14 June 1819

Ignaz Moscheles’ First Concert

 

Graz: Ständischen Theater

Programme

Lustspiel, ‘Abneigung aus Liebe’ Castelli
Overture, Die Portraits Moscheles
Piano Concerto No.2 in E flat major (new)Mr. MoschelesMoscheles
From Otello: AriaMr. CornetRossini
Grand Piano Variations on a Military March
with Orch. Accomp. (Alexander Variations)
Mr. MoschelesMoscheles
Principal Vocalists: Mr. Cornet
Principal Instrumentalists: Mr. Moscheles

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Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat (June 5, 1819): 364.

Der rühmlich bekannte Tonsetzer und Virtuose auf dem Pianoforte, Herr Moscheles, unser erster Clavierspieler, macht nächstens eine Reise nach Grätz, wo ihm, wir zweifeln nicht, der rauschende Beyfall zu Thel werden wird, den er hier überall empfangen hat.

Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt (June 5, 1819): 268.

Unser geschätzte Tonsetzer und Virtuose auf dem Pianoforte, Ignatz Moscheles, hat eine Kunstreise nach Grätz unternommen; sein großes Verdienst wird, hoffen wir, dort eben so gewürdigt werden, als es hier allgemein anerkannt und geachtet ist.

Reviews

Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat (June 23, 1819): 401.

Moscheles in Grätz.

Dieser im In- und Auslande rühmlichst bekannte Tonkünstler und Tonsetzer gab am 14. Juny im ständischen Theater grosses Concert. Der hiesige Musikverein zeichnete denselben durch sein Mitwirken im Orchester aus. Vor und nach Rode, der in Jahre 1812 die Grätzer zur Bewunderung hinriss, erfreute sich kein fremder Tonkünstler eines so zahl reichen Auditoriums, wie Herr Moscheles.

Nach dem vorausgegebenen Lustspiele: Abneigung aus Liebe, von Castelli, hörten wir die Ouverture aus dem Ballete: die Portraits von der Composition des Herrn Moscheles. Der innere Gehalt der selben ist in der Residenz zu sehr gewürdiget worden, als dass es einer neuerlichen Schilderung des selben bedürfte. Ref. erzählt bloss, dass diese Ouverture hier ungemein angesprochen hat. Hieraufspielte Herr Moscheles eine von ihm componirte Concert-Polonaise in E-b. Wir waren entzückt durch seinen seelenvollen, begeisternden Vortrag. Dadurch beweiset er, dass er für Polyhymniens Dienst geboren sey. Wir waren in Staunen versunken, als wir den selben die schwierigsten Passagen mit bewunderns werther Ruhe ausführend erblickten. Diese hohe Kunstfertigkeit ist das Resultat einer zweckdienlichen, rastlosen Übung. Die Instrumentirung der Polonaise ist sehr originell und ganz darmach eingerichtet, die Clavierparthie in das brillanteste Licht zu setzen.— Herr Cornet sang die in Wien so beliebte Rossinische Arie aus Othello vom Lieben und Betrüben. Ungeachtet der darin so häufig vor kommenden Wiederhohlungen wurde dieses Gesangstück mit lebhaftem Beyfalle aufgenommen.

Zum Beschlusse spielte der Herr Concertgeber nach kurzem Præludium die von ihm componirten Variationen über den Alexander-Marsch. In diesem Tonstücke bewies sich derselbe als vollendeten, unübertrefflichen Clavierspieler. Er ward nach jeder Variation mit dem lautesten Beyfallsbezeigungen überhäuft.

Dem Orchester, welches den grossen Künstler so trefflich unterstützte, gebührt besondere Auszeichnung.

Herr Moscheles wird dem Vernehmen zufolge, am 17. Juny im ständ. Theater das zweyte Concert geben und sicherlich so viele Zuhörer haben, als es der Raum erlaubt.                                Anselm.

Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt (July 29, 1819): 360.

Grätz (Schreiben an den Redacteur.)…Hr. Cornet hat gegen den Willen der Direction in Moscheles zweytem Concerte gesungen, und ist von dem, von den Verhältnissen unter richteten Publicum mit stürmischem Beyfall empfangen worden; dieß nun ist sein großes Verbrechen, wofür er vor dem ganzen Publicum gebrandmarkt werden soll!

…R. R.

