8 October 1816

Ignaz Moscheles’ First Concert

Leipzig: Gewandhaus

Time: Evening, Half Past Six o’Clock

Tickets: 16 Groten

Programme

Part I  
Overture, Die Portraits Moscheles
ChorusChoirSchicht
Piano Polonaise in E flat major with
accompanied by Three Drums
Mr. MoschelesMoscheles
  
Part II  
Violin CapriceMr. MatthäiRomberg
Grand Piano Variations on a Military March
with Orch. Accomp. (Alexander Variations)
Mr. MoschelesMoscheles
  
Hymn Mozart
Free Piano FantasiaMr. Moscheles 
Principal Instrumentalists: Messrs. Matthäi, Moscheles
Leader: Mr. Matthäi

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The Piano Polonaise was later added as the third movement ‘Allegretto. Tempo di polacca’ Moscheles’ Piano Concerto No.2 in E flat major.

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Charlotte: ‘His own concert was to be given on the 8th of October… Such a success, on such difficult ground, was as surprising as it was encouraging to Moscheles’. [RMM, 20-21.]

Moscheles: ‘I was in great excitement…My pressing business began as early as seven o’clock in the morning. In accordance with the local custom, I paid the cashier beforehand a bill receipted by the committee, charging sixty-six thalers, twelve neugroschen, for the room and lights. The rehearsal began at nine a. m. My overture to the ballet, Die Portraits,’ was admirably performed at the first leading, but the orchestra wished to rehearse it again, and then it exceeded my expectations. I cannot sufficiently praise the horns and trombones, but beyond all the admirable violin of Matthäi, the leader. The small audience collected in the room was unanimous in applauding me, and the Alexander Variations allured many of the orchestral players away from their desks towards the piano, where they could watch the execution of the difficult passages. In spite of this success, my nervousness was so overpowering, in expectation of the evening, that I could not swallow a morsel. In the afternoon I found my instrument in the concert-room, well-tuned and in good order, when I felt its pulse; my own was anything but quiet. At five o’clock the room was opened and lighted. Everything looked grand and impressive, and half an hour afterwards some ladies elegantly dressed arrived, so as to secure good places. It is not easy to imagine a handsomer room, or one better fitted for its purpose. I also found the seats arranged in a very practical manner, and one which was quite new to me. At half-past six, after I had swallowed a cup of tea with a drop of rum in it, I gave the signal for the concert to begin, and was received with applause on my appearance—a distinction not given to everyone in this place. My overture, owing to the hearty co-operation of everyone, surpasses my expectations. The public was so enthusiastic and unanimous in its applause, that I look back to this evening as one of the brightest and happiest of my life. A chorus by Schicht followed. My Polonaise, which was shown to the best advantage by the delicate accompaniment of three drums, all admirably tuned, will probably never be more effectively performed than here, or secure me more genuine applause. Between the parts the directors warmly congratulated me.

In the second part we had Romberg’s Capriccio for Violin, played by Matthäi; the Alexander Variations, repeated with the same enthusiastic applause; a Hymn by Mozart; then a pause of a few moments, after which I began my Improvisation. The public, feeling more and more interested, came nearer to me, and ended by regularly hemming me in, so that I became the centre of a great and admiring circle’. [RMM, 20-21.]

Wilhelm Joseph von Wasielewski Correspondence.

Concerte

….

8. October in Leipzig, Concert-Polon[aise- in Es-

Dur, op. 59 u[nd] Var[iationen] mit

Orchester.

[Renate Federhofer-Königs, ed., Wilhelm Joseph von Wasielewski (1822-1896) im Spiegel seiner Korrespondenz. (Tutzing: Hans Schneider, 1975), 197.]

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Prager Zeitung (April 21, 1816): 112.

…Herr Moscheles wird nächstens eine Kunstreise nach Prag, Leipzig, Dresden und Berlin machen.

Leipziger Zeitung (October 7, 1816): 2120.

Dienstags den 8ten October Abends um 612 Uhr wird Hr. Ignaz, Moscheles, Tonkünstler aus Wien, die Ehre haben, im Saale des Gewandhauses ein großes Instrumental-und Vocal-Concert zu geben, in welchem er sich auf dem Pianoforte-mit eigenen Compositionen hören laffen wird.  Eintrittskarten zu 16 gr. find zu haben in den Musikalien-Handlungen der Hrn. Breitkopf und Härtel, Hrn. Peters, und am Tage des Concertes an der Casse.

Reviews

Zeitung für die elegante Welt (October 12, 1816): 1607-1608.

Aus Leipzig.

