3 December 1846

Eighth Abonnement Concert

Leipzig: Gewandhaus

Time: Evening, Half Past Seven o’Clock

Programme  

Part I  
Symphony No.8 in F major Beethoven
AriaMiss SchlossSacchini
Piano Concerto No.3 in C minorMr. MoschelesBeethoven
Part II  
Overture, Idomeneo Mozart
Motet, ‘Ave verum corpus’ChoirMozart
Overture and scenes, AlcesteSolos: Miss Vogel, Mr. SalomonGluck
Principal Vocalists: Miss Schloss
Principal Instrumentalists: Mr. Moscheles
Conductor: Mr. Felix Mendelssohn

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Moscheles [17 February 1847]: Im Gewandhaus hatte ich aus Gefälligkeit für die Direction gespielt, Was ich dadurch bewies, dass ich das Honorar zurückschickte und dem Pensionsfonds bestimmte, auch in der Kammermusik hatte man mich gehört, das ist genug. [AML II, 170.]

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Leipziger Tageblatt und Anzeiger (December 1, 1846): 3773.

Achtes.

Abonnement-Concert

im Saale des Gewandhauses zu Leipzig,

Donnerstag den 3. December 1846.

Erster Theil: Symphonie von Beethoven. F dur (Nr. 8).—Arie von Sachini, gesungen v. Frl. Schloss.—Concert für Pianoforte von Beethoven (C moll), vorgetragen von Hrn. Professor Moscheles.

Zweiter Theil. Ouverture zur Idomeneo von W. A. Mozart.—Ave verum corpus, Chor von W. A. Mozart.—Ouverture, Introduction, Scenen und Chöre aus dem ersten Acte der Oper Alceste von Gluck.

Die Ausführung der Chöre hat eine Anzahl kunstgebildeter Dilettanten in Verbindung mit dem Thomanerchore gütigst übernommen.

Billets à 2/3 Thlr. sind in der Musikalien-Handlung von Fr. Kistner, bei dem Castellan im Gewandhause und am Eingange des Saales zu haben.

Das neunte Abonnement-Concert ist Donnerstag den 10. December 1846.

Einlass 1/2 6 Uhr. Anfang 1/2 7 Uhr. Ende 1/2 9 Uhr.

Die Concert-Direction

Leipziger Zeitung (December 1, 1846): 6066.

Achtes.

Abonnement-Concert

im Saale des Gewandhauses zu Leipzig,

Donnerstag den 3. December 1846.

I. Theil.

Symphonie von L. van Beethoven. F dur (Nr. 8).—Arie gesungen von Frl. Schloß.—Concert für Pianoforte (C moll) von L. v. Beethoven, vorgetragen vom Hrn. Professor Moscheles.

II. Theil.

Ouverture zu Idomeneo von W. A. Mozart.—Ave verum corpus, Chor von W. A. Mozart. —Ouverture und mehrere Scenen aus dem ersten Act der Oper Alceste von Gluck.

Die Ausführung der Chöre hat eine Anzahl kunstgebildeter Dilettanten in Verbindung mit dem Thomanerchore gütigst übernommen.

Billets à 2/3 Thlr. sind in der Musikalienhandlung von Fr. Kistner, bei dem Castellan im Gewandhause und am Eingange des Saales zu haben.

Das 9. Abonnement-Concert ist Donnerstag den 10. December 1846.

Einlaß 1/2 6 Uhr. Anfang 1/2 7 Uhr. Ende 1/2 9 Uhr.

Die Concert-Direction.

Leipziger Tageblatt und Anzeiger (December 3, 1846): 3794.

Achtes.

Abonnement-Concert

im Saale des Gewandhauses zu Leipzig,

Donnerstag den 3. December 1846.

Erster Theil: Symphonie von Beethoven. F dur (Nr. 8).—Arie von Sachini, gesungen v. Frl. Schloss.—Concert für Pianoforte von Beethoven (C moll), vorgetragen von Hrn. Professor Moscheles.

Zweiter Theil. Ouverture zur Idomeneo von W. A. Mozart.—Ave verum corpus, Chor von W. A. Mozart.—Ouverture, Introduction, Scenen und Chöre aus dem ersten Acte der Oper Alceste von Gluck.

Die Ausführung der Chöre hat eine Anzahl kunstgebildeter Dilettanten in Verbindung mit dem Thomanerchore gütigst übernommen.

Billets à 2/3 Thlr. sind in der Musikalien-Handlung von Fr. Kistner, bei dem Castellan im Gewandhause und am Eingange des Saales zu haben.

