28 December 1824

Ignaz Moscheles’ Concert

Braunschweig: Saale Statt

Programme

AriaMiss Kiel 
Free Piano FantasiaMr. Moscheles 
Scene and AriaMiss Derner; Violin Accomp.: Mr. MüllerMozart
Overture  
Principal Vocalists: Miss Derner, Miss Kiel
Principal Instrumentalists: Messrs. Moscheles, Müller
Conductor: Mr. Wiedebein  

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Charlotte: …dann berührte er Braunschweig im Fluge, um ein Concert zu geben. [AML I, 96.]

Letter: Ignaz Moscheles to Joseph Dessauer in Prague

[Magdeburg den 19te Decemb 1824.]

….So geht’s auch weiter: heute hier angekommen und morgen gebe ich schon Concert, und bereits habe ich mit Braunschweig ŭ Hanover eine Corēspondenz eröffnet um in einem Zwischenraum von 8 Tagen die Concerte zu geben.—

 [H. R.]

Reviews

Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens (January 13, 1825): 24.

Den neuesten Nachrichten zu Folge erntete Moscheles nach seiner Abreise von Berlin bereits auch in Braunschweig und Hannover ungeheuren Beyfall von einem zahlreichen Auditorium gespendet, welches allenthalben in seine Concerte strömte.

Zeitung für die elegante Welt (February 25, 1825): 319.

Aus Braunschweig

…Ich traf zu recht günstiger Zeit in Braunschweig ein; denn Moscheles, dieser Meister auf dem Fortepiano, war da. Schon vor dessen Konzerte, welches den 28. Decbr. v. I. bei vollem (aber kaum nothdürftig erleuchtetem) Saale Statt fand, hatte ich das Vergnügen, die nähere Bekanntschaft dieses Künstlers zu madhen. Was Hr. M. als Virtuos leistet, darüber hat schon längst die öffentliche unbestechbare Stimme entschieden. Hier in Braunschweig bewährte derselbe seinen großen Ruf auf das Vollkommenste, und man wußte nicht, ob man mehr seine ungeheure Fertigkeit—ich möchte es Keckheit nennen—oder die Delkatesse und Nettigkeit im Vortrage, oder auch seine Kompositionen, welche er gewöhnlich nur vorzutragen pflegt, bewundern sollte. An glänzendsten war er in der sogenannten freien Phantasie. Hr. M. ging von Braunschweig nach Hannover und Hamburg, und gedenkt eilig über Brüssel nach London zu gehen, wo er eigentlich als Kammervirtuos des kunstliebenden Fürsten Esterhazi, kaiserl. östreichischen Gesandten, angestellt ist, seit 2 Jahren aber nicht dort seyn konnte wegen einer langwierigen Krankheit, woran er in Prag, seiner Geburtsstadt, darnieder lag. Das kürzlich verbreitete Gerücht, als ginge Hr. M. nach der neuen Welt, ist völlig ungegründet.

In dem Konzerte des Hrn. Moscheles hörte ich auch die beiden ersten Sängerinnen des Braunschweigischen Nationaltheaters, Demois. Kiel und Demois. Derner, und wurde aufs Neue durch die schönen, jugendlich frischen Stimmen und den herrliches Vortrag dieser beiden eben so anspruchslosen als höchst liebenswürdigen Damen überrascht. Den Gesang der letztern, eine Scene und Arie von Mozart, mit obligater Violine, begleitete Hr, Kammermusikus, Gustav Müller, ungemein zart und mit Gefühl. Sehr mußte ich es bedauern, daß ich die Ouvertüre von den hiesigen Hofkapellmeister Wiedebein, welche in der Probe gespielt, im Konzerte selbst aber durch eine andere ersetzt wurde, nicht noch einmal zu hören bekam! Es war eine wahrhaft großartige, mit aller Pracht der Instrumentirung reich ausgestattete Komposition, und hat auf mich einen bleibenden Eindruck gemacht. Da diese Ouvertüre bereits sehr schön gestochen bei Herrig in Braunschweig erschienen ist, so können sich Kunstfreunde selbst davon überzengen.

Das Orchester war bei diesem Konzerte ganz dasselbe, wie es in der Oper ist, und so trefflich und brav auch einige Stimmen theitweise besetzt sind, so konnten doch die Stimmen, welche als sehr schwache Seite sich, wie gewöhnlich, auch diesesmal kund thatezt, nicht verdeckt werden. Es ist wirklich zum Verwundern—da doch die Br. Oper in diesem Augenblicke unbedingt zu den vorzüglichsten in Deutschland gezählt wird—daß das Orchester, welches sich, nächst denn schon genannten allgemein geschätzten Hrn. Kapellmeister Wiedebein, auch eines so guten und festen Dirigenten, als Hr. Musikdirektor Böseke ist, zu erfreuen hat, an dessen Spitze der Hr. Konzertmeister Carl Müller, dieser Violinist ersten Ranges, steht, und welches so treffliche andere Künstler noch, als die Herren: Gustav und Georg Müler, Freudenthal (Violinisten), Theodor Müller, Gedike (Violoncellisten), John (Kontrabassist), Ferling (ausgezeichneter Oboift), Amende (Trompeter), Beddiges (Horusst) u. a. m. zählt, an solchen auffallenden Gebrechen leidet, und daß es nicht, wo es nöthig—verjüngt wird!

Allgemeine musikalische Zeitung (June 1825): 431.

Der Concerte sind viel und mancherlei gewesen. Unter den Fortepiano-Virtuosen verdient für diessmal Hr. Moscheles aus Wien den ersten Platz.