23 November 1846

Benefit Concert for the Orchestra Pension Institute Fund

Leipzig: Gewandhaus

Time: Evening, Half Past Seven o’Clock

Tickets: 20 ngr

Programme  

Part I  
Overture, Struensée Meyerbeer
Recitative and AriaMiss SchlossRicci
Andante and Scherzo for ViolinMr. JoachimDavid
Poem by Schiller, Dithyrambe,
composed for Choir and Orchestra
Solos: Messrs. Behr, Henry, Salomon, Schneider, Choir, OrchestraRietz
Part II  
Overture, Nachklänge von Ossian Gade
Piano Fantasia, The Recollections of Ireland, with Orchestral Accomp.Mr. MoschelesMoscheles
DuetMiss Vogel, Miss Schloss 
Barcarole Variations for Two Violins, Viola and VioloncelloMessrs. David, Joachim, Gade, WittmannGroß
Principal Vocalists: Miss Vogel, Miss Schloss; Messrs. Behr, Henry, Salomon, Schneider  
Principal Instrumentalists: Messrs. David, Gade, Joachim, Moscheles, Wittmann
Conductor: Mr. Felix Mendelssohn

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Moscheles [letter to Charlotte on 3 January]: Um 2 Uhr zurück nach Leipzig. Concert-Anstalten für den 7. d. M. In der Kammermusik mein Trio gespielt mit Wittmann und David. Alle andern Stücke mit Andacht angehört und aufgefasst. [AML II, 132.]

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Leipziger Zeitung (November 17, 1846): 5841.

Concert-Anzeige.

Am Montage den 23. November wird im Saale des Gewandhauses das Concert zum Besten des Orchester-Pensions Fonds stattfinden. Fräulein Schloß und Fräulein Vogel, sowie die Herren Moscheles, Gade, Joachim, David, Wittmann, Schneider, Henry, Behr und Salomon werden dasselbe zu unterstützen die Güte haben.

Billets zu 20 Ngr. und Sperrsitzkarten zu 5 Ngr. (welche den geehrten Abonnenten bis Sonnabend Abends reservirt werden) sind in der Musikalienhandlung des Herrn Fr. Kistner zu haben.

Leipziger Tageblatt und Anzeiger (November 22, 1846): 3687.

Concert

zum

Besten des Orchester-Pensions-Instituts-Fond Montag den 23. November 1846

im Saale des Gewandhauses.

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Erster Theil: Ouverture zur Tragödie Struensee, componirt von G. Meyerbeer. (Neu, Mserpt.)—Arie von Ricci, gesungen von Fräul. Schloss. (Neu).—Andante und Scherzo für Violine von F. David, vorgetragen von Hrn. J. Joachim.—Auf Verlangen Dithyrambe, Gedicht von Schiller, componirt für Chor und Orchester von Jul. Rietz. Die Soli gesungen von den Herren Schneider.

Leipziger Zeitung (November 23, 1846): 5929.

Concert

zum Besten des

Orchester-Pensions-Instituts-Fonds.

Montag den 23. November 1846

im Saale des Gewandhauses.

Erster Theil.

Ouverture zur Tragödie Struensee, componirt von G. Meyerbeer. (Neu, Mserpt.)—Andante und Scherzo für Violine von F. David, vorgetragen von Hrn. J. Joachim.—Auf Verlangen Dithyrambe, Gedicht von Schiller, componirt für Chor und Orchester von Jul. Rieß. Die Soli gesungen von den Herren Schneider, Henry, Behr und Salomon. (Die Ausführung des Chors haben kunstgeübte Dilettanten im Berein mit dem Thomanerchore zu übernehmen die Güte gehabt.)

Zweiter Theil.

Ouverture (Nachklänge zu Ossian), componirt von Riels W. Gade.—Erringerungen an Irland, Concert-Fantasie für das Pianoforte, componirt und vorgetragen von Herrn Professor J. Moscheles.—Duettinen am Pianoforte, gesungen von Frl. Vogel und Frl. Schloß.—Variationen über eine Barcarole für 2 Violinen, Viola und Violoncell, componirt von J. B. Groß, vorgetragen von den Herren Concertmeister David, Joachim, Musikdirector Gade und Wittmann.

Billets à 20 Ngr., sowie Sperrsißkarten à 5 Ngr. Sind in der Musikalienhandlung des Herren Fr. Kistner zu haben. An der Casse kostet das Billet 1 Thlr. Anfang halb 7 Uhr.

Reviews

Deutsche Allgemeine Zeitung (November 25, 1846): 2917.

