12 April 1820

Ignaz Moscheles’ First Concert

 

Frankfurt: [Saale des rothen Hauses]

Programme

Overture in C major Moscheles
Piano Concerto No.2 in E flat majorMr. MoschelesMoscheles
Grand Piano Variations on a Military March
with Orch. Accomp. (Alexander Variations)
Mr. MoschelesMoscheles
Free Piano FantasiaMr. Moscheles 
*AriaMr. PillwissCannabich
Principal Vocalists: Mr. Pillwiss
Principal Instrumentalists: Mr. Moscheles

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Reviews

Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt (May 25, 1820): 250.

Frankfurt am Mayn. April 1820. Moscheles ist hier und hat am 12. d. sein erstes Concert gegeben. Der große Ruf, welcher ihm als einem der ersten Clavierspieler Wiens vorangegangen, berechtigte zu den größten Erwartungen. Nachdem man ihn nun gehört, müssen wir bekennen, daß er diese Erwartungen vollkommen gerechtfertigt und sogar übertroffen hat. In der That, man weiß nicht, was man mehr bewundern soll: Die Zartheit in seinen Verbindungen, die Nettigkeit seiner Passagen, oder den Schwung und das Großartige seines Styls; kurz alles zusammen genommen, muß man ihn unbedingt als einen der ersten jetzt lebenden Clavierspieler anerkennen.—Hr. Moscheles entfaltete ferner ein herrliches Talent für Composition und eine Meisterschaft in der Setzkunst, wie sie von einem Schüler Albrechtsbergers nur immer zu erwarten ist.

Alle Stücke, mit Ausnahme einer Baß-Arie waren von der Composition des Herrn Moscheles.

Eine Ouverture in C dur eröffnete den Abend auf eine würdige Weise.—Hier, wie in fast allen Werken dieses Meisters, spricht sich ein verständiges Walten und eine besonnene Gediegenheit aus; alles ist praktisch und greift in einander, wie es die Natur der gattungslosen Concert-Ouverture erfordert.

Vorzüglich gefiel uns das hierauf folgende Concert in Es dur und ganz besonders dessen erster Satz.

Ein Faden durchziehet dieses schöne Werk, sein Wesen ist Klarheit. Die Soli sind brillant und sehr schwierig, erscheinen aber unter den Händen des Hrn. Moscheles als ein leichtes Spiel, und eben dieses ist die Bürgschaft des hohen Meisterthums.

Ohne den Soli’s Eintrag zu thun, allein völlig mit ihnen verwebt und in ein Ganzes gestaltet, verdienen die effektvollen Ritornelle, die Behandlung der Blasinstrumente und die gut erfunedenen Motive großes Lob.

In den hierauf folgenden Variationen über den Alexandermarsch setzte Hr. Moscheles durch ein vollendetes Bravourspiel alle Anwesenden in Erstaunen.

Nach solchen körperlichen und geistigen Anstrengungen, war es wohl nicht zu erwarten, in der freyen Phantasie, allen Anforderungen genügt zu sehen; Referent hat indessen Hrn. Moscheles im Privatzirkel phantasiren gehört, und muß bekennen, daß auch hier seine Leistungen im vollkommenen Einklang mit allen übrigen vollendeten Eigenschaften seines herrlichen Talents stehen.

Einstimmiger, enthusiastischer Beyfall lohnte den wackern Künstler. Nochmahls empfange er hier unsern Dank für den schönell Abend!

Durch den Vortrag der Arie von Canabich trug Hr. Pillwiß nicht wenig bey zum vollkommenen Kunstgenuß. Daß dieser vortreffliche Sänger auf längere Zeit unserer Bühne angehören wird, ist ein wahrhaft nicht genug zu würdigender Gewinn.

Allgemeine musikalische Zeitung (June 21, 1820): 431-432.

….Von diesem wackern Künstler wende ich mich zu einem andern, nicht minder ausgezeichneten, ja, was die Behandlung seines Instruments betrifft, einem wahren Heros.—Ich meine Hrn. Moscheles Clavierspieler und Compositeur aus Wien, der in zwey Concerten den grossen Ruf, der ihm vorangieng, weit über alle Erwartung befriedigte. Der Raum dieses Berichts, wollte ich nicht allein von ihm reden, erlaubt es nicht, in alle Einzelnheiten ein zugehen, welche Herrn M. zu einem der grössten jetzt lebenden Künstler auszeichnen. So vielsey gesagt, dass seine Virtuosität bey Kennern und Nichtkennern einen seltenen Eindruck hervorbrachte. Göthe’s Grundsatz, dass der Dichter besonnen seyn müsse, auch wenn er ein leidenschaftliches Werk erzeuge, und der Künstler sein kaltes Blut bewahre, um stärker auf die Einbildungskraft der Zuhörer zu wirken, scheint Herr. M. besonders beherzigt zu haben. In seinem Vortrage—glaubt man ihn auch vergessen in der Flut der Empfindungen—herrscht eine Besonnenheit, die grosse Selbstbeherrschung voraussetzt, und dieses kann auch von seinen Tondichtungen gelten. Zwey allerliebste Ouverturen und ein Concert beurkundeten sein schönes Talent für Composition; und wenn seine freye Phantasie nicht in allen Theilen genügte, so mag man dieses der Anstrengung des Tages, denn Bestreben populär zu seyn, oder wohl gär dem Umstande zuschreiben, dass der Genius eines ächten Künstlers nicht so frey walten kann, wenn äussere Bedingung auf ihn wirkt: in Beziehung hierauf bemerke ich, dass Herr M. im Privat-Zirkel, und zwar ohne aufgefordert zu seyn, solchergestalt phantasirte, dass die strengsten Kritiker davon überrascht und entzückt waren.—Auch Herrn Moscheles bezeichnet hohe Bescheidenheit und humanes Betragen, und so wird er überall um so willkommener seyn, wo man über den Künstler den Menschen nicht vergessen mag.

Journal géneral des Pays-Bas (September 16, 1820): 4.

Bruxelles, 15 septembre. …La Gazette d’Amsterdam contient dans au assez long article l’éloge d’un jeune artiste, qui vient de quitter la capitale, après y avoir residé pendant plusieurs mois, et s’y être fait entendre avec le plus grand succès. C’est M. Ignace Moscheles, de Prague, artiste du plus grand mérite sur le piano, et qui est également très-bon compositeur: ses talens sont accompagnés d’une grande modestie. Il y a quelques jours, nous avons en occasion de les admirer pendant le passage de M. Moscheles par cette ville pour Francfort