Das neunte Abonnement-Concert ist Donnerstag den 10. December 1846.

Einlass 1/2 6 Uhr. Anfang 1/2 7 Uhr. Ende 1/2 9 Uhr.

Die Concert-Direction

Reviews

Deutsche Allgemeine Zeitung (December 5, 1846): 3006.

Leipzig, 4. Dec. Unser achtes Abonnementconcert am 3. Dec. wurde unter Gade’s Leitung mit Beethoven’s Symphonie Nr. 8 eröffnet, die treflich executirt, den lebhafteften Beifall fand. Fräul. Schloß fang hierauf eine Arie von Sacchini und leistete Vorzügliches. Zum Schlusse dieses Theiles spielte Prof. Moscheles Beethovens herrliches C-moll-Concert; er wurde empfangen und nach jedem Sage rauschend applaudirt. Im zweiten Theile kamen zur Aufführung: Ouverture zu Idomeneo von Mozart, Ave verum corpus, Chor von demselben, endlich Ouverture, Introduction, Scene und Chöre aus dem ersten Arte der „Alcste“ von Gluck, das letztgenannte Werk unter Mitwirkung des Fräul. Vogel, welche ihre schwierige Partie ansprechend fang, des Hrn. Salomon und einer Anzahl kunstgebildeter Dilettanten in Verbindung mit dem Thomanerchore. Das sehr zahlreich besuchte Concert zeichnete sich aus sowol durch die Wahl bedeutender classischer Compositionen wie durch vorzügliche Ausführung, und hinterließ den wohlthuendsten Eindruck.

Leipziger Tageblatt und Anzeiger (December 5, 1846): 3814.

Achtes Abonnement-Concert

am 3. December.

Gluck’s Name und seine Werke sind für die jetzige Generation fast schon zur Tradition geworden; seine über 50 componirten Opern find alle in Vergessenheit gekommen und (nur vier derselben, Alceste, Armida, Iphigenia in Aulis und Iphigenia in [*] haben sich erhalten, die dem Musiker etwa noch erkannt find und die seinen Ruhm bis auf unsere Zeit fortpflanzen. Die Hoftheater unserer zwei Nachbarstädte, Berlin und Dresden, führen hin und wieder eine dieser genannten Opern auf, müssen aber, da beide Bühnen jetzt einer wirklich geschulten Sängerin ermangeln, die zugleich die Gabe plastischer Darstellung und dramatischer Declamation in sich vereint, davon abstehen. Mad. Schröder-Devrient, die letzte gefeierte Repräsentantin der Iphigenia, entbehrt schon seit längerer Zeit der breiten Tonfüllt, die sie früher besaß und die für Gluck’sche Musik durchaus nothwendig ist, und der Kampf mit ihren jetzigen Stimmmitteln läßt es, trotz ihrer immer noch großen Vorzüge, zum eigentlichen Kunstgenusse nicht mehr kommen. Es flüchtet sich deshalb die verhüllte Muse dieses deutschen Genius, der im jahre 1774 in Paris trotz aller Vorurtheile den Sieg über den damaligen Geschmack für Italienert, unter welchen Piccini sein hauptsächlicher Gegner war, davon trug und dessen Name dann durch ganz Europa schallte, zu Zeiten und gern in Räume eines Concertsaales, da einzelne Bruchstücke wengistens zu Gehör zu bringen. Muß man auch absehen von den großartigen Eindrücken, die eine gesungene theatralische Aufführung genannter Opern hinterläßt, so erfreut man sich an der Wahrheit und Einfachheit der Empfindung, die zugleich in großem Styl gehalten nur noch einmal und zwar in Mozarts Idomeneo wieder zu finden ist, dessen Ouverture den zweiten Theil dieses Concerts begann. Wir sind deshalb der Direction zu Dank verpflichtet, daß sie zum würdigen Schluß des Concerts Ouverture, Introduction, Scene und einige Chöre dieser fast ganz vergessenen Oper Alceste zur Auffu2hrung bringen ließ, an der sich eine Anzahl Dilettanten bezeitwilligst betheiligt hatten. Die Leistung des Chorpersonals war im Ganzen lobenswerth; was den Gesang der Alceste betrifft, so würde selbst ein mildet Tadel hier am unrechten Plaße sein, da eine gethame Gefälligkeit solchen immer verdietet.—Außerdem wurde noch ein Chor von Mozart, ave verum corpus, aufgeführt, das wohl eigenlich in ein Concert spirituel gehören dürfte.—Die heitere F dur-Sinfonie Beethoven’s eröffnete unter Direction [*] Herrn Gade das Concert. Trefflich executirt verschaffte sie den Zuhörern immer wieder neuen Genuß. Fräulein Schloß sang eine Arie von Sacchini. Die Coloraturen und Verzierungen älterer Compositionen wollen breiter und ausgeprägter gehalten und gesungen sein, als es von unserer Sa4ngerin geschah, wie sie überhaupt für das Trille, die schönste, [*]. Aber auch schwerste Zierde, ganz besonderer Studien noch zu machen hat. Herr Moscheles spielte das C moll-Concert von Beethoven. Dieser Altmeister des Clavierspiels, mit dem die Kritik längst gebührenden Applaus. Eingedenk früherer Erinnerungen konnte ich mich nicht von der Ansicht trennen, das der Virtuos ein Ergebniß seiner Zeit ist, mit der er fällt und steigt, die ihn hebt und trägt und, wie sie selbst, auch verschwinden läßt.—m