Am 8ten Oktober gab Herr Ignaz Moscheles aus Wien im Saale des Gewandhauses ein Konzert, welches vor züglich ausgezeichnet zu werden verdient. Er entfaltete hier seine Talente als Tonsetzer und als Virtuos auf den Forte piano, und erfüllte besonders in Hinsicht der letztern Eigenschaft alle Zuhörer mit Erstaunen und Bewunderung, denn es dürfte wohl nur wenige gegeben haben, welche sich erinnern könnten, je bei einem Virtuosen auf dem Klavier eine solche Fertigkeit, Kraft, Fülle, Leichtigkeit und Gewandtheit bemerkt zu haben. Alle nur mögliche Schwierigkeiten wußte Hr. M. mit der größten Sicherheit und gefälligsten Rundung und Präzision zu über winden, ja man mußte zuweilen fast versucht werden zu zweifeln, ob sich dies Alles wirklich von einem Spieler zu gleicher Zeit hervorbringen lasse. Die Kompositionen, womit uns der Künstler erfreute, möchten vielleicht nicht durchaus geeignet seyn, unbedingten Beifall zu erwerben. Sie erschienen größtentheils als Werke, denen die letzte Vollendung fehlte, d. h. jene Einheit der Idee und des Gedankens, welche auch das verschiedenartigste in gefällige Harmonie aufzulösen vermag. Man hätte sie oft einem Chaos vergleichen mögen, worin eine Fülle von oft herrlichen Elementen und Kräften sich in wundersamen Streite regten und zur Gestaltung strebten. Denn nicht zu längnen war es, daß wenn auch ost die schöne Melodie vermißt wurde, doch immer ein unendlicher Reichthum harmonischer Bewegung sich offenbarte. Sollte vielleicht hier und da das Auffallende, Wunderbarre der Tonreihen und ihrer Zusammenfügun mehr durch das Streben nach Effekt, als durch den innern Reichthum des Genius, und den Drang desselben sich auf das befriedigendste zu offenbaren bedingt gewesen seyn, so würden wir den Künstler warnen auf diesen Wege fortzuschreiten, weil das vorherrschende Streben nach Außen bei einem Kunstwerke, den Betrachter in dem Maße erkälten muß als er bemerkt, daß es darauf abgesehen sey ihn zu gewinnen, oder ihm Bewunderung abzunöthigen.

Allgemeine musikalische Zeitung (October 16, 1816): 715-716.

[Leipzig] Den 8ten gab Hr. Ignaz Moscheles aus Wien, bekanntlich Componist und Virtuos auf dem Klavier, Concert, und erwarb sich von dem gesammten Publicum den lautesten Beyfall. Und in der That—in welcherley Verhältnis zur Tonkunst man auch stehe, man kann Hrn. M. nicht ohne Bewunderung und lebhafte Theilnahme hören. Behendigkeit, und Fertigkeit überhaupt, nicht nur in allen laufenden, sondern auch in den künstlichsten und häkelichsten Passagen, im Vollgriffigen, im Sprüngen etc. hat, in diesem Grade, vielleicht noch kein Klavierspieler besessen. Hierzu kömmt eine grosse Lebhaftigkeit des Temperaments, eine ungemeine Ausdauer in dieser Lebhaftigkeit, (Hr. M. ist jüdischer Nation,) und was von Beydem auf das Spiel einfliessen und die Zuhörer mit fortreissen muss; und endlich, eine Schreibart in den Compositionen, wo, neben dem, dass sie es dem Virtuosen möglich machte, alle sein Talent und alle seine grosse Geschicklichkeit aufs vortheilhafteste zu zeigen, das Aeusserste, von Instrumenten sowol, als von andern Kunstmitteln, drangesetzt wird, stets Effect, immer stärkern, ja gewaltsamen Effect hervorzubringen. Dass bey solchem Spiel, dem hin und wieder auch das beste Instrument kaum tonschnell, auch das geübte Ohr genau zu folgen kaum fähig genug ist—zuweilen daneben geschlagen, hin und wieder eine Stelle unsauber, undeutlich wird u. dgl. m., das ist wol kaum anders möglich, und vielmehr zu verwundern, dass dies bey Hrn. M. so selten, so sehr selten geschiehet, und dass vieles äusserst Schwierige, vornämlich in laufen den Passagen, abgestossenen Noten, Terzen—und  Octavengängen, und kleinen, pikanten Figürchen, so vollkommen rund, nett, zierlich herauskömmt. Nachdem wir so, unparteyisch und nach bester Einsicht, die Vorzüge des Hrn. M., als Virtuosen, gerühmt haben, wollen wir, eben so unparteyisch, auch gestehen, dass eben diese gerühmten Vorzüge die Beschreibung seiner Virtuosenkunst, so weit er sie hier darlegte, erschöpfen.—Von seinen zum Gehör gebrachten Compositionen, dieselben als Kunstwerke überhaupt angesehen, zeichnen wir die Ouvertüre und die concertirende Polonoise mit Einleitung, aus, die nicht nur gewaltsam effectuiren, sondern auch von Geist, nicht gemeiner Erfindung, und, besonders die erste, auch von guter Schule und löblichem Fleiss zeugen: enthalten uns dagegen, gewisse augenfällige Unvollkommenheiten—entstanden, wie es scheint, keineswegs aus enger Begränzung des Talents, sondern aus noch nicht gesichertem Urtheil, noch nicht klarem Bewusstseyn beym Arbeiten—namhaft zu machen; gewiss, Hr. M., der noch im Jünglingsalter ist, werde als Mann schon von selbst Anderes vorziehen, Manches anders schreiben.