28 November 1826

Ignaz Moscheles’ Second Concert

Berlin: Königliches Schauspielhaus

Programme

Free Piano FantasiaMr. Moscheles 
From Oberon: Aria, ‘Ozean! Du Ungeheuer’Mme SchulzWeber
Grand Piano Variations on a Military March with Orch. Accomp. (Alexander Variations)Mr. MoschelesMoscheles
Piano Concerto No.2 in E flat majorMr. MoschelesMoscheles
Principal Vocalists: Mme Schlz  
Principal Instrumentalists: Mr. Moscheles

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Charlotte: Am 28. November findet ein zweites Concert im grossen Opernhause statt, das überfüllt war. Der ganze Hof wohnte ihm bei. Moscheles spielte unter Anderen das dem König dedicirte Es-dur-Concert. AML I, 133]

Reviews

Berliner allgemeine musikalische Zeitung (December 13, 1826): 404-405.

Korrespondenz

Berlin, den 28. November 1826.

Am 28. November gab Herr I. Moscheles sein zweites Konzert im Königlichen Opernhause vor einem sehr zahlreichen, theilweise auch durch den Doppelgenuss von Konzert und Theater angezogenen Publikum. Hier wäre wol eine tüchtige Symphonie zur Eröffnung des Konzerts an ihrer rechten Stelle gewesen; statt derselben hörten wir ein Bruchstück einer Weiglschen, halb tragischen Introduktion, die nur zu der darauf folgenden Handlung passen kann, und die schon einmal an einem hohen Geburtsfest unpassend vor der Rede als Einleitungsmusik gewählt war. Sind wir denn so arm etwa an guter Instrumental-Musik? Herr Moscheles spielte hierauf auf dem Proscenio der Bühne, bei herabgelassenem Vorhange (welches eine, den Schall günstig zurückwerfende Hinterwand bildete) sein grosses Konzert in Es-dur, Sr. Majestät, unserm hochgeehrten Könige gewidmet, auf einem klangwollen Wiener-Pianoforte, mit höchster Eleganz, Präcision und Fertigkeit. Die Komposition ist gehaltvoll und in edlem Styl durch geführt. Die grosse Scene der Rezia aus Karl Maria v. Weber’s Oberon folgte ,,O Ozean, du Ungeheuer“ und liess, bei allen dramatischen Intentionen, die hier verloren gingen, dennoch den kühnen Geistesschwung des verewigten Meisters, besonders in dem feurigen Schluss bewundern. Mad. Schulz sang diese sehr hoch liegende, viele Kraft und Ausdauer erfodernde, höchst leidenschaftliche Scene mit der, dieser Sängerin zu Gebot stehenden Macht der Stimme und heroischen Glut, besonders auch die hohen Intervalle am Schluss der Arie rein und sicher, wenn gleich hie und da z. B. den hohen Ausruf: „Hüon! Hüon!“ mit fast zu starkem sforzando. Eigentlich ist es einer dramatischen Musik nicht vortheilhaft, zuerst von der Handlung abgerissen gehört zu werden. Dennoch effektuirte diese imponirende Scene ungemein und gewährte uns den Vorgenuss der hoffentlich bald (?) nachfolgenden Aufführung der Oper selbst.

Den beliebten Alexander-Marsch, nämlich die, alle erdenklichen Virtuosen-Künste für das Pianoforte umfassenden Variationen auf dies ansprechende Thema trug Herr Moscheles mit der grössten Vollendung vor, und über traf sich selbst nur noch in der freien Fantasie, die nicht günstig auf den matten ersten Akt von Nicolo Isouard’s leichtfertigem „Joconde“ gestellt war. Hier, vom Instrumente nicht gehindert, zeigte der Künstler seine ganze technische Fertigkeit mit geistiger Kombination der Ideen und Geschmack vereint. Sehr lieblich wurden Anklänge bekannter Themate; z. B. Hummel’s „an Alexis“ gegeben, mit einander kunstgemäss verbunden, und Einheit beherrschte mehr als sonst die Wechsel-Folge der musikalischen Gedanken des, in der Mechanik seines Instruments nicht zu überfressenden Spielers, dem das Prädikat der Musik Professur in London ganz nach Verdienst gebührt.

Die folgende Opern-Vorstellung war nach dem Konzert zu lang und, der Bemühungen der Mad. Seidler, wie der Herren Bader, Stümer und Devrient d. J. ungeachtet, zu wenig in einandergreifend, als dass die Mühe belohnt wäre, diese, nur durch sehr rasches Spiel und die bestmöglichste Besetzung der drei Damen geniessbare, ächt französische Operette wieder auf die deutsche Opernbühne zu bringen. Schleppendes Wesen verträgt diese Gattung witziger Musik am allerwenigsten.