Ignaz Moscheles’ Concert
Dresden: Hall of Hotel de Saxe
↓Programme
Etudes: Kindermärchen, [?], [?] | Mr. Moscheles | Moscheles |
Free Piano Fantasia, incl. themes from Weber’s Der Freischütz | ||
From La clemenza di Tito: Aria | Mme Schröder-Devrient | Mozart |
Lied | Mme Schröder-Devrient | Curschmann |
Lied | Mme Schröder-Devrient | Schubert |
Piano Concerto No.3 in G minor | Mr. Moscheles | Moscheles |
Piano Fantasia, The Recollections of Ireland, with Orchestral Accompaniments | Mr. Moscheles | Moscheles |
Triple Concerto in D minor for Pianos (BWV 1063) | Mrs. Schumann, Messrs. Hiller, Moscheles | Bach |
Principal Vocalists: Mme Schröder-Devrient |
Principal Instrumentalists: Mrs. Schumann, Messrs. Hiller, Moscheles |
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Programme Notes: Ferdinand Hiller improvised a cadenza at the end of the first movement.
Charlotte: In Dresden findet Moscheles viele concertgebende Künstler, wie Döhler, Piatti, Mortier de Fontaine u. A., kündigt daher das seinige für den 7. Januar an und geht nach Leipzig, wo er am 1. Januar im Gewandhaus-Concert spielen soll. [AML II, 128.]
Moscheles [letter to Charlotte on 6 January]: Lipinsky und Reissiger „steckten“ es mir noch zur rechten Zeit, dass sich einige Kapellisten wegen Mangels an persönlicher Einladung zu meinem Concert beleidigt fühlten und schnell machte ich es gut. [AML II, 133.]
Moscheles [letter to Charlotte on 7 January at 11pm]: Mein heutiges Concert fiel über alle Maassen brillant aus; der schöne Saal des Hotel de Saxe bervoll, der Hof in einer Loge, Alles was ich spielte, mit Enthusiasmus von Publicum und Kapelle applaudirt, ich jedesmal hervorgerufen (gleichbedeutend mit sechs Mal in Wien). Ich spielte heute mein G-moll-Concert mit doppelter Leidenschaft, das Kindermärchen wurde stürmisch wiederverlangt. Ich improvisirte (dem Ort angemessen) über Tenorarie und Lach-Chor aus dem Freischütz und man sagt, es sei mir Alles besonders gut gelungen. Die Kapellisten umringten und ertränkten mich in Lob. Viel Aufsehn erregte das Bach’sche Triple-Concert, dessen Cadenz sich vortrefflich steigerte. Mme. Schumann spielte die von mir componirte, darauf improvisirte Riller die seinige ausgezeichnet schön, und ich führte auch improvisirend den Schluss herbei, der effectvoll wurde. Die Schröder sang auch ganz begeistert, so dass man mir allgemein sagt, es sei eins der schönsten Concerte in Wahl und Ausführung gewesen. [AML II, 133-134.]
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The Musical World, a Weekly Record of Musical Science, Literature, and Intelligence, vol. XX (1845): 30.
VIENNA, (From our own Correspondent) Dec. 26, 1844…Moscheles will give a concert at Dresden, in a few days, and will most probably be in London at the latter end of January.
…Your’s S.
Reviews
Neue Zeitschrift für Musik (January 15, 1845): 23-24.
Aus Dresden,
den 3tena Januar t845.
…Dienstag den 7ten Concert von Moscheles.
Oesterreichisch-Kaiserliche pirivilegirte Wiener Zeitung (January 17, 1842): 108.
Dresden, 8.Januar. Das gestern vom berühmten Moscheles im schönen Saale des Hôtel de Sare gegebene große Concert erfreute sich der lebendigsten Theilnahme des zahlreich versammelten Publicums. Wie konnte es auch anders seyn? Hörte man doch, wir wollen es nur aussprechen, endlich einmahl, wieder gute Cläviermusik und—gut Clavier spielen. Es war ein köstlicher Genuß. Die Auswahl der vorgetragenen Stücke war vortrefflich. Des Concertgebers G-moll-Concert, seine Souvenirs d’Irlande, so wie seine kleinen Genrebilder (von denen eins so reitzend war, daß die Wiederhohlung stürmisch verlangt wurde) bothen die herrlichsten Genüsse dar. Auch seine freye Phantasie über Freyschütz-Themen war sehr lobenswerth. Dazu kam noch eine sehr anziehende Seltenheit; denn Frau Dr. Schumann (Wieck) trug in Verbindung mit Herrn F. Hiller und dem Concertgeber, Seb. Bach’s Concert für 3 Pianofortes, wirksam instrumentirt von Moscheles, vor. Das Original ist bekanntlich nur mit Saitenquartett-Begleitung geschrieben. Die drey Virtuosen verdienen unsern Dank für diese meisterhafte Leistung. Frau Schroder-Devrient sang eine Arie aus Titus und zwey Lieder hinreißend schön. Die Capelle accompagnirte ausgezeichnet. Kurz, das ganze Concert war ein des Nahmens Moscheles würdiges, und es gebührt ihm so wie den gefälligst mitwirkenden Künstlern unser wärmster Dank. (Leipz. Ztg.)
