Benefit Concert for the Blind Warriors
Berlin
✗Programme
*Duet Buffo | Mrs. Biedenfeld, Mr. Spitzeder | Mercadante |
*Free Piano Fantasia, incl. the theme from Il flauto magico and the theme of Ariette from Der Dorfbarbier | Mr. Moscheles | |
*From Il barbiere di Siviglia: Cavatine | Mme Grünbaum | Rossini |
*Grand Piano Variations on a Military March with Orch. Accomp. (Alexander Variations) | Mr. Moscheles | Moscheles |
Part I | ||
From The Seasons I) Spring III) Autumn | Choir, Soloists: Mme Grünbaum, Messrs. Bader, Blume | Haydn |
Part II | ||
From Alcidor: Act II, Finale | Mme Grünbaum, Messrs. Bader, Siebert | Spontini |
Principal Vocalists: Mesdames Biedenfeld, Grünbaum; Messrs. Bader, Blume, Siebert, Spitzeder |
Principal Instrumentalists: Messrs. Moscheles, Spitzeder |
———————————
Programme Notes: The profit was 1349 Thaler 212 Groschen—Mr. Bader performed in the place of Mr. Stümer.
Charlotte: Am 31. October kamen Moscheles und sein Bruder in Berlin an…Es ist ganz nebenbei erwähnt, dass Moscheles drei brillante Concerte gab, für die Uberschwemmten, für Blinde und andere wohlthätige Zwecke, auch für befreundete Künstler spielte. [AML I, 92.]
Reviews
Berliner allgemeine musikalische Zeitung (December 22, 1824): 442-443.
Korrespondenz.
(Verspätet wegen Mangel an Raum.)
Berlin, den 9. Dezember 1824.
In dem heutigen, zu wohlthätigem Zwecke veranstalteten grossen Konzerte hörten wir unter Herrn Spontini’s feuriger Direktion von dem gesammten Theater- und Kapellpersonale zuerst den Frühling und Herbst aus Haidn’s Jahreszeiten trefflich exekutirt—bis auf einen argen Verstoss in der zweiten Stimme. Madame Grünbaum, Herr Bader (an Herrn Stümers Stelle) und Herr Blume leisteten in den Solopartien lobenswerthes.
Den zweiten Theil eröffnete der Schlusschor aus Spontini’s neuer, noch nicht aufgeführter Oper Alcidor, das Gelübde der Treue genannt, ein Stück, welches grosse Erwartungen von der Oper erregt. Nachdem drei Solostimmen (Madame Grünbaum, Herr Bader (für Hrn Stümer) und Herr Siebert) zu einer glücklich gewählten, stetig beibehaltenen und immer mehr erglühenden Figur
[music sample]
Der Saiteninstrumente (die in ungewöhnlich viele Stimmen zertheilt schienen) einen sanften lang samen Satz begonnen, schloss sich unter wachsendem Orchester und anregenden, originell einfallenden Paukenwirbeln der Chor erst pianissimo, dann crescendo in gleicher Weise an. In einem Unisono und all’ Ottava des ganzen Chors mit den Solostimmen, bei einem mächtigen Eintritte der Blechinstrumente, schien der höchste Grad der Kräfterreicht, als er noch einmal überboten wurde und der gaaze Chor die Sechzehntheilfigur, die von den Saiteninstrumenten vorbereitet worden, etwa in dieser Gestaltung
[music sample]
mit einem ganz neuen Effekte von Kraft und Begeisterung durchführte. Die Blechinstrumente, besonders die Posaunen hatten in dieser letzten Hälfte des Satzes eine so übermässige Gewalt, dass sie dem sehr nahe sitzenden Ref, stellenweise fast den Gang der Komposition verdunkelten und er annehmen wollte, sie seien drei- oder vierfach besetzt. Nachher hat er vernommen, dass nur, nach der Anordnung des Komponisten, mit aufgehobenen Stürzen geblasen worden ist, ein Mittel, das am Schluss einer grossen Oper, wahrscheinlich nach mancher gewaltig erschütternden Stelle und—in unserm grossen Opernhause, gewiss von der angemessensten Wirkung ist. Im Konzertsaale aber, wo man nicht durch die Oper vorher vorbereitet, in einem nicht so grossen und zertheiltem Raume befindlich ist und wo (was sehr erheblich scheint) die Blechinstrumente nicht unter den Singstimmen stehen, sondern über sie wegblasen, da schien dem Ref. Die Verstärkung übertrieben.
Wer der Frau von Biedenfeld und Herr Spitzeder eingegeben hat, nach so grossen Kompositionen ein komisches Duett von Merkadante zu singen, möge es ihnen dem Publikum abbitten. Ueberhäupt scheint ein Theil unserer Gesangvirtuosen noch nicht zu der Erkenntniss gelangt zu sein, dass eine Komposition als dramatische Scene vortrefflich und dabei als Konzertstück unerträglich sein kann. Dahin gehören namentlich alle streng auf besondere Verhältnisse in der Oper, oder auf Handlung berechnete Scenen, da wir im Konzertsaale von den dramatischen Verhältnissen nichts wissen und von der Handlung nichts sehen. Ein Konzetstück muss, wenn es Wirkung haben soll, an für sich ein Ganzes bilden und, ohne dass man etwas voraussusetzen oder hinzuzudenken hat, volle Befriedigung gewähren.
