12 December 1844

Court Concert

Vienna: Her Majesty’s Apartments

Programme

Part I  
Piano Fantasia on the favourite themes from Donizetti’s Don Pasquale (Op.109a)Mr. MoschelesMoscheles
DeclamationMme Koberwein 
From Rosmonda d’Inghilterra: CavatinaMiss Marra;Piano Accomp.: Mr. DonizettiDonizetti
Adagio and Rondo for Violin with Piano Accomp.Mr. Prume,
Mr. Randhartinger
Prume
DeclamationMr. Löwe 
Part II  
DeclamationMme Koberwein 
La Mélancolie. Pastoral for Violin with Piano Accomp.Mr. Prume,
Mr. Randhartinger
Prume
From I Lombardi alla Prima Crociata: AriaMiss Marra; Piano Accomp.: Mr. DonizettiVerdi
DeclamationMr. Löwe 
Free Piano Fantasia, incl. Mozart’s ‘Batti, batti, o bel Masetto’ and‘Fin ch’han dal vino’ and ‘See the conquering hero’Mr. Moscheles 

  

Principal Vocalists: Miss Marra, Mme Koberwein; Mr. Löwe  
Principal Instrumentalists: Messrs. Donizetti, Moscheles, Prume, Randhartinger

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Programme Notes: The Piano brand was Bösendorfer


Moscheles (letter to his wife at 11am): Du fährst jetzt in die kalte Nacht hinein, ich komme eben aus dem Hof-Concert und will mit Dir wachen, um Dir darüber zu berichten. Es fand in dem von Kaiser Leopold mit den schönsten florentinischen Mosaikbildern geschmückten Saal statt, auf die der Kerzenglanz magische Reflexe warf. Die Gesellschaft war etwa 200 Personen stark, vorn auf der ersten Reihe die ganze k. Familie. Alle unterhielten sich gemüthlich mit mir sagten mir auch, viel Schönes, und die Kaiserin-Wittwe fragte, ob es nicht im Jahre 1824 gewesen, wo sie mich in Prag nach einer Krankheit gehört. Sie hatte Recht. Die Erzherzogin Sophie erinnerte sich meiner am Münchener Hof. Beide hatten auch von meiner Frau und Tochter gehört, und wie Letztere ein so schönes Talent habe. Erzherzog Carl gedachte der ihm unter meiner Mitwirkung gebrachten Serenaden in Baden, Erzherzog Franz Carl hatte mich oft bei und mit seinem Bruder, dem Erzherzog Rudolf gehört. Mit der Improvisation wäre es beinahe schlecht gegangen. Ich bat die Majestäten um ein Thema und sie wählten etwas aus „Linda di Chamounix“ von Donizetti. Natürlich war ich gezwungen, mir das Armuthszeugniss geben, dass ich diese “herrlichste aller Opern” nicht kenne, worauf man mir unbelesenem alten Zopf denn Themen aus Mozart’schen Opern vorschlug. Ich nahm „batti, batti“ und das Champagnerlied, dann im Hinblick auf den Helden Erzherzog Carl, zum Schluss noch „See the conquering hero.“ Der Kaiser sagte: „War das letzte nicht der Marsch aus der Vestalin?“ worauf ich: „Etwas Aehnliches“, und die Kaiserin schnell mit der Frage einfiel: „ob ich in Wien oder Prag meine Schule gemacht?“ Um 10 ½ Uhr entfernte sich der Hof, es wurde Eis gereicht, und das Confect, das ich dazu nahm, steckte ich für die Kinder ein.-Gute Nacht, denn ich habe viel für’s Concert zu thun; wie schön, wenn ich erst einen Brief von Dir bekomme. [AML II, 127.]

