8 November 1818

Carl Keller’s Concert

Vienna: Kleiner Redoutensaal

Time: Morning, Half Past One o’Clock

Tickets: 4 Florins

Programme

Overture, Salem Mosel
Flute PolonaiseMr. KellerKeller
Piano Concerto No.3 in C sharp minorMr. MoschelesRies
Concertante for Flute and OboeMessrs. Keller, SellnerMoscheles
AriaMme Schüler-BiedenfeldS. Mayer
Flute Divertissement with Orchestral
Accompaniments (new)
Mr. KellerKeller
Principal Vocalists: Mme Schüler-Biedenfeld
Principal Instrumentalists: Messrs. Keller, Moscheles, Sellner

 

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Programme Notes: The Concertante for Flute and Oboe by Moscheles may refer to the Concertante in F major for Flute, Oboe and Orchestra.

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Oesterreichischer Beobachter (November 4, 1818): 1610.

Concert-Anzeige. Mit hoher Bewilligung wird Sonntag den 8. November Carl Keller, Tonkünstler auf der Flöte, die Ehre haben, vor seiner baldigen Abreise, eine große musikalische Academie im k. k. kleinen Redouten-Saale um die Mittagsstunde zu geben.—Inhalt derselben: l) Ouvertüre aus der Oper Salem von Hrn. v. Mosel. 2) Concert-Polonaise für die Flöte, componirt und vorgetragen von C. Keller. 3) Pianoforte-Concert (in Cis moll) von F. Ries, vorgetragen von Hrn. J. Moscheles. 4) Concertino für Flöte und Oboe, componirt von J. Moscheles, vorgetragen von Hrn. J. Sellner und C. Keller. 5) Arie von Simon Mayer, gesungen von Mme. Biedenfeld Bonafegla. 6) Neues Divertissement für die Flöte mit Orchester-Begleitung, componirt und vorgetragen von C. Keller. Aus besonderer Gefälligkeit für den Concertgeber haben Mme. Biedenfeld Bonafegla, und die Herren Moscheles und Sellner, die Ausführung genannter Stücke, so wie Hr. Kapellmeister Gyrowetz, die Direction am Clavier übernommen. Billets zu 4 fl. WW. find in der Kunsthandingen der Herren Artaria und Comp., und P. Mechetti, so wie am Tage der Aufführung an der Kasse zu haben. Der Anfang ist um halb 1 Uhr

Reviews

Janus (November 11, 1818): 65-66.

—Am 8. November gab Herr Keller, Tonkünstler auf der Flöte vor seiner Abreise ein Concert im k. k. kleinen Redoutensaal. Es wurde eröffnet mit einer Ouverture aus der Opera Salem von Herrn von Mosel. Die Composition war ganz in der würdevolle, kräftigen Style, welcher alle größern Werke des Verfassers zur Freude des wahrhaft gebildeten Publikums auszeichnet. Herr Keller trug eine Concertpolonaise nebst einem Divertissement von seiner eigenen Composition vor und ein Concertino für Flöte und Oboe, componirt von Moscheles. Herr Keller charakterisirt sich als Meister durch einen reinen und schönen, wenn auch nicht ausgezeichnet starken Ton, durch Sicherheit in Ueberwindung bedeutender Schwierigkeiten und durch einen ausgebildeten Vortrag. Bei dem Concertino war wohl die Zusammenstellung von Oboe und Flöte nicht glücklich gewählt. Die Introduktion zeichnete sich aus durch schneidende, nichts sagende Modulationen, das Rondo durch Mangel an charakteristischen Melodien. Madame Biedenfeld sang eine lange Arie von Mayer. Herr Moscheles trug das bekannte Concert aus cis moll von Ries vor. Er verdiente den Dank des Publikums wegen der glücklichen Wahl, und wir wünschen sehr, daß er darin immer so viel Geschmack zeige. Das Tempo im ersten Allegro wechselte er wohl öfter als nothwendig war und im letzten nahm er es so schnell, daß hier und da die Präcision wohl etwas darunter litt. Außerdem entwickelte dieser Künstler wieder alle die glänzenden Vorzüge seines Spiels, wofür das gerechte Publikum mit einem allgemeinen rauschenden Beifall dankte. Möge Herr Keller, da er jetzt Wien verläßt, überall die Aufnahme finden, die ihm als einem hervorragenden Künstler gebührt und zu der wir im Vorausihm Glück wünschen.