Allgemeine musikalische Zeitung (December 9, 1846): 821-823.

Leipzig, 1846. Achtes Abonnement-Concert im Saale des Gewandhauses, Donnerstag, den 3. December.—Symphonie von L. v. Beethoven, F dur (Nr. 8).—Arie von Sacchini, gesungen von Fräul. Schloss.—Concert für Pianoforte, C moll, von L. v. Beethoven, vor getragen von Herrn Professor Moscheles.—Ouverture zu Idomeneo von W. A. Mozart.—Ave verum corpus, Chor von W. A. Mozart.—Ouverture, Introduction, Scene und Chöre aus dem ersten Act der ,,Alceste“ von Gluck.—

Die Symphonie in F dur von Beethoven ist vielleicht die einzige, in welcher sich eine Ungleichheit der Wirkung und des Werthes der verschiedenen Sätze gegen einander bemerkbar macht. Das Allegro und die Menuett wiegen nicht so schwer als das Andante Scherzando und das Finale. In jenen ertönt die irdische Freude, in diesen der himmlische Humor. Dort freuen wir uns wohl mit, hier sind wir entzückt. Das Andante namentlich ist ein wunderbares Wesen; es verlangt Thränen, aber unter Lächeln dargeboten. Wir sperrten uns sehr gegen diese alle Würde verletzende Zumuthung, mussten aber Einen Theil der Schuld trug das Orchester. Nie haben wir eine so vollkommene fein nuancirte Ausführung gehört. Es war, als spielten fünfzig Gebrüder Müller aus Braunschweig.

In der Arie von Sacchini, dieses 1787 bereits verstorbenen Componisten, welche Fräul. Schloss, den Triller abgerechnet, ganz gut vortrug, konnte man erkennen, wie Gesang zu accompagniren, dass der Ausdruck befördert werde, ohne die Stimme zu überdecken. Hinter dem Berge der Zeit wohnen auch Leute, und es ist ein grosser Fehler der Musikstrebenden, dass sie nur die Gegenwart und nicht auch die Vergangenheit über die ächten Kunstmaximen um Rath fragen. Das erste Gebotin dem Katechismus des Componisten heisst: Du sollst keine Melodie tödten; das lernt man leichter aus alten bestaubten Werken, als aus jungen blanken, die ihrem Schicksale auch nicht entgehen. Ach, die blühendste, gefeiertste Partitur wird alt mit der Zeit, stirbt und wird begraben in den Archiven, diesen Ungeheuern, die so vielen Menschengeist schon verschlungen haben und unersättlich immer nach neuem Raub gieren!

Das Beethoven’sche Cmoll-Concert, von Herrn Professor Moscheles mit tiefstem Verständniss und Gefühl vorgetragen, brachte einen schönen Kunstgenuss. Leise Trübung für uns kam hinein durch die grosse Cadenz am Schlusse des ersten Satzes. So schön ein solches Einschiebsel sein kann, es erscheint uns stets als das Resumé einer Rede, die Jedermann schon vollständig verstanden und ausgenossen hat. Nachdem ein schönes Da sein geendet, wird es noch einmal aufgalvanisirt zu nach träglichen Zuckungen. Gute Cadenzen sind nur an schlechten Werken zu entschuldigen, als Entschädigung für gehabten Verdruss. An guten sind sie des Guten zu viel. Ein Hors d’oeuvre.

