25 December 1823

Benefit Concert for the Hospital

Vienna: Großer Redoutensaal—Time: Evening, Seven o’Clock

Programme

Part I   
Symphony in D major: Allegro and Andante(new)Krommer 
AriaMiss UngerRifaut 
Violoncello VariationMr. MerkMerk 
Vocal Quartet arranged by Mr. SeipeltMessrs. Haitzinger, Rauscher, Rupprecht, Seipelt and Mr. MoschelesEisenhofer 
Free Piano Fantasia  
From Baals Sturn: SceneMr. FortiWeigl 
Anton Khayll   
Symphony in D major: Finale(new)Krommer 
Recit. and AriaMme GrünbaumMercadante 
Trio for Flute, Oboe and TrumpetMessrs. Alois Khayll, Joseph Khayll Anton Khayll  
From Ciro in Babilonia: TerzettMiss Unger, Mme Grünbaum,Rossini 
 Mr. Haitzinger  
Violin VariationsMr. MaysederMayseder 
From Euryanthe: Jägerchor Weber 

  

Principal Vocalists: Miss Unger, Mme Grünbaum; Messrs. Haitzinger, Forti, Rauscher, Rupprecht, Seipelt      
Principal Instrumentalists: Messrs. Alois Khayll, Anton Khayll, Joseph Khayll, Mayseder, Merk, Moscheles

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Charlotte: He took part in a concert for the benefit of the poor. [RMM, 60.]

Reviews

Allgemeine musikalische Zeitung (January 15, 1824): 44.

Am 25sten, im k. k. grossen Redoutensaale, zum Vortheile des Bürgerspitals: eine musikalische Akademie, enthaltend: 1. Neue Symphonie von Krommer (in D), Allegro und Andante; 2. Arie von Rifaut, gesungen von Dem. Unger; 3. Violoncell-Variationen, componirt und gespielt von Hrn. Merk; 4. Vocal-Quartett; 5. Freye Phantasie auf dem Pianoforte, von Hrn. Moscheles; 6. Grosse Scene aus der Oper: Baals Sturz, von Hrn. Weigl; 7. Finale aus obiger Symphonie; 8. Arie von Mercadante, gesungen von Mad.; 9. Trio für Flöte, Hoboe und Trompete, vorgetragen von den Gebrüdern Khayll; 10. Terzett aus Rossini’s: Ciro in Babilonia, gesungen von Mad. Grünbaum, Dem. Unger und Hrn. Haizinger; 11. Violin-Variationen, componirt und gespielt von Hrn. Mayseder; 12. Jäger-chor aus Euryanthe. Bey einem so zahlreichen, gemischten Publikum, wenn die gesamte Bürgerschaft in Contribution gesetzt wird, lässt sich eben kein verfeinerter Geschmack erwarten. Doch wurden die Solo-Gesänge und Concert-Sätze beyfällig aufgenommen; dagegen musste die grosse Scene von Weigl, einzig für die dramatische Darstellung berechnet, aus mehr als einem Grunde hier wir kungslos vorübergleiten.

Oesterreichisch-Kaiserliche pirivilegirte Wiener Zeitung (January 15, 1824): 47.

Den 25. December v. J. wurde die von Sr. k. k. Majerstät  allergnadigst bewolligte musikalische Akademie in dem k. k. großen Redoutensaale, zum Vortheile der im Versorgunghause hause zu St. Marks sich befindenden armen Bürger, Bürgerinnen und Bürgersfinder gegeben, bey welchem menschenfreundlichen Unternehmen Mde. Grünbaum, Dlle. Unger, dam die Herren Forn, Seipelt, Heitzinger, Rauscher, Ruprecht, Mayseder, Merk, Moscheles und Gebrüder Khayll, mit ihren ausgezeichneten Kunsttalenten unentgeldich mitwirkten.

Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt (January 20, 1824): 35-36.

Akademie.

Die große musikalische, welche den 25. December am ersten Weihnachtsfeyertage, zum Vortheile der in der Versorgung zu St. Marr befindlichen verarmten Bürger, Bürgerinnen und Bürgersfinder, Abends um 7 Uhr im k. k. grossen Redountessale Staat fand, war äußerst glänzend besucht, und darf mit jenen Akademien, die an diesem Tage in früheren Jahren zu gleichem wohltätigem Zwecke besucht wurden, auf jeden Fall in die Reihe treten; ein glänzender Beweis, daß die Herzensgüte der Bewohner unserer Kaiserstadt sich auch in dem verflossenen Jahre auf der wohlthätigen Sonnenhöhe ihrer Milde erhielt, von wo aus sie stets auch unter so vielfältigen Stürmen und Feuerproben der jüngst verflossenen Zeit ein mächtiger Hort der Bedrängten, eine kräftige Stüße der ihrem Schicksal erliegenden Mitbrüder war.

Mehrere achtungswert he Künstler, immer bereit, zum Wohle der Nebenmenschen die Früchte ihres Talents darzubringen, haben sich dem edlen Zwecke angeschlossen, und so ward es auch von Seite der Kunst möglich, diesen Abend auf das beste auszustatten. Die dabey vorgekommenen Musikstücke waren folgende:

Erste Abtheilung.

1. Große Symphonie in D, von Herrn Franz Krommer, k. k. Kammercapellmeister, erster und zweyter Satz.

Diese im großen und imposanten Style erfundene Tondichtung sprach allgemein an. Gang und Verwesung der Ideen darin ist trefflich, und die bedeutenden Schwierigkeiten der Execution, wurden von Seite des Orchesters auf eine glänzende Weife besiegt.

