Ninth Subscription Concert
Munich
Programme
*Aria | Mlle Metzger | Rossini |
*Aria | Signor Rubini | Radicati |
*Clarinet Concerto | Mr. Schott | Schott |
*Piano Variations on a Folk Song | Mr. Moscheles | Moscheles |
*Violin Concerto in D minor | Mr. Molique | Spohr |
Part I | ||
Overture, Cyrus und Astyages | Mosel | |
Part II | ||
Free Piano Fantasia | Mr. Moscheles |
Principal Vocalists: Mlle Metzger; Signor Rubini |
Principal Instrumentalists: Messrs. Molique, Moscheles, Schott |
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Review
Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (April 11, 1820): 358-360.
München.
Im 13. März das neunte abonnirte Konzert. Es ward mit der Ouverture aus E zurr Opera: cyrus und Astyages, von Hrn. V. Mosel, eröffnet. Fürwahr ein neuer Stern am östlichen Kunsthorizonte, dessen glänzender Schimmer bisher noch nicht zu uns gedrungen war. Die feyerliche Einleitung, an welche sich das Allegro in verwandtem, gleich besonnenem Style anschließt, stimmt das Gemüth zu großen, ernsten Erwartungen, und steht mit jenem würdig einem Heldenstücke voran. Hr. v. Mosel gab uns hier kein bloßes Aggregat von Ideen, er wußte sie mit strenger Konsequenz durch herrliche Mittelsätze und Verbindungen an einander zu reihen, und so verbunden zur geschlossenen Einheit, breit und originell durchzuführen. Er hat die Instrumente alle in voller Gewalt und verstand sie in schöner, wirksamer Bewegung zu erhalten, damit jedes das Seinige thue, bis alle zuletzt zur kühneren Masse zusammenströmen und mit gewaltigem Schlug das Ganze zu Ende führen. Es ist eine gediegene Arbeit diese Ouvertüre, darin sich Hr. v. Mosel als ein tüchtiger Künstler bewährt hat. Die Ausführung von Seitendes k. Orchesters gelang vollkommen, Hr. v. Mosel selbst müßte lieg bezeugen, hätte er sie mit anhören können.
Hr. Schott gab in seinem Klarinet-Konzerte manchen schönen Beweis der Bärmannischen Schule, vorzüglich im Adagio, darin sein Vortrag am meisten entsprach; doch fehlt ihm der zartere Ton des Meisters, auch wollte die Monotonie seiner Passagen im Allegro, ein ewiges Auf- und Abwogen der Töne, kein rechtes Glück machen.
Hr. Rubini sang eine Arie von Radicati mit großem Beyfalle, dessen er sich, seiner ungemein zarten Stimme wegen, durch die Leichtigkeit seiner Modulationen, womit er einen rührenden Ausdruck zu verbinden weiß, stets zu erfreuen haben wird.
Hr. Moscheles erhöhte die Freude dieses Abends. Wir hatten ihn schon am Sonnabende zuvor in einem kleinen Konzerte auf dem neuen Museums-Saale gehört. In seinem Sextette, seinen beliebten Variationen über den Alexander-Marsch, in einer Kaprice mit Violoncell-Begleitung und in seinen freyen Phantasien über ein gegebenes Thema, gab er uns den ganzen Umfang seines Genies zu erkennen. Das Sextett ist Meisterhaft gearbeitet, die Mannigfaltigkeit in der Bewegung der übrigen Instrumente mit der Hauptstimme ungemein zart, gefällig und wirksam verflochten. Er selbst als Virtuos einzig, unübertroffen. In der schwierigen Kaprice begleitete ihn Hr. Philipp Moralt auf dem Violoncelle wahrhaft con Amore.
Von nicht minder ausgezeichnetem Werths waren die Produktionen des Hrn. Moscheles im Konzerte am 13. Seine Variationen über ein beliebtes Volkslied waren von ganz eigenem Style. In seinen freyen Phantasien am Schlüsse der zweyten Abtheilung zeigte sich wieder Alles neu und originell, als hörte man ihn zum ersten Mahle. Neue Modulationen und Ligaturen, neue Weisen im Vortrage mit neuen Schwierigkeiten und unbegreiflicher Leichtigkeit, Stärke, Reinheit und Präcision ausgeführt. Hr. Moscheles wurde mit dem lautesten Beyfalle belohnt.