Der ganzen Musik zur Oper Idomeneo hört man ihre Zeit an. Nur die Ouverture ist weit vorausgeeilt, und darum noch lebenskräftig in der unserigen angekommen. Sonderbar bleibt es, dass dieses Werk des grossen Meisters niemals einen Zeitpunct gefunden, dem es ganz genügen konnte. Es war für den, wo es erschien, doch schon zu neu, und für den darauf folgenden bereits zu alt. Mozart selbst aber trägt die Schuld davon. Er öffnete und steigerte in seiner nächsten Oper, der Entführung, den Sinn für blühende Melodieen so plötzlich, dass kein Zwischenraum blieb, in welchem Idomeneo als Ueber gang allgemeine Aufnahme hätte gewinnen können.

Das Ave verum corpus desselben Meisters trägt keine Elemente in sich, welche in dem Concertsaale eine besondere Wirkung hervorzubringen geeignet wären.

Alceste hat in unserer Zeit, und namentlich in kleineren Gaben dargereicht, ein viel besseres Schicksal in dem Concertsaale zu erwarten, als auf der Bühne, und die heutigen Bruchstücke fanden, durch die ausgezeichnete Ausführung der Chöre und Solopartieen noch begünstigt, eine sehr beifällige Aufnahme.

Gluck beklagte sich seiner Zeit mehrfach und ziemlich bitter über die geringe Theilnahme, mit welcher das Publicum diese Oper empfangen. Es ist des Nachdenkens werth, wie ein so tiefdenkender, scharf und hellsehen der Geist doch ganz blind sein und dem Publicum eine Schuld aufbürden konnte, die er allein zu tragen hatte. Wenn gleich jede einzelne Scene seines Buches treffliche Momente für die Musik hat, bilden alle zusammen doch die unglücklichste Aufgabe, die je einem Componisten geboten worden, da die ganze Oper von Anfang bis zu Ende fast nichts als Jammer und Klage ist. Also kann sich der denkendste Künstler in der Wahl seines Gegenstandes total vergreifen! Hierin liegt eine inhaltsschwere Mahnung für Jeden, der ein grosses, zusammengesetztes Werk in Arbeit nehmen will, von den Einzelnheiten zuerst abzusehen und nach dem Wesen und Leben des Ganzen zu fragen, in wiefern dieses nämlich sich zu dem Verlangen der Zeit und der menschlichen Seele verhält. Welche Kraft in dem Totale, ob eine fesselnde, oder gleichgiltig lassende, oder gar abstossende liege, das klar zu erkennen, ist die Hauptsache. Ein Irrthum hierin begangen, und ein Theil des Künstlerlebens ist nutzlos verschwendet! Alceste ist Gluck’s bestes Werk unter seinen schlechten, und das schlechteste unter seinen guten. Dieses reformatorische Genie griff mit grosser Entsagung und Kühnheit alle kleinen langweiligen Gewohnheiten in den einzelnen Stücken, den Arien, Duetten, Chören an, und liess das grosse träge Thier, monotoner Plan genannt, ruhig fortschnarchen. Und dann wurde er doch böse, wenn das Publicum sympathetisch mit einschlif. Er versprach, der Natur und Wahrheit alle Convenienzen zu opfern, hat aber in der Alceste noch grosse Fehler dagegen begangen, und die ärgsten in den Scenen, welche heute zur Aufführung kamen.—Der geliebte König liegt im Sterben. Das Volk ist vor dem Schlosse versammelt, erkundigt sich ängstlich, wie es um ihn stehe, klagt, jammert und zürnt über die grausamen Götter. Es mag alles Dieses thun, nur aber ja still, im bang verschlossenen Herzen, höchstens in leisem, dumpfem Gemurmel unter sich. Gegen alle Natur und Wahrheit aber ist es, dass der Componist den Chor alles Dieses laut, forte und fortissimo singen lässt. Die Gefühle sind wahr in Hinsicht auf die Natur des Herzens, aber ganz falsch in Hinsicht auf die Natur der Situation. Wenn der Tod fertig ist mit seinem furchtbaren Werke, bricht der Schmerz der zurückbleibenden Lieben unverhohlen, laut und mächtig aus; so lange jener noch im Arbeiten bebriffen, wagt kein Sterblicher in der Nähe laute Aeusse rungen, auch schon deshalb nicht, weil eine dem Ster benden zu Ohren komm ende Wehklage ein Todesurtheil ist. Jede Sünde gegen die Natur aber erinnert uns an die Kunst, und jede Erinnerung an die Kunst schwächt deren Wirkung. So kann sich das Volk in der Wirklichkeit nicht benommen haben, sagt der Verstand augenblicklich, und gleich wird auch das Gefühl vor Täuschung gewarnt und bewahrt. Die Grösse Gluck’s ist bekannt und genugsam auseinandergesetzt worden. Wir machten auf einige Schwächen von ihm aufmerksam, nicht um den Meister herabzuziehen, sondern zu zeigen, welcher Vergehungen sich auch die bedeutendsten Geister in der Kunst schuldig machen können, und anzureizen zum immerwährenden Studium der Natur, damit man alle Kunstdarstellung nach ihren ewigen Gesetzen nur behandele. Ausserhalb dieser Grundmaxime liegt kein Heil und keine ächte, dauernde, nachhaltige Kunstwirkung.