Der Wanderer im Gebiete der Kunst und Wissenschaft, Industrie und Gewerbe, Theater und Geselligkeit (January 18, 1845): 64.
(Dresden) Gleichzeitig befinden sich hier die Künstler Moscheles, Ernst, Döhler und Piatti. Ist es da ein Wunder, wenn’s mit den Concerten nicht bei Jedem gehen will
Wiener allgemeine Musik Zeitung (February 13, 1845): 76.
(In Dresden gibt es volle Konzert.) Döhler, Moscheles, Mortier de Fontaine haben es erfahren, Ernst welcher zwei Konzerte dort schon veranstaltet hat, und noch zwei Quartett-Soiréen im Vereine mit Franz Schubert beabsichtiget, erfährt es eben, und Prume will es erst erfahren.
Neue Zeitschrift für Musik (September 16, 1845): 92.
Aus Dresden. (Schluß.) Unter den Concerten, welche im Laufe dieses halben Jahres stattfanden, ist das von Hrn. Moscheles veranstaltete wohl eines der interessantesten zu nennen. Hier zuerst hörten wir seit langer Zeit wieder Compositionen, denen wirklicher Kunstwerth innewohnt und die nicht blos darauf berechnet sind, die Technik der Concertgeber glänzen zu lassen. Außer zwei älteren Com positionen brachte der würdige Meister drei Etuden, von denen „das Kindermährchen“, hauptsächlich durch den höchst eigenthümlichen Vortrag, hier wie überall den meisten Beifall fand; eine freie Phantasie über Themen aus dem Freischütz, und S. Bach’s Concert für drei Claviere zu Gehör. Mad. Schröder-Devrient, so wie Fr. Dr. Schumann und Hr. Hiller trugen durch ihre Mitwirkung wesentlich zu der angenehmen Stimmung bei, in welcher das höchst zahlreiche Publicum den Saal verließ.
Signale für die musikalische Welt (1845): 19.
Professor Moscheles aus London hat in Dresden ein sehr besuchtes Concert gegeben und ist, nachdem er zuvor noch Leipzig und Berlin besucht hat, nach Hamburg abgereist. Er spielte in Dresden unter andern auch das Concert für drei Pianoforte von Bach mit Frau Clara Schumann – Wieck und Herrn Ferd. Hiller.
Signale für die musikalische Welt (1845): 34.
Meister Moscheles. Es wurde Musik gemacht—das that dem ganzen Publikum wohl nach Jahre lang dauernden Klavierplunderwesen. Er spielte sein feierliches G moll-Concert mit der Kapelle. Wenn auch der berühmte Meister nicht immer frühere jugendliche Schwungkraft zeigte, so war es einem doch sehr wohl ums Herz, denn er spielte rein, verständlich, musikalisch, seiner unvergeßlichen Composition würdig. Unmittelbar darauf eben so die schön componirte irländische Fantasie— nur war das zu viel Claviermusik hintereinander. Nun sang die Schröder-Devrient zwei Lieder von Schubert und Curschmann. Hört, ihr jungen Sängerinnen! Sie sang mit züchtig geöffnetem Munde und mit den dunkeln Vocalen—ach! und mit dem zauberischen Schmelz, so wohl, so rein, so weich, so sinnig und sinnend, klang- und freudevoll—sie mußte wiederholen. Da steht die einzige Frau mit ihrer alten vergessenen Bernachi’schen Methode und—entzückt noch Alles. Ja, sie singt noch immer—und ihr habt Euch schon nach zwei Jahren fix und fertig geschrieen ohne Schmelz und ohne Zauber?—Moscheles spielte hierauf drei seiner Etuden, „Serenade,“ „Terpsichore“ und das schöne ,,Kindermährchen,“ letzteres namentlich mit der zerrissenen Weltschmerz Empfindung—eines solchen Meisters unwürdig und mir unerklärlich. Zum Schluß Bach’s Dmoll-Concert für drei Claviere—Clara Wieck-Schumann, F. Hiller und Moscheles.—Warum da die Ausführung noch loben? —Daß Moscheles statt der Original-Quartettbegleitung ganzes Orchester hinzugefügt, möchte man wohl schwerlich gutheißen, wenigstens wurden die Solospieler oft gedeckt und dadurch mitunter veranlaßt, ihre Instrumente zu übernehmen. F. Hiller improvisirte zum Schluß des ersten Satzes eine vortreffliche Cadenz—dem Moscheles wollte sie nicht so gelingen.