Wiener allgemeine Theaterzeitung. Ein Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens (November 12, 1818): 543.

Musikalische Akademie.

Sonntag am 8. November wurde von Hrn. Carl Keller, Tonkünstler auf der Flöte, in k. k. kleinen Redoutensaale um die Mittagsstunde eine musikalische Akademie gegeben. Sie begann mit der schönen Ouverture aus der Oper: „Salem,“ von Mosel, welche  sehr brav ausgeführt wurde. Sodann spielte der Concertgeber eine Concert-Polonaise auf der Flöte von eigenes Composition. Der Tonk2unstler zeichnete sich durch sein reines und gerundetes Spiel, durch seinen gar sehr lieblichen Vorstrag und eine besondere Eigenthümlichkeit in der Behandlung des Instrumentes aus, wodurch in zartesten Pianissimo weder die Deutlichkeit, noch im höchsten Fortissimo die Anmuth verloren geht. Jetzt trug Hr. Moscheles das Pianoforte-Concert in Cis-mol von F. Ries vor. Eine sehr schöne Composition, ganz unübertrefflich gespielt. Wer diesen einzigen Tonkünstler in seiner Art noch nicht hörte, hat auch noch gar keine Ahndung davon, was auf diesen Hammer-Instrumente geleistet werden kann. Von unglaublicher Fertigkeit, Sicherheit und Reinheit des Spieles nicht zu frrechen, bewundert gewiß jeder Kenner die ganz individuelle Art seines Anschlages, dessen magische Wirtung jedem Ohr dieses Klavierspiel von jedem andern unterscheidet. Noch nie wurde der einmütigste, rauschendste Beyfall gerechter gezellt. Hierauf spielte der Concertgeber auf der Flöte und Hr. Sellner auf der Oboe ein Concertino von Moscheles. Beyde Tonkünstler entwickelten den ganzen Reichtdum ihrer schönen Gaben. Hr. Keller glänzte besonders durch seinenVortrag; Hr. Sellner durch seine unglaubliche Fertigkeit auf diesem schwierigen Instrumente: aber dasselbe schadete sich und dem anderen Concertierenden durch eine übergroße Schärfe des Tones. Die Composition ist sehr schön, zweckmäßig, aber stellenweise vielleicht etwas zu üppig aufschließend. In einem Rossengarten finden Cedern nicht genug Raum. Mad. Biedenseld, Bonasegla sang eine Arie von Simon Mayer, welche in Satz, Vortrag und Gesangsweise einen zu sehr veralteten Zuschnitt hatte, als daß sie hätte vorzüglich ansprechen können. Das Alterthümliche muß durch innere Gediegenheit und natürliche Anmuth und mit der Fremdartigkeit der Form verlöhnen, wenn es gefallen soll. Dieß war hier nicht der Fall, obwohl man der gewandten Kehle der Sängerinn Gerechtigkeit widerfahren ließ. Den Beschluß machte noch ein Divertissement auf der Flöte, gespielt und gesetzt von Concertgeber. Auch in seldem äußerte er durch die zarte und sinnige Behandlung seines Instrumentes eine besondere Gewalt auf die Herzen. Man fühlte sich der Wirkung einer Zauberflöte hingegeben; all die leisen Gefühle unschuldsvoller Seelen gaukelten wie tanzende Elfen im Mondscheinsnebel einer Sommernacht vor dem halbwachen Bewußtseyn, und das Jagen und Wirbeln, Girten und Kosen, Seufzen und Jauchzen der süßesten Töne löste sich in ein Gefühl auf, dessen gewaltsame Beendigung durch den Schluß der Akademie deswegen wehlthätig wurde-weil der Mensch Contraste mit seiner Wirklichkeit nicht lange ohne Pein aushält. Beyde Compositionen des Concertgebers sind ganz für ihn und sein Instrument geeignet. Es wurde ihm und allen Mitwirtenden reichlicher Beyfall.

R. M. T

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (November 12, 1818): 1111-1112.

