15 June 1818

Ignaz Moscheles’ First Concert

 

Pest: Thaliens Tempel

Programme

Lustspiel, Der häusliche Zwist Von Kotzebue
Overture Moscheles
Piano Polonaise in E flat major with
Orchestral Accompaniments
Mr. MoschelesMoscheles
From Fernand Cortez: DuetMiss Muck, Mr. BagniggSpontini
Violin VariationsMr. UrbanyHalm
Grand Piano Variations on a Military March
with Orch. Accomp. (Alexander Variations)
Mr. MoschelesMoscheles
Free Piano Fantasia, incl. Hungarian themes  
Principal Vocalists: Miss Muck; Mr. Bagnigg
Principal Instrumentalists: Messrs. Moscheles, Urbany

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Programme Notes: The Piano Polonaise was later added as the third movement ‘Allegretto. Tempo di polacca’ Moscheles’ Piano Concerto No.2 in E flat major.

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Charlotte: ‚Von da begab er sich nach Pesth, wo er unter grossem Zuspruch und Beifall mehrere Concerte veranstaltete, alte Freunde vorfand und neue Verbindungen anknüpft. Die Batthyanyi’sche und andere Adelsfamilien luden ihn auf ihre Landsitze ein, und er kann den Kunstsinn und die Gastfreundschaft dieser Leute nicht genug rühmen‘. (AML, 24.)


Reviews

Wiener allgemeine Theaterzeitung. Ein Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens (June 25, 1818): 300.

Herr Moscheles in Pesth.

Pesth, am 15. Junn 1818.

Wir hatten heute einen sehr genutzreichen Abend, denn Hr. Moscheles gab seine schon früher angekündigte Akademie. Ihr voraus ging das Lustspiel: »Der häusliche Zwist,« bey, wie gewöhnlich, unruhigem Auditorium, das aber heute um so eher zu entschuldigen war, als es nur für Hrn. Moscheles allein da seyn wollte. Den Anfang machte eine Ouverture, componirt vom Concertgeber; keine große, doch liebliche Composition und von unserm Orchester recht brav vorgetragen und mit Beyfall aufgenommen. 2) Introduktion und Concert-Polonaise für das Pianoforte mit Begleitung des Orchesters, componirt und gespielt von Hrn. Moscheles. Eine zwar gefällige Composition, die aber keineswegs den viel berühmten Meisterverrieth; es kam uns vor, als wollte er sich nur erst nach und nach entwickeln, um den Eindruck zu erhöhen, und—es war auch so. 3.) Duett aus der Oper: »Ferdinand Cortez,« gefunden von Dem. Muck und Hrn. Babnigg. Die Composition that nur wenig für die Sänger und mit wahrem Herzeleid müssen wir gestehen, daß dieses Duett mir bey weiten größerem Gezische als Beyfallsbezeigungen beendet wurde, zumahl Hr. Kleinhein; noch sehr unglücklich im Dirigiren war, das Duett außer allen Takt kam und eines früher als das andere schloß. 4.) Variationen für die Violine mit Begleitung des Orchesters, componirt von Hrn. A. Holm, gespielt von Hrn. Urbani; gewährten heute nicht den Genuß, den wir sonst in dem Spiele des Hrn. Urbani fanden, woran aber wohl die herzlose Composition Schuld haben mag. Seine rastlose Bemühung, die darin häufig vorkommenden Schwierigkeiten nach Kräften zu löfen, wurde dankbar erkannt und mit Beyfall belohnt. Zum Schluß phantasirte Hr. Moscheles und schloß mit Variationen über den Alexander-Marsch. Der vor einigen Jahren hier anwesende viel berühmte Hummel bemächtigte sich unsers Gedächtnisses und behauptete, besonders im Phantasiren, streng genommen den Vorzug. Jedoch Schwierigkeiten im hochsten Grade zu löfen, versteht nur Hr. Moscheles, und wir glauben, wir müßten den noch mehr bewundern, welcher im Stande ist, Hrn. Moscheles musikalische Aufgaben vorzulegen, welche ihn verlegen machen könnten. Er wurde mit dem rauschendsten Beyfall belohnt, den ein zahlreich versammeltes Publikum ihm nur gerecht zu Theil werden ließ. Uebrigens finden wir es unzart, da doch die Einnahme der Direktion gehörte, daß die Billets zu den Logen und gesperrten Sitzen in der Wohnung des Hrn. Moscheles zu bekommen waren. Besonders ist noch zu bemerken, daß Hr. Bagnigg die Gefälligkeit, den Notenblatt-Umwender abzugeben und am Schlusse bey den Variationen sich mit der großen Trommel zu produziren! Das ist zu viel Bescheidenheit!

Z.

Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat (July 2, 1818): 238-240.