2. Arie, von Herrn Victor Rifaut, Mitglied des Pariser-Conservatoriums, gesungen von Dlle. Unger, k. k. Hofopern-Sängerinn. Sie wußte die schweren Stellen ihrer Arie sehr gut zu überwinden, und einen eigenthümlichen Reitz in ihrer Stimme zu zeigen. Die Zuhörer wurden besonders bey dem Sotto Voce sehr angenehm ergriffen.

3. Variationen für das Violoncello, componirt und gespielt von Hrn. Merk, Mitglied der k. k. Hofcapelle und des k. k. Hofopernorchesters. Der Empfang bewies ihm gleich Anfangs, daß das kunstgerechte Publicum wirkliche Künstler zu würdigen wisse. Er wußte aber auch diese Meinung durch herrlichen Vortrag seiner Komposition auf diesem schwierige» Instrumente zu rechtfertigen. Sein Ton war vollklingend, kräftig und rein, ein seltener Vorzug vor dem näselnden Ton so mancher anderer Cello-Spieler.

4. Vierstimmiger Gesang an die Wohlthätigkeit, nach Hrn. Eisenhofers Musik, arrangirt für diesen wohlthätigen Zweck von Hrn. Jos. Seipelt, vorgetragen von den H. H. Haitzinger und Seipelt, Mitglieder des k. k. privil. Theaters an der Wien, dann den H. H. Rauscher und Rupprecht, Mitglieder des k. k. Hoftheaters nächst dem Kärnthnerthor. Herrlich war der Zusammenklang dieser sonoren Männerstimmen; und dieses Tonstück war es, welches sich in der ganzen Akademie eines aus gezeichneten Beyfalls zu erfreuen hatte. Es mußte wiederhohlt werden.

5. Freye Phantasie auf dem Pianoforte, vorgetragen von I. Moscheles. Etwas über die vortreffliche Behandlungsweise des Fortepiano dieses Künstlers zu sagen, wäre überflüssig, seine Virtuosität wurde vom Publicum gewürdigt. Entsprach der Effect nicht ganz der hohen Erwartung, so lag dieses bloß an den vorhergehenden rauschenden Instrumentalstücken, welche aus das einsam folgende Instrument störende Pralllichier werfen mochten. Seine Ideen waren übrigens schön verbunden, reich mit originellen und kunstreichen Passagen durchslochten, die Thema’s seiner Variationen schienen auf die Zuhörer berechnet zu seyn.

6. Große Scene mit Chor aus der Opera: „Baals Sturz,“ von Hrn. Joseph Weigl, k. k. Hoftheater- Capellmeister. Diese Scene sprach wohl, von der mit in Rechnung gebrachten Scenen-Ausstattung entblößt, trotz des guten Vortrags des Hrn. Forti, und des präcis einfallenden Chors, am wenigsten an.

Zweyte Abtheilung.

1. Letzter Satz der obigen Symphonie von Hrn. Franz Krommer. Wie die vorhergehenden Sätze dieser Symphonie, ist auch dieser würdig, effectvoll und lieblich gearbeitet; der schöne Wechsel der Blasinstrumente wirkte im Contraste des streichenden Orchesters wohltkätig auf die Zuhörer, die das schöne Werk beyfällig anerkannten.

2. Recitativ und Arie mit Chor von Mercadante, gesungen von Mad. Grünbaum, k. k. Hof- und Hofopern-Sängerinn. Mad. Gründaum bewies neuerdings ihr schönes Talent im gefälligen Vortrag, und zeigte eine ungewöhnliche Biegsamkeit und Geläufigkeit ihrer Stimme, mit welcher sie dieses sehr dankbare Tonstück vortrug.

3. Terzett für Flöte, Oboe und Trompette, vorgetragen von den H. H. Gebrüdern Khayll, Mitgliedern der k. k. Hofcapelle und des k. k. Hoftheaters. Das Bestreben gedachter Künstler wurde beyfällig anerkannt.

4. Terzett aus der Oper Ciro in Babilonia von Rossini, vorgetragen von Mad. Grünbaum, Dlle. Unger und Hrn. Haitzinger. Alles früher Gesagte bestätigten diese beyden aus gezeichneten Sängerinnen, von dem wackern Tenor, Hrn. Haitzinger, auf das kräftigste unterstützt. Schön und bedeutend wurde dieses weichliche Terzett, in Rossinis reiner Manier versaßt, vorgetragen, und erhielt am Schlüsse den verdientesten Beyfall.

5. Variationen für die Violine, componirt und vorgetragen von Hrn. Joseph Mayseder, k. k. Kammervirtuosen. Mayseders eminentes Violinspiel glänzte gleich funkelnden Edelsteinen in bunter Farbenpracht und die entzückte Versammlung lohnte den Künstler durch großen Beyfall. Vorzügliche Reinheit der Intonation, auch in den schwierigsten Stellen, und voller Klang, nebst herrlicher Bogenführung, stempeln ihn zum großen Meister seines Instruments.

6. Jägerchor aus der Oper Euryanthe, von Hrn. Carl Maria von Weber, k. sächsischen Hofcapellmeister. Die Execution dieses beliebten Tonstückes war hinsichtlich des Sängerchors brav.

II. MM. der Kaiser und die Kaiserinn, die höchsten und hohen Herrschaften verherrlichten die Versammlung durch Ihre Gegenwart, und wurden von dem entzückten Publicum durch dreymahliges allgemeines Händeklatschen herzlich bewillkommt.

Erstaunenswürdig war der Andrang der Zuhörer an diesem Tage. Die Wohlthätigkeit hatte die Bewohner der entferntesten Vorstädte herbeygezogen. Doch war der Raum so eng, daß die Sehnsucht vieler Musikliebhaber nach diesem schönen Genüge noch vor Anfang der Akademie abgekühlt wurde, denn viele verließen den Saal.