Hr. C. Keller, der rühmlich bekannte, Virtuos auf der Flöte, gab am 8. D. um die Mittagsstunde eine Akademie im k. k. kleinen Redouten-Saale, die uns einen seltenen Kunstgenuß gewährte. Die kräftige Ouverture aus der Oper Salem von Hm. von Mosel eröffnete das Ganze. Hr. Keller spielte eine sehr effektivolle Konzert-Polonaise und ein Divertissement, bestehend aus einer Introduktion und Variationen über die beliebte Sentinelle von eigener Komposition, worin er sich neuerdings als einer der ersten Meister auf seinem Instrumente bewährte. Wir haben schon bey seiner im vorigen Winter gegebenen Akademie ausführlicher über sein Spiel gesprochen, worauf wir uns jetzt beziehen. Ein Concertino für Flöte und Oboe, vorgetragen von dem Konzertgeber und Hrn. Sellner, komponirt von Hrn. Moscheles, gab beyden Künstlern zwar Gelegenheit ihre Kunstfertigkeit zu zeigen, konnte aber keine große Wirkung hervorbringen, da die Komposition trotzaller gesuchten Modulationen dock, kein Interesse erregt. Desto mehr gefiel das Pianoforte-Konzert von Ries aus Cis-moll, welches Hr. Moscheles äußerst brav vortrug. Das Tempo des leiten Satzes schien uns doch etwas zu schnell und für die Wirkung des Ganzen nicht eben besonders vortheilhaft, da wahres Feuersich nicht durch blosse Geschwindigkeit ausdrückt. Unangenehm war, daß die Hörner etwas zu tief standen, was hier sehr bemerkbar wurde. Mad. Biedenfeld sang eine große Bravour-Arie von Simon Maier, welche aber nicht allgemein ansprach.

Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat (November 14, 1818): 419.

Musikalische Akademie,

gegeben von Herrn Carl Keller, Tonkünstler auf der Flöte, im k. k. kleinen Redouten-Saale am 8. November.

Herr Keller spielte eine von ihm componirte Polonaise, ein Concertino für Flöte und Oboe (Herr Sellner), von Herrn Moscheles, und zum Schlusse ein neues Divertissement, ebenfalls von seiner Composition.—Des Concertgebers überaus lieblicher Ton, die immer reine Intonation in den entferntesten Klängen, der geschmackvolle Vortrag, die Wirkung, die er auf jeder, selbst scheinbar geringfügigen Stelle zu erzielen sucht, müssen überall ihm ungetheilten Beysall erwerben. Diess sind die besondern Vorzüge des geschätzten Virtuosen, der nun beynahe ein Jahr hindurch unsere musikalischen Zirkel mit seinem schönem Spiele ergetzte, bey so manchem wohlthätigen Zwecke gleich den einheimischen Virtuosen stets bereitwillig mitwirkte, sich eine allgemeine Achtung in jeder Hinsicht erwarb, und mit diesem Abschieds-Concerte nur noch mehr den Wunsch seiner Freunde und Gönner erweckte, er möge uns bald wieder besuchen. Die Compositionen sind gut und voll Wirkung. Herrn Sellners Spiel auf der Oboe war sehr lobenswerth; doch deckte dieses Instrument nicht selten (mit der ein gestrichenen Octave) die brillanten Stellen der Flöte. Den Anfang machte Herrn v. Mosel’s vortreffliche Ouverture zu der Oper: Salem, inzwischen spielte Hr. Moscheles ein Pianoforteconcert von Riess (Cis-moll); darin feyert Herr M. seinen Triumph— und Mad. Biedenfeld sang eine Arie von Simon Mayer.

Allgemeine musikalische Zeitung (January 6, 1819): 12.

[Wien, November] Am 8ten im k. k. kleinen Redoutensaal Hr. Keller, welcher in einer Polonoise. einem Concertino für Flöte und Hoboe, wobey ihn Hr. Sellner unterstützte, endlich in einem Divertissement neue Lorbeern errang und sich abermals als einen ausgezeichnet verdienstvollen Künstler bewährte. Hrn. von Mosel’s gediegene Ouverture der Oper: Salem, so wie das von Hrn. Moscheles meisterhaft gespielte Riess’sche Pianoforte – Concert in Cis moll waren sehr angenehme Zugaben; nicht so eine von Mad. Biedenfeld gesungene Arie