Berliner musikalische Zeitung (1846): [3]  

Leipzig. Moscheles lässt sich fleissig öffentlich hören. Im achten Abonnementsconcert spielte er das C-moll-Concert von Beethoven.

Signale für die musikalische Welt (1846): 401-402.  

Achtes Abonnementconcert im Saale des Gewandhauses zu Leipzig.

(Donnerstag, den 3. December.)

Ein sehr classisches Concert von gediegenster Auswahl; lauter guter alter Rhein wein mit ein wenig Monte-Fiascone. Zuerst die prächtigklare, frühlingsheitere F dur Symphonie Beethovens, unter Herrn Gades Direction vortrefflich einstudirt, und ebenso wiedergegeben. Hierauf Arie von Sachini „Resta, ingrata, io parto, addio,“ gesungen von Fräul. Schloß. Der Vortrag dieser einfach heroischen, und ganz der Stimmlage der Sängerin angemessenen Arie gelang ihr vollkommen, abgerechnet etwa die letzten Triller, in welchen die Sängerin allerdings nicht besonders stark zu sein scheint. Dann erfreute uns der Altmeister des eleganten Pianofortespiels, Herr Prof. Moscheles durch den Vortrag des Cmoll-Concertes für Pianoforte von Beethoven, jener so überaus tiefen und innigen Composition, in welcher der Genius des großen Meisters eine seiner schönsten Schäferstunden mit der Muse gefeiert und verewigt hat. Was das Spiel des Herrn Moscheles betrifft, so war ebenso sehr seine würdige Auffassung als seine geschmackvolle Ausführung zu loben, an welcher man die Volubilität der Jugend kaum vermißte. Auch verdienten die beiden im ersten und im letzten Satze eingelegten Cadenzen (in der zweiten war das Thema des ersten Satzes geistvoll wieder eingewebt) sowohl in Bezug auf Anlage als auf Technik volle Anerkennung, die ihnen denn auch, so wie der ganzen Leistung überhaupt, durch rauschenden Beifall zu Theil wurde. Das kurze Präludium zu Anfange jeden Satzes wäre vielleicht besser zu unterlassen gewesen, um die Einheit des Ganzen nicht zu verletzen. Uns haben die paar Accorde nicht gestört. Im zweiten Theile hörten wir die kräftig-kurze heroische Ouverture zu Idomeneo, welche indeß mehr einer Introduction gleicht, und wie mit einem Fragezeichen schließt. Als Antwort an dieses Fragezeichen reihete sich nicht passend der wunderschöne, milde, tief katholische Chor „Ave verum corpus“ von Mozart, welcher, obwohl von Singacademie und Thomanerchor vortrefflich ausgeführt, auf eine das höhere ästhetische Gefühl verletzende Weise zwischen zwei Tonstücken von völlig antikem Charakter eingeklemmt war. Denn es folgten nun unmittelbar Ouverture, Introduction, Scene und Chöre aus dem ersten Act der Alceste von Gluck, eine Musik, welcher das herbe Feuer der antiken Tragödie characteristisch ist. Die Chöre waren ausgezeichnet; in dem Chor: „Geschick! du bestrafst uns hart,“ fiel besonders der Alt bei den Worten „Ha noch nie habt ihr, ewige Rächer,“ äußerst präcis und kräftig ein. Herr Salomon hatte die Partie des Herold übernommen, und trug sie mit seiner schönen klangreichen Baßstimme sehr wacker vor. Frl. Elise Vogelsang die Alceste. Konnte sie auch mit ihren übrigens schönen Mitteln den hohen tragischen Ausdruck, welchen diese Partie vorzugsweise fordert, nicht vollkommen wiedergeben, so hat sie doch durch reine Intonation und durch gefühlvollen Vortrag die großen Schwierigkeiten, die in Dieser Art von Recitativen liegen, ganz glücklich überwunden, und überhaupt mit sehr dankenswerthem Streben das Möglichste geleistet.

Uebrigens—so trefflich die Auswahl dieses Concertes, welches wieder einmal die Devise des Saales „Res severa est summum gaudium“ recht bethätigte—sind wir der Meinung, daß etwas von Mendelssohn aufgeführt werden muß. W. L.