Ignaz Moscheles’ Second Concert
Berlin
↓Programme
Aria | Mme Grünbaum | |
Aria | Mr. Stümer | |
Free Piano Fantasia, incl. a theme on a Russian folk Melody and Marlborough-Marsch | Mr. Moscheles | |
Piano Concerto No.3 in G minor | Mr. Moscheles | Moscheles |
Piano Fantasia and Variations on the favourite air ‘Au clair de la Lune’ with Orchestral Accompaniments (Op.50) | Mr. Moscheles | Moscheles |
Principal Vocalists: Mme Grünbaum; Mr. Stümer |
Principal Instrumentalists: Mr. Moscheles |
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Programme Notes: The piano brand was Leschen.
Charlotte: Am 31. October kamen Moscheles und sein Bruder in Berlin an…Es ist ganz nebenbei erwähnt, dass Moscheles drei brillante Concerte gab, für die Uberschwemmten, für Blinde und andere wohlthätige Zwecke, auch für befreundete Künstler spielte. [AML I, 92.]
Reviews
Berliner allgemeine musikalische Zeitung (November 24, 1824): 407-408.
Berlin den 18. November 1824.
Zweites Konzert des Herrn I. Moscheles.
Das heutige Konzert gehört zu den glänzendsten, die seit einigen Jahren in Berlin gegeben worden sind. Herr Moscheles gewährte uns im heutigen, wie in seinem ersten Konzerte den Genuss, einen in jeder Beziehung vollendeten Künstler zu sehen. Publikum und Orchester zeigten sich enthusiasmirt; das letztere namentlich bewies einer im Konzertsaale ziemlich seltene Präzision, Energie und Delikatesse und Herr Moscheles liess nur den einen Wunsch übrig,–ihn länger bei uns zu sehen und in mehren Konzerten zu hören. Virtuosen sind den Kometen vergleichbar. Sie stehen nicht, wie Komponisten, herrschend im Mittelpunkte eines durch sie beseelten Kreises, sie mögen nicht leicht einen solchen Herrscher dienend begleiten; frei und fremd ziehen sie durch alle Regionen, Staunen und Anregung bringend und dann in weite Fernen entschwindend. Aber Berlin ist wollängeres Verweilen werth.
In der Regel genügt es, einen Virtuosen ein oder zweimal zu hören, um seine Individualität kennen zu lernen und damit alles Interesse, das er gewähren kann, erschöpft zu haben. Herr Moscheles gehört zu den wenigen Ausnahmen.
Es ist zu geringe, von den Schwierigkeiten zu reden, die er mit unglaublicher Leichtigkeit überwand. Denn so selten ein so hoher Grad technischer Ausbildung gefunden wird, so kann er doch von den meisten Menschen, wenn sie nur recht wollen; erlangt werden. Mehr interessirt schon der eigne Stil, der sich in Herrn Moscheles Spiele vorherrschend zeigt. Sylphenhafte Leichtigkeit und eine kecke, dabei aber stets feine Laune bewegt sich in seinem Spiele; die schwersten Tonfolgen fliegen vorüber, als würden die Saiten nicht von Hämmern und Tasten und Fingern geschlagen, sondern von einem flüchtigen Lufthauche berührt; und aus diesem Fluge drängen sich so neckisch, so dreist kleine Akzente hervor, dass auch der aufgeregteste Hörer überrascht wird.
Ueber alles dies geht dem Ref, was Herr Moscheles als Komponist geleistet. Er gesteht, dass ein grosser Theil der gedruckten Werke dieses Künstlers ihm keine zu hohe Erwartung eingeflösst hatte (pariser Livres und englische Pfunde mögen wol manches dabei erklären) und dass es ihn um so mehr überraschte, im ersten Konzerte ein Es-dur–Könzert und im zweiten ein G-moll-Konzert zu hören, die beide, besonders aber das letztere, unbedingt vortrefflich sind, ja zu dem Besten gehören, was in diesem Kompositionsfache geleistet worden ist. Das G-moll Konzert hat eine Tiefe, eine Grossheit der Ideen und besonders im Adagio eine so fantasie reiche, dichterisch schöne Instrumentation, dass man (ein seltner Fall bei Virtuosen) leicht des Spieles über die Komposition vergessen konnte, dass man fast beklagen musste, einen so schönen Satz an die Bedingungen des Virtuosenthümlichen geknüpft, das herrlich beseelte Orchester mit dem hölzernen Pianoforte (so schön es gespielt wurde) vermischt zu sehen.