Leipzig, 24. Nov. Das gestern im Gewandhaussaale stattgehabte Concert zum Betten des Orchester-Pensions-Institus-Fonds wurde im weiten Theile mit einem Werk echter Poese, der Ouverture „Nachklänge zu Offian“ von  Niels W. Gabe. im ersten Theile mit einer Neuigkeit, der Ouverture zur Tragödie „Struenfee“ von G. Meyerbeer, eröffnet, Ungeachtet der sehr gelungenen Ausführung fand letzteres Werk wenig Anklang; es fehlt ihm der küstlerische Schwerpunkt, welchen nie Instrumentaleffecte, seien sie von noch so überraschender Art, zu ersehen vermögen, wie überhaupt das Gewandhaus nicht der Ort ist, wo Meyerber‘s Muse sch heimisch fühlen und jemals heimisch werden kann. An Gesangsvorträgen bot Frl. Schloß Recitativ und Arie von Ricci und im Vereine mit Frl. Vogel zwei Duettinen von Mendelssohn; Hr. Jof. Joachim spielte ein Scherzo für Violine von F. David ganz im Sinne seines Meisters und mit wohlverdientem Beifall, und Prof. Moscheles erfreute das Publicum durch den Vortrag der von ihm componirten Concertphantase für Pianoforte: „Erinnerungen an Irland“, wobei er von neuem alle glänzenden Eigensehasten entfaltete, die seinem Spiele so hohen Werth verleihen: einen Vortrag, eben so ausgezeichnet durch Correctheit und Eleganz als durch Innigkeit der Empfindung. Außerdem spielten die HH. David, Joachim, Gabe und Wittmann Quartettvariationen von J. B. Groß in der bekannten meisterlichen Weife. Besonderes Interesse erregte das von Jul. Rich für Männerstimmen, Chor und Orchester componirte Gedicht von Schiller „Dithyrambe“, welches Werk bereits zur Feier des Schillerfestes im hiesigen Theater aufgeführt wurde. Als Musikstück bietet es viele gute Momente und wird deshalb im Concertsaale, für welchen es vorzugsweife bestimmt ist, stets gern gehört werden; was die Bearbeitung des Gedichts in ästhetischer Hinsicht anlangt, so liegt die Weife, in welcher sie vom Componisten gesehene, nicht in ihm begründet und erfüllt hierin weniger die Anforderungen der Kritik als im rein musikalischen Theile. Die Ausführung des Werkes, wobei die HH. Schneider, Henry, Behr und Salomon die Solopartien übernommen hatten. war unter Gade’s Leitung gleichfalls trefflich. Das Programm des Concerts war sehr reichhaltig und bot für einen Abend fast des Guten zu viel; der Hörer konnte kaum Alles in sich aufnehmen. ohne von dem Genuß erschöpft zu werden. Es ist dies ein Punkt, welcher jedenfalls Berücksichtigung verdient, ein Punkt, den wir deshalb nicht unberührt lassen mögen: der Totaleindruck des Concerts wäre ohne Zweisel noch ein größerer und anregenderer gewesen, hätte es nicht so lange gedauert.

Allgemeine musikalische Zeitung (December 2, 1846): 804-806.

Leipzig, den 23. November 1846. Concert zum Besten des Orchester-Pensions-Instituts-Fonds, im Saale des Gewandhauses.—Ouverture zur Tragödie Struensee, componirt von G. Meyerbeer (neu).— Recitativ und Arie von Ricci, gesungen von Fräul. Schloss.—Andante und Scherzo für Violine, componirt von Ferd. David, vorgetragen von Herrn Joseph Joachim.—Dithyrambe, Gedicht von Schiller, für Männerstimmen, Chor und Orchester, componirt von Julius Rietz, die Solopartieen vorgetragen von den Herren Schneider, Henry, Behr und Salomon.—Ouverture (Nachklänge zu Ossian), componirt von Niels W. Gade.—Erinnerungen an Irland, Concert-Fantasie für das Pianoforte von J. Moscheles, vorgetragen von dem Componisten.—Duettinen am Pianoforte, gesungen von Fräul. Vogel und Fräul. Schloss.—Quartett-Variationen über eine italienische Barcarole für zwei Violinen, Viola und Violoncell, componirt von J. B. Gross, vorgetragen von den Herren Concertmeister David, Joachim, Musikdirector Gade und Wittmann.