Hr. Molque spielte ein Violin-Konzert aus D-moll von Spohr. Spohr’s Kompositionen für die Violine gehören unstreitig zu den besten. Sie sind ein für sich bestehendes Ganzes, planmäßig angelegt und durchgeführt, aber zugleich auch dem Umfange, der Kraft und Wirkung des Instrumentes vollkommen angemessen. Mirtelgedanken, Solo und Ritornelle, alles ist darin zur Einheit verknüpft, keines ist für sich da, sondern Alles zugleich nothwendig zu einem geschlossenen Ganzen. Heut zu Tage Machen es sich viele unserer Virtuosen bequemer. Was sie zu leisten vermögen, das wird zuerst von ihnen selbst in Passagen gebracht und dann, wohl auch von einem Andern, mit Nebengedanken und Tutti so austaffirt, daß es einem Ganzen ähnlich sehen soll. Da will es nun aber oft nicht recht zusammenpassen. Wir müssen es. daher vor Allem an Hrn. Molque rühmen, daß er sich zunächst an Spohr’s treffliche Kompositionen hält.
Die darin vorkommenden Schwierigkeiten überwand er mit spielender Leichtigkeit. Aber auch in dem einfachen Satze müssen wir Molique’s breitem Vortrag, wodurch er mit Vermeidung abgenützter Tyraden und barocker Schnörkel durchaus mehr Gefühl, als Bewunderung zu erregen sucht, als ein ausgezeichnetes Verdienst seines Spieles rühmen.
Mlle. Metzger sang eine Arie von Rossini. Wir freuen uns hier der guten Gelegenheit, einmahl etwas Ausführlicheres über diese, in jeder Hinsicht ausgezeichnete Sängerinn sagen zu können.— Die Natur hat an Mlle. Metzger Alles gethan, um sie zu einer Sängerinn zu bilden, wie wir nur wenige haben. Frühzeitig nahm sie der k. Kapellmeister Ritter von Winter in Pflege und Unterricht, unter dessen Leitung sie bald so ausgezeichnete Fortschritte machte, daß sie zu grossen Erwartungen Anlaggab, und Winter schon, als sie in München kaum eine Probe ihrer Geschicklichkeit abgelegt hatte, mit ihr eine Kunstreise nach Italien unternahm. In Mayland trat sie zuerst mit großem Beyfalle auf, doch in Genua stieg ihr Ruhm auf die höchste Stufe. Schwerlich dürfte je eine deutsche Sängerinn in Italien so viel Glück gemacht, so ausgezeichnete Ehren genossen haben, als Mlle. Klara Metzger*).
Seit jener Zeit ist nun Mlle. Metzger in unserer Mitte, und die Lust der deutschen Oper und des Konzertes. Ihre Stimme umfange über zwey volle Oktaven (vom tiefen G bis in’s hohe G). Doch nicht in diesem Umfange liegt der wesentliche Vorzug; es ist vielmehr ihr Ton und dessen ganz eigenes Metall, was sie vor den meisten Sängerinnen auszeichnet. Eine unbeschreibliche Leichtigkeit des Vortrages, der zwischen edler Einfachheit und geschmackvoller Rüancirung, ohne Überladung der Töne, ein glückliches Mittel hält; der reinste, sicherste Anklang aller Töne, der zarte Übergang aus ihrer sonoren Tiefe bis zur höchsten Höhe bey durchaus vollem, rundem Klange der Stimme, die Deutlichkeit der Deklamation, die richtige Betonung jeder Sylbe, das Alles find die Früchte des Unterrichts und ihres eigenen Fleißes. So dringt sie stets im rührendsten Ausdrucke der Empfindung tief in die Seele ein, und kein Herz vermag diesem Zauber zu widerstehen.
Den Schluß des Sangen machte Hrn. Moscheles ländliche Ouverture. Ein erfreuliches Tongebilde, darin das Muntere mit dem Besonnenen, das Zarte mit dem Großen und Kräftigen in glänzenden Gegensätzen meisterhaft durchgeführt ist.
*) Nebst mehreren deutschen Sängerinnen, welche früher in Italien ausgezeichnet wurden, hatte vorzüglich Dlle. Bäfer sich außevorentlicher Ehrenbezeigungen in Rom und Reapel zu erfreuen.