Moscheles (13 December letter to his wife): Graf Szechenyi war eben bei mir, um mich für den 19. zur Erzherzogin Sophie und Erzherzog Franz Carl zu befehlen, bei welchen ich spielen soll. Die Art und Weise, wie ich über das Händel’sche Thema phantasirt, hatte in ihnen den Wunsch erregt, mich über Gluck’sche Motive improvisiren zu hören. Ausserdem verlangte der Graf eine Speisekarte meiner Compositionen als Auswahl für den Abend, das Kindermärchen als Confect, und schliesslich wurde bestimmt, ich solle Mittwoch Abend zu ihm kommen, wo wir eine Probe aller bei Hof zu spielenden Stücke halten würden.—Ein komisches Zwiegesprächhatte ich mit Graf Moritz D., die Feder eines Hoffmann würde es Dir besser beschreiben; ich erzähle Dir’s nur schlichtweg. Er kam, räusperte sich und sagte: „Für Ihr schönes Spiel bei Hofe habe ich Ihnen dieses (ein Röllchen Dukaten) zu übergeben.“ Ich nahm es, sagte aber, wie mir irgend ein Andenken der hohen Herrschaften mehr werth sein würde als Geld, worauf er: „Aber was thun’s mit so a klan’s Nipperl? schau’ns der Prume kriegt auch Geld, aber nit so viel wie Sie—es sein 60 Duk.“ Ich wiederholte, er wiederholte, endlich sagte ich, wie ich auf seine gütige Vermittelung für die Erfüllung meines Wunsches rechne. Die Excellenz wurde weich, verlegen und sagte: „Na, geben Sie mir das Geld, ich will sehen was zu thun ist, morgen sollen Sie Bescheid haben.“—Eben, wie ich diesen Brief abschicken will, bringt mir schon der Graf drei Diamant-Hemdknöpfe und sagt: „Ich hoffe, die treffen Ihren Geschmack, sind auch gerade von dem Werth des Geldes.“ Ichbedankte mich höflichst für seine Mühe und die Sache war abgethan. [AML II, 128-129.]

Reviews

Allgemeine Wiener Musik-Zeitung (December 14, 1844): 599.

K. K. Hofkonzert.

Donnerstag Abends den 12. d. M. fand in den Appartements Ihrer Majestät der regierenden Kaiserin ein Hofkonzert Statt, zu welchem Frln. v. Marra und Mad. Kober w ein und den HH. Löwe, Moscheles und Prume die hohe Auszeichnung zu Theil wurde, ein geladen zu werden. Das Programm enthielt folgende Nummern: 1. Abtheilung: Fantasie für das Pianoforte über Thema’s der Oper: „Don Pasquale“, componirt und vorgetragen von Hrn. Moscheles. 2. Declamation, gesprochen von Mad. Koberwein. 3. Cavatine, aus der Oper: ,,Rosamonda“ von Donizetti, gesungen von Frln. v. Marra. 4. Adagio und Rondo für Violine mit Begleitung des Piano forte, componirt und vorgetragen von Hrn. Prume. 5. Declamation, gesprochen von Hrn. Löwe: 2. Abtheilung: 6. Declamation, gesprochen von Mad. Koberwein. 7. La Mélancolie. Pastorale für Violine mit Begleitung des Pianoforte, componirt und vorgetragen von Hrn. Prume. 8. Arie aus der Oper: „I Lombardi“ von Verdi, gesungen von Frln. v. Marra. 9. Declamation, gesprochen von Hrn. Löwe. 10. Improvisation auf dem Pianoforte, von Hrn. Mosche les. Der k. k. Kammerkapellmeister und Hofcompositeur Hr. Donizetti begleitete die beiden Gesangsnummern und der Hof-Vicckapellmeister Hr. Randhartinger die beiden Violinsolos am Pianoforte.

Allgemeine Theaterzeitung und Originalblatt für Kunst, Literatur, und geselliges Leben (December 16, 1844): 1230.

Hof-Concert.

Donnerstag, den 12. d. M., fand in den Apartements Ihrer Majestät der Kaiserin, ein Concert Statt. Dasselbe bestand aus folgenden Nummern. Erste Abtheilung: Fantasie für das Piano, gespielt von Hrn. Moscheles. Declamation von Mad. Kober w ein. Cavatina dell’opera: „Rosamonda,” di Donizetti, gesungen von Fräul. v. Marra Adagio und Rondo, für die Violine, gespielt von Hrn. Prume. Declamation von Hrn. Ludwig Löwe. Zweite Abtheilung: Declamation von Mad. Kober wein. „La Mélancolie,” für die Violine, gespielt von Hrn. Prume. Aria dell’opera: „I Lombardi,” von Verdi, gesungen von Fräul. v. Marra. Declamation von Hrn. Ludwig Löwe. Improvisation für das Piano, gespielt von Hrn. Moscheles.

Signale für die musikalische Welt (1845): 8.  

Herr Professor Moscheles hat außer seinen öffentlichen Concerten auch am kaiserlichen Hofe in Wien in zwei Hofconcerten gespielt; es wurden ihm dafür einige kostbare Diamantknöpfchen überreicht.