Meyerbeer hat hier, so viel uns bekannt, zum ersten Male eine Ouverture in guter, vollständiger Form, mit festgehaltenen, thematisch verarbeiteten Gedanken gegeben. Man hört ihr an, dass sie für Deutschland geschriehen, ohne dass des Componisten bekannte Darstellungs weise etwa einen totalen Umschwung erlitten hätte. Das Werk hat Geist und Feuer, und wenn man mit dem Studium der Partitur die Kenntniss des Trauerspiels verbindet, und dadurch in die Intentionen des Meisters ein dringt, ergibt sich ein wohlgedachtes und wirkendes Tonstück. Da unser Correspondent aus Berlin das ganze Werk gehört und in der vorigen so wie dieser Nummer besprochen, so hat der Leser ein Bild davon, so weit es durch Worte zu geben ist. Hören wird und muss er es selbst.

Recitativ und Arie von Ricci sang Fräul. Schloss mit schöner Stimme, nur oft eine leise Schwebung zu tief. Die Ehrfurcht erlaubt uns nicht, über die Composition etwas zu sagen.

Wir würden als Violinspieler vor Allen die David’schen Compositionen wählen, da sie den Virtuosen geistreich, gefühlvoll, humoristisch, überhaupt sehr mannichfaltig und stets interessant reden lassen und ihrer Würde als deutsche Tonstücke doch nichts vergeben. Herr Joachim spielte heute mit vielem Gefühl in den zarten und mit Laune in den neckischen Stellen. Die Zukunft wird auch ihre Männer haben.

In der Musik zu der Schiller’schen Dithyrambe von Rietz pulsirt ein frisches, warmes Leben. Sie ist der geistreichste Missgriff, dem wir seit lange in der Tonkunst begegnet sind. Wenn der Dichter den Plural im Anfange hätte haben wollen, so hätte er ihn hingeschrieben, und dann wäre der Chor am Platze gewesen. Eben darin aber, dass in der einsamen Halle des Dichters durch Bachus Vermittelung der ganze Chor der Himmlischen erscheint, liegt die Idee dieses Gedichtes mit. Und welche Wirkung hätte der Mehrgesang gemacht, wenn er erst bei der Götterrede:

Reich’ ihm die Schaale!

Schenke dem Dichter,

Hebe, nur ein !

Netz’ ihm die Augen mit himmlischem Thaue,

Dass er den Styx, den verhassten, nicht schaue.

eingetreten wäre!

Uebrigens macht der Anfang dieses Gesanges auch jetzt noch eine schöne Wirkung. Aber nun lässt der Componist diesen einfachen und kurzen Befehl so breit, lang und oft wiederholen, dass man einen schlimmen Begriff von der Redeweise und Macht der Götter bekommt. Ist denn Hebe ein so verdrossenes Mensch gewesen, dass ihr so lange zugeredet werden musste, bis sie dem Dichter die gefüllte Schaale reichte? Gegen nichts sündigen die Vocalcomponisten häufiger, als gegen das natürliche Verhältniss der Momente.

Bei der Stelle: „Sie rauschet und perlet“ u. s. w. wird man wirklich ergriffen, und es ist ärgerlich, dass

das Gefühl sich in eine Ecke verkriechen muss, damit der Verstand es nicht ausschelte über die eitle Lust.

Lange nicht sind wir in eine so weiche süsse Empfindung aufgelöst worden, als bei den aus nebelgrauer

Zeitenferne herüberwehenden kriegerischen Klängen und liebesehnenden Melodieen der Gade’schen Ouverture. Das, was durch thematische Arbeit sich im Geiste um einen Hauptgedanken gruppirt und zu einem festen Leibe concentrirt, hat diese Ouverture nicht, aber gerade diese etwas zerflossene Form kommt ihr zu Gute und macht ein characteristisches Moment derselben aus. Wir begreifen nun die Neigung der Leipziger zu diesem jungen nordischen Barden.

Die Concert-Fantasie von J. Moscheles brachte nicht blos Erinnerungen an Irland, sondern auch an die ziemlich verschwundene Periode gediegener Compositionen für Pianoforte mit vollem Orchester. Wenn auch bei dem Spiele des verehrten Meisters die Verwunderung nicht mehr aufwacht, die wohl überhaupt für die Pianoforte-virtuosen schlafen gegangen ist, so wird doch das Herz bewegt und in der Einbildungskraft regen sich angenehme Bilder.

Die Duettinen gefielen uns, obgleich der Name des Componisten nicht genannt war. Erst später erfuhren wir, dass sie von Mendelssohn waren. Fräul. Schloss und Fräul. Yogel sangen sie mit schönen Stimmen, letztere Dame mit warmem Gefühl.

