22 August 1820

Ignaz Moscheles’ Fourth Concert

 

Amsterdam: Deutsches Theater

Programme

*Piano Concerto No.3 in G minorMr. MoschelesMoscheles
Part I  
Overture Miller
AriaMme Kitzler;
Oboe Accompaniment: Mr. Thurner
Himmel
Piano and Violin ConcertanteMr. Moscheles, Mr. HabenekMoscheles
Part II  
Overture Freubel
Piano Fantasia with Vocals and
Orch. Accomp. [Choral Fantasy Op.80]
Messrs. Moscheles, Lavigne, HabenekBeethoven
Aria (new)Mr. J. MillerMiller
Free Piano FantasiaMr. Moscheles 
Principal Vocalists: Mme Kitzler; Messrs. J. Miller, Lavigne
Principal Instrumentalists: Messrs. Habenek, Moscheles, Thurner

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Reviews

Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat (September 30, 1820): 625-627.

Musikalischer Bericht aus Amsterdam.

Unsere reiche und kunstliebende Stadt wird von Virtuosen jeder Art recht fleissig besucht, und wahres Verdienst hat dabey immer seine Rechnung gefunden. So kamen die grüssten Künstler aus Paris und London zu uns, so gaben viele Deutsche und französische Sänger und Schauspieler mit einem, ihren Talenten angemessenen, Erfolge auf unserer deutschen wie auf der Französischen Bühne Gastrollen, und erfreueten sich stets billiger Zuhörer und reichlicher Belohnung. Selten ward uns jedoch ein musikalischer Genuss zu Theile, wie ihn Herr Ignaz Moscheles aus Wien uns diesen Sommer über verschafft hat. Ihm war ein grosser und überaus vorteilhafter Ruf, besonders von dem uns nähern Frankfurt, vorausgeeilt, und was man in der Kunstwelt von den Leistungen des Virtuosen sprach, erregte gespannte Erwartungen, die auf den später Erscheinenden, und auf sein wirkliches Verdienst einen oft sehr nachtheiligen Einfluss behaupten. Doch diessmahl ging es ganz anders; schon die Jugend und die liebenswürdige Bescheidenheit des Herrn Moscheles gewannen ihm alle Herzen, und sein Spiel vollendete den Eindruck, den früher seine Werke, und später seine Persönlichkeit gemacht hatten. Herr Moscheles ist Tonsetzer und Virtuose. Als ersterer zeigte er eine blühende, jugendliche Einbildungskraft, welche, von tüchtigen technischen Kenntnissen unterstützt, sich in Glanz und Freudigkeit gefällt, durch Schwierigkeit imponirt, und durch Melodie schmeichelt. Wir bemerkten auch mit Vergnügen, dass der verdienstvolle Compositeur in seinen spätern Werken immer gediegener wird, und gründlich darnach strebt, sich ein unvergängliches Denkmahl der Phantasie und Kunst zu setzen. Besonders zeigte sich diese Richtung in dem letzten grossen Fortepiano-Concerte aus G-moll, was der Künstler hier geschrieben, und bey Gelegenheit seines vierten und letzten Concertes mit dem glänzendsten Erfolge producirt hat. Es über schritte den mir gegönnten Raum, wollte ich die Einzelnheiten dieses herrlichen Werkes zergliedern; daher genüge es zu sagen, dass alle hiesigen Künstler, Musikkenner und Freunde dieses Concert seiner Gediegenheit, seines Glänzes und seines Reichthumes an Phantasie wegen, würdig befunden haben, den besten Productionen in dieser Gattung mit Vorzug angereiht zu werden. So weit über Herrn Moscheles als Tonsetzer; als Spieler hat er fast noch mehr Verdienst, und was Glanz, elegante Kraft, imponirende Fertigkeit und Präcision betrifft, mag er in Europa so ziemlich allein da stehen. Auch wurden seine Leistungen stets mit ungeheuerem Enthusiasmus vom zahlreicherscheinenden Publicum aufgenommen, und das Angenehme war immer mit dem Nützlichen vereint, was ein Phänomen und wahres Wunderwerk der Kunst genannt werden kann, da die schöne Jahrszeit so eben ein getreten war, und die Freunde der Natur auf das Land rief. Herr Moscheles gab hier vier Concerte, alle im deutschen Theater, und bey immer vollem Hause. Die drey ersten folgten ziemlich schnell auf einander, sie hatten am 4. und 16. May, dann am 5. Juny Statt; das letzte wurde am 22. August gegeben. Der hiesige sehr geschätzte Künstlerverein: Eruditio música, unterstützte den Virtuosen bey jeder seiner Productionen mit wahrer Liebe, feuerigem Eifer und der liberalsten, uneigennützigsten Bereitwilligkeit, eine Auszeichnung, die noch keinem Fremden in diesem Masse zu Theil wurde. Wenn sonst dieser Verein zum Vortheile dieses und jenes Künstlers seine Kräfte aufbiethet, was meistens nur im Winter geschieht, wo dann die Gesellschaft selbst in Felix meritis, dem Institute der schönen Künste, mehrere musikalische Abend-Unterhaltungen zu ihrem eigenen Vortheile veranstaltet, muss der Künstler auch hinwieder in den Gesellschafts-Concerten sich hören lassen, und, den Abend verherrlichend, die Einnahme verdoppeln; doch in der schönen Jahrszeit bleibt dieser Gegendienst weg, und um so schöner glänzt die Bereitwilligkeit der verehrten Vereinsmitglieder. Ebenso wirkten die ausgezeichnetsten Talente unserer Stadt bey jeder Gelegenheit mit, und erhöhten den Genuss der Productionen des Herrn Moscheles. Doch wir beschränken uns hier auf die Leistungen des Künstlers, der sich nebst freyen Phantasien in zwey von ihm selbst gesetzten Concerten aus Es-dur und G-moll, in Beethoven’s Concert aus C-moll und in dessen Phantasie mit Orchester und Chor, dann in einem Rondeau brillant und Variationen von seiner eigenen Composition hören liess.

Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat (February 28, 1821): 133.

Brüsseler Blätter melden uns über den Aufenthalt des Virtuosen Moscheles in Amsterdam und Brüssel viel Rühmliches. Er machte durch sein brillantes Fortepiano-Spiel viel Aufsehen, und erntete besonders in einem Concerte, in welchem Herr Habenek, ein ausgezeichneter Violinspieler, und Herr Lavigne, erster Kammersänger Sr. Maj. des Königs von Frankreich, sich zugleich mit ihm hören liessen—grossen Beyfall.