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (July 31, 1819): 747-748.

Moscheles zu Grätz. Für die Landschaften Unseres Kaiserthums ist es lehrreich, wenn die gröstten Meister der Hauptstadt sie besuchen, weil man dann allgemeiner den wahren Standpunkt der Künste bemerkt, ein höheres Bild sich selbst entwirft, und zu weiterm Fortschritt sich ermuthigt. Daher war den vielen Freunden des Forte-Piano‘ s in Grätz die Erscheinung des Herrn Moscheles sehr erwünscht, da der Ruf von ihm als einem der sieghaftesten Überwinder von Schwierigkeiten, und als einem der geschmackvollsten Spieler des Schweren vor, aus gingen, Schoberlechner, Pixis, Hummel hatte man nach einander gehört; desto begieriger waren alle Freunde der Tonkunst, die Übereinstimmung  oder Verschiedenheit derselben gegen Moscheles zu beurtheilen.

Das erste Konzert des lieben Fremden, im Schauspielhause gegeben, entzückte vorzüglich durch die Variationen des Alexander-Marsches. Aber selbst die Überraschung des ersten Eindruckes hinderte noch die ganze Vielseitigkeit des Meisters zu fassen. Mit Sehnsucht sah jeder Gebildete dem zweyten Konzerte entgegen, woran der freundliche Fremde auf eine unanständige, kleinliche Art ein Weilchen gehindert wurde. Aber mit desto größerem Eifer eilten die Erwartungsvollen in den Rittersaal, wo Moscheles zum zweyten Mahle seine Kunst bewies, und in jedem Stücke den lautesten Beyfall erhielt.

Das Publikum hörte den Meister nur in seinen eigenen Compositionen, doch hatte er die Güte, seinen Freunden die berühmte neueste Sonate von Hummel insbesondere zu spielen. So sicher und bestimmt, rasch und fein vorgetragen, ist sie wahrlich klar, und sogar beym ersten Hören dem etwas Geübten verständlich. Das dritte Stück derselben ist ganz in Beethovens Geist. Mehr kann man nicht zu seinem Lobe sagen.

Wiener allgemeine Theaterzeitung. Ein Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens (September 9, 1819): 431-432.

Folgendes ist der Redaktion dieser Zeitung von der Theaterdirektion in Grätz zur Einrückung zugesendet worden.

Wenn die Theaterdirektion zu Gräß über die öffentlichen Schilderungen jener Vorgänge, die das Concert des Hrn. Moscheles herbeyführte, bisher gänzlich schwieg, so geschah es blos, weil das hiesige Publikum ohnehin in wahrer, unentstellter Kenntniß der damahls Statt gefundenen Mißverständnisse ist, und weit überhaupt solche hämische Angrisse immer das Gepräge der Verläumdung und des Versuches, sein Mütchen im hinterhalte zu kühlen, hinlänglich an sich tragen; sobald sie, so wie hier, unter die vielbeliebte Anonymität sich verkriechen, und übrigens durch Stillschweigen am besten verachtet werden können.—

Indessen wiederhohlen sich die leidenschaftlichen Beziehungen darauf unter so vielen Gestalten, daß der Gefertigte nicht umhin kann, einige Worte darüber zu verlieren. In welchem Lande müßte man geboren seyn, um nicht für Hrn. Moscheles Kunst mit Enthusiasmus erfüllt zu werden?—Das dieser Bekenntniß der hiesigen Direktion keine Tirade seyn, bewies sie thätig dadurch, daß sie sich beeilte, gleich bey Hrn. Moscheles Ankunft einen Vertrag für gemeinschaftliche Concert in Theater mit ihm abzuschließen Musikvereins ersuchte, dabey mitzuwirken, obgleich der Verein eine öffentlich Mitwirkung auf der Bühne aus dem Grunde ungern zusagte, weil der genommene Entschluß, keine Concert auf der Bühne selbst zu geben, die Hrn. Stände allein bewogen hatte, ihren Saal dafür zu bewilligen.

Das erste im Theater Statt gehabte Concert benachtheiligte die Einnahmen aller folgenden Tage der Woche, dennoch blieb die an das Verlieren schon gewöhnte Unternehmung ihrer Ehre wegen bey der Fortsetzung der letzten Concert im Theater selbst….Gräß, am 20. August 1819.

Freyherr von Born.