Nachricht über die Anwesenheit des Herrn Moscheles in Pest und seine musikalische Akademie am 15. Juny *).

Die plötzliche Erscheinung des ruhmvollen Tonhelden, Herrn J. Moscheles, in der Hauptstadt Pannoniens hat unsere musikalische Welt angenehm überrascht. Alles war in gespannter Erwartung, einen Ohrenschmaus, von seiner kunstreichen Hand bereitet, zu geniessen. Auf den 15. Juny wurden alle Andächtigen der Tonkunst in Thaliens Tempel zu einer Abendunterhaltung eingeladen, wohin auch denselben Abend ein zahlreiches Publicum in gedrängter Menge wallte. Nach voraugegangenem Lustspiel: Der häusliche Zwist, folgte eine musikalische Akademie, in welcher Herr Moscheles producirte: eine grosse Ouverture, von ihm componirt; darauf folgte ein von ihm comp. Polonaise-Concert für das Piano-Forte – in Es-dur, mit der genialischen Begleitung von 3 Pauken, welche Es, B, Ces gestimmt waren, und des ganzen Orchesters, von ihm vorgetragen.

In dieser Pieçe übertrug Hr. Moscheles seinem Clavierinstrument, durch seine ausserordentliche Fertigkeit, mit welcher er die seltensten Schwierigkeiten leicht überwand, und seine zarte Behandlung, die dieses Instrument noch kaum erfahren hat, eine reime und deutliche Aussprache eines schmelzenden Gesangs, der alle Zuhörer in ein sanftes Staunen wiegte. Schade ist es, dass das unschicklich gewählte weitläufige Locale uns die Anschauung der ungeheuern Schwierigkeiten raubte, die der Tonsetzerhier auf das Maximum getrieben hat.

Zum Schlusse phantasirte Hr. Moscheles auf dem Pianoforte und endigte mit dem von ihm componirten Variationen über den Alexandermarsch mit Begleitung des Orchesters.

Bey dem Schluss-Divertissement goss Herr Moscheles, aus dem Füllhorn seines kunstreichen Schatzvermögens und seines Zauberspiels, die entzückendste Empfindung über das ganze Auditorium aus. Unter die mannigfaltigen angenehmen Überraschungen, die Herr Moscheles so wirksam einzustreuen verstehet, zeichnen sich vorzüglich aus, das in seinen Phantasien so schön herbeygeführte ungarische Thema, welches er so kunstreich durchzuführen wusste, und das Einfallen der türkischen Musik bey den Variationen; nur vermissten wir bey Letzteren das seine Zusammentreffen des Orchesters.

Ein Duett aus der Oper Ferdinand Cortez, gesungen von Dlle. Muck und Herrn Babnigg, ferner Variationen für die Violine, von A. Halm, vorgetragen von Herrn Urbany, waren die übrigen trefflich gegebenen Zwischenstücke, welche dazu bey trugen, diese genussreiche Abendunterhaltung vollständig zu machen. Durch die seltene Stille, welche in dem vollen Hause während des ganzen Vortrags herrschte, und dem rauschenden Beyfall, der sich besonders am Schlusse hören liess, bezeugte das Publicum die übervolle Zufriedenheit, mit welcher es das Haus verliess. Wir bedauern die schnelle Abreise des Herrn Moscheles, die schon heute nach Füreth erfolgte; wir haben aber gegründete Hoffnung, bey seiner Rückreise nach Wien ihn hier noch ein mahl zu hören.                                                                                                       J. . . . K . . . . . . . .

*) Von einem andern Correspondenten.

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (July 9, 1818): 665-666.

Wissenschaftliche und Kunst« Nachrichten.

Pest, im Junius. Hr. Jg. Moscheles hat dem Pesther und Ofner Publikum durch zwey Koncerte einen höchst interressanten Kunstgenuß verschafft. Der Ruf, welcher diesem ausgezeichneten Künstler voranging, füllte bey dem ersten Koncert das Haus; der allgemeine Beyfall, der ihm in selben zu Theil wurde, füllte das zweyte. Im ersten gab Hr. Moscheles eine große effektvolle Ouvertüre von seiner Komposition; hierauf eine Koncert-Polonaise mit Orchester-Begleitung in Es-dur, welches Referenten ganz besonders ansprach. Dieses Tonstück ist sehr gut gedacht, zweckmäßig und gefällig instrumentirt, die Piano-Forte-Stimme biethet dem Spieler reichliche Gelegenheit sich als Meister zu bewähren. Zum Schlusse fantasirte Hr. Moscheles, ging in den Alexander-Marsch über, und spielte seine Variationen über dieß Thema mit Begleitung des Orchesters. Diese Variationen und die Vortrefflichkeit, mit welcher Hr. Moscheles vorträgt, find zu bekannt, als daß wir noch ein Wort des Lobes darüber sprechen sollten.