also wieder für längere Zeit von uns Abschied genommen. Die Erinnerung an die klatschen Kunstgenüße, welche er uns während dieses seines kurzen Aufenthaltes bereitete, wurde ihm bey seiner Rückkehr schon den freudigsten Willkomm verschaffen, auch wenn wir sonst nichts weiter von ihm wüßten, als was er uns diesmahl zu hören gab.

Die Ouvertüre zu Fidelio wurde herrlich excquirt; sie machte recht lüstern nach dem Genuße der ganzen Oper, welcher, wie wir vernehmen, uns nicht mehr lange vorenthalten werden soll. Dlle. Franchetti sang eine Arie aus Camilla. Die Sangerinn schien an diesem Abende übel disponirt gewesen zu seyn. Der kleine Jos. Khayll spielte Violin-Variationen von seinem Meister, Hrn. Jansa, ganz allerliebst. Er besitzt viel Tact, gute Bogenführung, greift sicher und rein, und stellt schon als Knabe seinen Mann. Aus ihm etwas Rechtes werden. Er wurde stürmisch gerufen.

Allgemeine musikalische Zeitung (December 13, 1826): 829.

Am 25sten, ebendaselbst: musikalische Akademie, wie am 21sten. Hr. Moscheles, welcher in wenig Tagen über Prag wieder nach England zurückgeht, spielte diessmal das überaus schön gearbeitete G moll-Concert, wiederholte seine mit Beyfall gekrönten Erinnerungen an Irrland, und gab die noch immer beliebten Variationen über den Alexander-Marsch auf allgemeines Verlangen zum Besten.

Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz (December 18, 1826): 1018.

Wien….Einige geßreiche Abende verschaffte uns übringes Moscheles durch zwei Conzerte, welche er, währen seiner kurzen Anwesenheit, in diesem Theater gab. Seine „Erinnerungen aus Irland“, die er unter andern Compositionen vortrug, haben etwas Eigenthümliches und Charakteristisches, das Jeden ansprechen müß.“…(Pandore.)

Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens (January 6, 1827): 10.

Über Moscheles Kunstreise.

Der ruhmbekränzte Musikheros J. Moscheles hatte während seinem letzten Aufenthalte in Wien im k. k. Hoftheater nächst dem Kärnthnerthore mehrere glänzende Concerte abgehalten, welche sämmtlich mit allgemeinem Enthusiasmus aufgenommen, und auch bereits in dieser Zeitschrift mit verdienter Auszeichnung besprochen wurden. Da der geschätzte Virtuos abermahls eine Kunstreise nach Norddeutschland angetreten hat, so halten wir uns verpflichtet, die Glanzmomente derselben seinen zahlreichen Freunden und Verehrern in gedrängten Umrissen zur Anschauung zu bringen.

…Berlin den 24. November 1826.

Friedrich Wilhelm.