3 October 1844

Ignaz Moscheles’ Concert

Darmstadt: Hoftheater

Programme

Piano Concerto No.8 in D Major, PastoraleMr. MoschelesMoscheles
From Le nozze di Figaro: AriaMme PirscherMozart
EtudesMr. MoschelesMoscheles
LiedMiss MarlowProch
Lied, ‘Der Wirtin Töchterlein’Mr. PasqueKreutzer
Piano Sonata No.17 in D minor, The Tempest (Op.31, No.2)Mr. MoschelesBeethoven
*Overture, Così fan tutte Mozart
*Overture, Euryanthe Weber
Principal Vocalists: Mme Pirscher, Miss Marlow; Mr. Pasque
Principal Instrumentalists: Mr. Moscheles

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Charlotte: Von Frankfurt ging es nach Darmstadt, wo Moscheles bei Hof spielte und Concert gab. [AML II, 119.]

Reviews

Didaskalia (October 10, 1844): [3].

Darmstadt 4. Oct.

Hr. Moscheles, in der Kunstwelt als Componist und ausgezeichneter Klavierspieler gleich geachtet und berühmt, gab gestern in dem Hoftheater ein Konzert, welches der Veranlassung, der wir es verdankten, vollkommen angemessen war. Der würdige Künstler wurde bei jeder Production mit großem Applaus empfangen und entlassen. Mad. Pirscher hauchte in die Arie aus Figaro die ganze Fülle ihrer Gesangeskunst mit unnachahmlichem Zauber. Nach ihr hörten wir mit Vergrügen Fräul. Marlow in Liedern von Proch, und dann Hrn. Pasque in dem Lied von Kreutzer: „der Wirthin Töchterleis“, mit all dem Wohllaut und Ausdruck, der einem seelenvollen Gesange sein eigenthümliches Gepräge gibt.

Allgemeine Wiener Musik-Zeitung (October 12, 1844): 492.

(Der berühmte Clavierspieler Moscheles) gab am 3. d. M. im Hoftheater in Darmstadt ein sehr zahlreich besuchtes Konzert. Das Nähere werden wir ehebaldigst berichten.

Allgemeine Wiener Musik-Zeitung (October 22, 1844): 508.

(Darmstadt, 4. Oct.) Gestern Abends gab I. Moscheles, der den Freunden der Tonkunst als classischer Componist und zugleich als Claviervirtuose längst bekannt ist, ein Konzert im Hoftheater. Der Künstler zeigte zwar nicht die außerordentliche Geläufigkeit der modernen Glaverhelden, allein eine um so größere Gediegenheit, eine Classicität des Vortrags, die überall Anerkennung finden muß. Die verschiedenen Stücke wurden von allen Mitwirkenden recht lobenswerth vorgetragen, und von dem Hoftheaterorchester die Ouverturen zur Oper „Cosi fan tutte von Mozart und zur Euryanthe von Weber besonders trefflich executirt. Das Pastoral-Konzert für das Pianoforte, von Moscheles componirt und vorgetragen fand, obwohl in nicht allgemein ansprechender Weise gehalten, doch großen Beifall. Die darauffolgende Arie aus „Figaro“ von Mozart, von Madame Pirscher mit ihrer unvergleichlich schönen Stimme herrlich vorgetragen, machte einen unbeschreiblichen Eindruck. Lebhaft ward durch diesen tief ergreifenden und hinreißenden Gesang der Wunsch erweckt, die klassische Oper des unsterblichen Meisters, die sich jetzt hier gut besehen ließe, selbst wieder einmal zu hören. Dieser Arie schloß sich eine Suite von Etuden von dem Konzertgeber an, welche des Meisters Kunst im schönsten Lichte zeigte. Lieder von Proch wurden von Fräulein Marlow, die eine gute Schule bekundete und noch größere Erfolge erwarten läßt, mit schöner Stimme gesungen. Ebenso erfreute sich großen Verdienten Beifalls pr. Pasqué, der ein Lied von Kreuzer „Der Wirthin Töchterlein“ vortrefflich sang. Die große Sonate (d-moll, Op. 31) von Beethoven spielte Moscheles wirklich mit unbeschreiblicher Anmuth. Besonders hervortrat jedoch seine Genialität am Schlusse des Konzertes bei seiner ,,Improvisation am Pianoforte“. Die reinen, vollen Töne, welche er dem Instrumente gleichsam wie Gesang entlockte, waren unvergleichlich und verfehlten ihre Wirkung auf das Auditorium nicht, welches dem berühmten Künstler die glänzendste Anerkennung zollte, die sich am Schlusse nochmals in allgemeinem Hervorrufen wiederholte. Auch hatten Ihre Königliche Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin das Konzert mit Ihrer hohen Gegenwart beehrt und gleich S. G. H. dem Prinzen Emil den ausgezeichneten Künstler Ihres besondern Beifalls gewürdigt. Wenn jedoch bei einem solchen meisterhaften Spiele auch ein Theil des Gelingens von der Construction des Instrumentes abhängt, so dürfen wir hier des Streicher’schen Flügels nicht vergessen, den der Ko nzertgeber sich eigens von Frankfurt kommen ließ, wohl nur in dem Bewußtsein der Vorzüglichkeit der Instrumente jenes Meisters. Wir sagen darum auch nicht zu viel, wenn wir behaupten, daß die Streicher’schen Flugel bei ihrer Klangfülle und Zartheit auch gerade die jenigen sind, welche den Händen der Virtuosen am besten widerstehen und ihre Reinheit selbst bei größter Anstrengung nicht verlieren.