Weniger bedeutend schienen dem Ref. die freien Fantasien, mit denen Herr Moscheles seine Konzerte schloss; doch muss er sie interessant, einiges in ihnen schön nennen. Im zweiten Konzerte fantasirte Herr Moscheles über einige unmittelbar vor dem Beginnen ihm vorgelegte Themata und behandelte sie gewandt und interessant; selten mag wol ein Paar tausend Menschen gegenüber für eine solche Aufgabe mehr geleistet werden; nur Hummels Fantasien bleiben jedem, der ihn gehört hat, unvergesslich.
Madame Grünbaum, die den Konzertgeber in beiden und Herr Stümer, der ihn im letzten Konzert unterstützte, bewährten ihre Gesangfertigkeit zum Wohlgefallen der Zuhörer.
S. K.
Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz (November 29, 1824): 956.
Mad. Grünbaum, Hr. Moscheles und Hr. und Mad. Arnold haben Conzerte gegeben und ihre Virtuosität hat auch bei uns neuen Ruhm erworben.
Allgemeine musikalische Zeitung (December 23, 1824): 860.
….im zweyten am 18ten, ein neues Concert in G moll, Variationen über eine französische Volksmelodie mit Orchesterbegleitung, und eine freye Phantasie, deren Themen ihm nach seiner Aufforderung von Musikliebhabern vorgelegt wurden, als er sich an’s Pianoforte setzte, nämlich der Marlboroughmarsch und ein russisches Volkslied. Der Anschlag hat eine fast wunderbare Elasticität; nicht weniger ausserordentlich ist die Fertigkeit, Sicherheit und Kraft, besonders in den Terzen- und Octavengängen im schnellsten Zeit maass mit beyden Händen, der unübertreffliche Triller und der elegante und kraftvolle Vortrag. Er spielte auf einem Wiener Flügelpianoforte von Leschen.
Abend Zeitung (March 1, 1825): 204.
Aus Berlin.
….Gebührendermaßen müß mit einem Hochberühmten der Reigen eröffnet, folglich Herr Moscheles, der Amphion unserer Zeit, zeurt gennant werden, Da es aber unmöglich ist, über selbigen etwas Neuses zu sagen und ich nicht gesonnen bin, das Oftgesagte zu wiederholeb, so möge die Anzeige genügen, daß er hier war, drei Concerte gab, Kenner und Richtkenner entzückte, bewundert, angestaunt, vergöttert wurde, gute Geschäfte, bewundert, angestaunt, vergöttert wurde, gute Geschäfte machte, und nebenbei die Genugtuung hatte, sein wobt getroffenes Blidniß an den Fenstern aller Kunst- und Musikalienhändler prangen zu sehen, welches Bildniß auch guten Absaß fand, indem selbiges besonders von einer sehr Wohlhabenden Klasse der hiesigen Einwohner dringend nachgesucht wurde. Indem ich des Portraits des Herrn Moscheles erwähne, werde ich beinahe versucht, über Bildnisse im Allgemeinen und über die Art, selbige dem schau- und kauflustigen Publikum auszustellen ein Wort zu sagen.
The Harmonicon, vol. III (April 1825): 58.
Two concerts given by Moscheles here, before his departure, were among the most splendid that Berlin has witnessed for many years. With respect to this great pianist, we will not say a word relative to mechanical difficulties conquered by him with perfect ease, as these may be vanquished by almost all, who labour in earnest to attain their object. What we would dwell upon is, his sylph-like facility, and the bold, but playful, character of his style; the most difficult series of tones flit away, not as if the strings had been struck by the key and the finger, but as if they had been swept by the passing breeze, whence accents so new, so varied, so expressive, arise, that even amateurs the most difficult to be pleased, are forced into admiration.
With respect to this professor’s compositions; many of them, being written in great haste, and in moments snatched from his continual occupation, cannot be supposed to possess superior merit, but on the present occasion we were delighted to hear two concertos of real excellence: viz., in E flat major, and G minor. There is a greatness of ideas, and such a high and poetical instrumentation in the Adagio,—a movement in which all virtuosi do not excel,—that the beauty of the composition can for a moment make us forget even this performer himself. It is with no common feeling of regret, that we reflect how long it may be before we are again enchanted with this artist’s performance. Virtuosi may be compared to comets; they are not stationed like composers in the centre of a circle of which they are the life and soul; they are not governed by common laws ; their course is wild and eccentric, they excite a momentary astonishment, and then sweep away into vast distances, from which their return is not to be calculated.