Herr Moscheles spielte seine Variationen auf den Alexandermarsch und fantasirte recht interessant über zwei einander ziemlich fremde Motive: der Ariette aus dem Dorfbarbier, „jüngst sprach mein Herr, der Bader“ und—dem Thema der Zauberflötenouvertüre, aus welcher er die erste Durchführung des Fugenthema durch die vier Stimmen aufnahm und mit so ungeheurer Schnelligkeit ausführte, wie es kaum einem Violinspieler durch Auf- und Niederstrich des Bogens gelingen möchte.
Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz (December 22, 1824): 1020.
Unter den Conzerten, die neulich gegeben wurden, war das mit Bestimmung der Einnahme für erblindete Krieger das vorzüglichste, durch einen Verein der seltenen Talente der Mad. Grünbaum, Frau v. Biedenfeld, der Herren Moscheles und Spitzeder—dazu gesellte sich ein Stück aus Spontini’s werdender Oper „Alcidor“. Es wurde beisällig ausgenommen, war aber zu kurz, als daß wir es in dieser Trennung zu beurtheilen vermöchten. Am wenigsten läßt sich davon auf das Ganze schließen; doch sind wir überzeugt, daß auch hier Spontini’s Talente sich geltend machen werden. Rühmlich und dankbar ist es an zu erkennen, daß Spontini den wohlthätigen Zweck mit allen Kräften unterstützte. Er dirigirte selbst und hauptsächlich haben wir in dieser Hinsicht der ersten Hälfte des Conzerts zu erwahnen, die aus Haydns „Frühling“ und „Herbst“ (Theile der „Jahreszeiten“) bestand und mit starker und treficher Besetzung herrlich ausgeführt wurde. Der Ertrag dieses musikalischen Festes war sehr bedeutend und bewies von Neuem, daß auch bei den mannigfachsten Anforderungen die Berliner nicht aufhören, im eigenen Genuß der Leidenden zu gedenken.—„Er muß warten, daß er schwarz wird!“—ist ein bekanntes deutsches Sprüchwort, dem sich diesmal bei uns sogar eine Anwendung auf den „Othello, den Mohr von Venedig“ geben läßt, der nun seit mehreren Wochen (Mad. Grünbaum als „Desdemona“) im Anzuge und ein Paar Mal vergeblich angezeigt war. Der Mohr kann nun eigentlich nicht schwarz werden; mag es für ihn der oder die, welcher oder welche an der Zögerung schuld ist. Unterdessen, bis dies gedruckt erscheint, kann die Darstellung erfolgt seyn; unsre Rüge soll dann denn nächsten Falle der Art gelten, der gewiß nicht lange ausbleibt.—Ueber einige andere Theater Vorfälle wollen wir auswärtige Zeitschriften sprechen lassen; der „Gesellschafter“ nimmt nicht Alles vorweg, gönnt vielmehr auch den Collegen etwas; manche mal muß er dieß sogar aus guten Erfinden thun. M—e.
Allgemeine musikalische Zeitung (January 19, 1825): 42.
Den 9ten war Concert zum Besten des vaterländischen Vereins für erblindete Krieger, unter der Leitung des Hrn. Generalmusikdirectors Spontini und des Hrn. Concertmeisters Möser. Den ersten und dritten Theil bildeten der Frühling und Herbst aus Haydn’s Jahreszeiten; die Solopartieen trugen Mad. Grünbaum und die Herren Bader und Blume trefflich vor, die Chöre das gesammte Chor personal des königl. Theaters unter des Hrn. Chordirectors Leidel Fülirung. Der zweyte Theil gab das Finale des dritten Akts aus Spontini’s neuer Oper, Alcidor, der Schwur der Treue, von Mad. Grünbaum, den Herren Bader und Siebert und dem Chorpersonal ausgeführt; ein Duetto bufio von Mercadante, gesungen von Frau von Biedenfeld und Hrn. Spitzeder; die Cavatine aus Rossini’s Barbier von Sevilla, gesungen von Mad. Grünbaum. Endlich trug Hr. Moscheles seine Variationen über den Alexandermarsch mit Begleitung des Orchesters vor, und führte auch eine freye Phantasie aus über ein Thema aus dem Dorfbarbier und die Ouverture zu Mozart’s Zauberflöte. Nach Abzug der Kosten war die reine Einnahme des Concerts 1349 Thaler 212 Gr.
The Harmonicon, vol. III (April 1825): 58.
Two concerts given by Moscheles here, before his departure, were among the most splendid that Berlin has witnessed for many years. With respect to this great pianist, we will not say a word relative to mechanical difficulties conquered by him with perfect ease, as these may be vanquished by almost all, who labour in earnest to attain their object. What we would dwell upon is, his sylph-like facility, and the bold, but playful, character of his style; the most difficult series of tones flit away, not as if the strings had been struck by the key and the finger, but as if they had been swept by the passing breeze, whence accents so new, so varied, so expressive, arise, that even amateurs the most difficult to be pleased, are forced into admiration.
With respect to this professor’s compositions; many of them, being written in great haste, and in moments snatched from his continual occupation, cannot be supposed to possess superior merit, but on the present occasion we were delighted to hear two concertos of real excellence: viz., in E flat major, and G minor. There is a greatness of ideas, and such a high and poetical instrumentation in the Adagio,—a movement in which all virtuosi do not excel,—that the beauty of the composition can for a moment make us forget even this performer himself. It is with no common feeling of regret, that we reflect how long it may be before we are again enchanted with this artist’s performance. Virtuosi may be compared to comets; they are not stationed like composers in the centre of a circle of which they are the life and soul; they are not governed by common laws ; their course is wild and eccentric, they excite a momentary astonishment, and then sweep away into vast distances, from which their return is not to be calculated.