G. H. Z.

Allgemeine Theaterzeitung und Originalblatt für Kunst, Literatur, und geselliges Leben (October 31 to November 1, 1844): 1079.

(Wir lesen im Hessischen „Hausfreund,“) Darmstadt, vom 9. October, Nr. 120, über ein von Moscheles am 3. October im großherzogl. Hoftheater auf vielseitiges Verlangen gegebenes Concert: Moscheles gediegenes classisches Spiel, das technische Virtuosität überall unterordnet, das im ausdrucksvollsten Adagio seinen Triumph feiert, wird, wie die Compositionen Mozarts, Beethovens, sich jede Geschmacksrichtung, Mode u. s. w., aller Zeiten unterwerfen. Diese unverdorbene Empfänglichkeit für die Anerkennung einer Kunst, welche noch gleichsam auf dem Sonnenwagen Apollos selbst, nicht auf dampfender Locomotive daher fährt, hat das ausgewählte Publikum bewiesen, bewiesen durch einen warmen, innigen und immer steigenden Beifall bis zum Schlusse, wobei von den höchsten Ständen an, Alle im lebhaftesten Hervorruf übereinstimmten. Auch die Mitwirkenden trugen auf entsprechende Weise bei, dem Concerte den Namen eines auserwählten zu geben. Mad. Pirscher erfreute wieder durch den reinen schönen Vortrag der Arie der Gräfin aus „Figaro,“ von Mozart. Hr. Pasque entzückte durch Wohllaut und Ausdruck in einem Liede von Kreutzer. Dem Marlow, die liebliche Sängerin, gewann sich in Liedern von Proch Aller Antheil und Beifall; das Orchester selbst aber leistete an diesem Abende in der Ouverture zur „Euryanthe,“ von C. M. v. Weber, ein Kunstwerk, wie es die Composition selbst ist, und erhielt mit Recht die enthusiastischen Bravorufe, erregte aber zugleich lebhaftes Verlangen nach der Oper selbst, welche durch das jetzige Personal zu einer der glänzendsten, und ihres früheren Ruhmes würdigen werden würde.

The Morning Chronicle (November 7, 1844): 2.

Our adopted countryman, Mr. MOSCHELES (for so we may well call him, from his long residence in England, and the interest he has always taken in everything relating to English music), is now on a tour in Germany; and, from every account we have seen, it is evident that his reception is a triumph, in his person, of the solid, the elevated, and the classical, in composition and performance, over the showy inanities of the day. He has given concerts at Aix-la-Chapelle, Frankfort, Darmstadt and Carlsruhe, at which he performed not only his own concertos, studies, &c. but (at every one of them) the finest solo sonatas of BEETHOVEN, and his appearance has been hailed by the German public as a new era in the art of piano forte playing. Such accounts as these, we need hardly say, give us the greatest satisfaction; indicating, as they do, “the beginning of the end” of a state of things which we have never ceased to regret.