Die Quartett-Variationen über das Lied: ,,Mein Schiff zog durch die Wellen“ sind weniger auf überraschende Virtuosenkünste als auf angenehme Compositions-effecte angelegt. Interessante Stimmengespräche, blühende Modulationen, piquante Figuren, und viel Gelegenheit zu ausdrucksvollem und fein nuancirtem Vortrage, welches Alles von den Ausführenden aufs Trefflichste benutzt wurde.

Neue Zeitschrift für Musik (December 12, 1846): 194.

Concert für den Orchesterpensionsfonds. Euterpe.

Auch das Concert zum-Besten des Orchester-Pensions-Instituts-Fonds am 23sten Nov. war eben so interessant durch die Wahl, als die Ausführung der Musikstücke. Außer Gade’s trefflicher Ouvertüre „Nachklänge zu Ossian“ und der Rietz’schen Composition des Schiller’schen Gedichtes „Dithyrambe“, welche bereits  zur Feier des Schillerfestes aufgeführt wurde, brachte es  als Neuigkeit Meyerbeer’s Ouvertüre zur Tragödie „Struensee“, ferner Quartetvariationen von I. B. Groß, von den Herren David, Joachim, Gade und Wittmann gespielt, und an Solovorträgen die Concert-phantasie für Pianoforte: „Erinnerungen an Irland“ von I. Moscheles, vom Componisten,—und Andante und Scherzo für Violine von David, von Hrn. Joachim vorgetragen; Frl. Schloß sang Recitativ und Arie von Ricci, und mit Frl. Vogel zwei Duettinen von Mendelssohn. Dies das für einen Abend fast zu reichhaltige Programm. Die beiden erstgenannten Werke machten sehr gute Wirkung, besonders die acht poetische Ouvertüre von Gade, wo hingegen Meyerbeer’s Ouvertüre nicht vermochte, mehr als einen flüchtigen Eindruck zu hinterlassen; es fehlt ihr dazu die Weihe der Begeisterung, die künstlerische Einheit. Daß sie als eins der letzten Erzeugnisse eines in der Gegenwart renommirten [*] [*] Aufführung gewablt worden, billigen wir eben so, als daß im Allgemeinen Meyerbeer’s Musik vom Repertoire der Gewandhausconcerte ausgeschlossen ist, denn so sehr dieselbe auch für die Zeit von Bedeutung sein mag: für die Kunst, die eigentlich wahre, ist sie es nicht. Der Vortrag des Hin. Prof. Moscheles erfreute durch die diesem Meister eigenthümliche Correctheit und Eleganz, Joachim’s Spiel durch Anmuth und feine Abrundung. Die Duettinen und Quartettvariationen waren eine angenehme Zugabe.— Der seil vielen Jahren hier bestehende Musikverein Euterpe hat gleichfalls seine Abonnementconcerte eröffnet und bis jetzt deren drei veranstaltet. Wenn seine Leistungen im vorigen Winter nicht der Art waren, daß sie den Ansprüchen immer genügten, die man billiger Weise machen konnte, so ist dies weniger dem Vereine selbst, als vielmehr den mancherlei mißlichen Umstanden zuzuschreiben, mit denen er zu kämpfen hatte. Denn außerdem, daß er fast nie einen bestimmten Abend für seine Concerte, die erforderliche Zeit für die Proben gewinnen konnte, fehlte es ihm auch an einer tüchtigen  Leitung des musikalischen Theils, wie an zuverlässigen Kräften für Ausführung der Gesangsstücke. Dies Alles hat sich seitdem durch die Bemühungen der Direction, welche auch diesmal Hr. Fr. Hofmeister übernommen, sehr zu seinem Vortheile geändert: als Musikdirector ist Hr. Pros. Lobe, für den Gesang Frl. Schwarzbach vom hiesigen Theater engagirt, für die Concerte der Sonnabend festgesetzt worden. Hieraus erhellet deutlich, wie angelegen sich der Verein sein läßt, seine frühere Bedeutung wieder zu erhalten und den Anforderungen des Publicums, das ihm stets eine rege Theilnahme zollte, allenthalben nachzukommen. Ueberblicken wir die Leistungen, welche er in den drei ersten Concerten geboten, so läßt sich in der That recht Günstiges berichten und ihm für die Zukunst ein erfreulicher Erfolg seines Wirkens zugestehen. Je mehr aber seine Leistungen einen strengeren, höheren Maßstab der Beurtheilung vertragen,  je mehr uns selbst daran liegt, daß sich seine Thätigkeit zu immer größerer künstlerischer Bedeutsamkeit steigere, um so mehr werden wir auch, sein Bestes im Auge behaltend, neben den Vorzügen die Mängel hervorheben,  die uns entgegentreten, und so zu deren Beseitigung, was an uns ist, beizutragen bemüht sein