25 September 1844

Ignaz Moscheles’ Concert

 

Frankfurt: Salle of Mülhen Hotel

Tickets: 1 florin 45 kreuzer

Programme

AriaMiss Graumann/Mr. HechtMendelssohn
AriaMiss Graumann/Mr. HechtMozart
AriaMiss Graumann/Mr. HechtSchubert
Hommage à Händel,
Grand Duet for Two Pianos
Messrs. Mendelssohn, MoschelesMoscheles
Principal Vocalists: Miss Graumann; Mr. Hecht
Principal Instrumentalists: Messrs. Bockmühl, Eliason, Guhr, Mendelssohn, Mohr, Moscheles

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Moscheles: Jetzt sind wir in Frankfurt…Die älteren Freunde Aloys Schmitt, Wilhelm Speyer, Rosenhain und Hiller begegnen mir musikalisch, die liebenswürdige Frau des verstorbenen Freundes Ferdinand Ries sah ich gern wieder, Frl. Graumann singt hübsch, Dr. Reiss brachte mir seinen begabten jungen Sohn, Gutzkow gesellt sich gern zu uns Musikern und ist selbstverständlich eine angenehme Zugabe zu unseren Abenden. Die anderen hiesigen Musiker habe ich Euch schon genannt und ich kann sagen, sie nehmen mich mit offenen Armen auf, behaupten auch, ich müsse Concert geben. [AML II, 117.]

Charlotte: Wirklich kam es den 25. September dazu, und da der Messe halber alle Lokale vergriffen waren, so gab es keinen anderen Saal, als den eigentlich zu kleinen Mühlens’schen. Mendelssohn spielte das Hommage à Händel mit Moscheles, dieser viele Solo’s, das Publikum bezeigte sich dankbar, und Alles verlief ganz nach Wunsch‘. [AML II, 117.]

Moscheles’ Daughter: Diese Dame, die sich nur für Döhler und sein Spiel zu interessiren scheint, sagte Vater ganz von Oben herab: Wollen Sie uns Karten für Ihr Concert schicken? Er: Gern, aber wie viele?—Nun für alle ***. Er: Ich habe nicht die Ehre, die Zahl der Familienglieder zu kennen und bitte daher zu bestimmen.—Nun, schicken Sie zwei Dutzend.—Diese Art war schon sehr unangenehm, ebenso ihr Nichterscheinen gestern Abend, während sie in Döhler’s Concert den Ton mit Applaus angegeben hatten, doch- aber mit ansehen mussten, dass sein Saal halb leer blieb. Nach alledem kommt heute ein Diener, zu fragen, was Frau *** schuldig sei?:—Das war ein bischen zu viel für meinen geduldigen Vater, er nimmt in einiger Aufregung einen Concertzettel vorn Tisch und giebt ihn dem Diener mit den Worten: „Eine Empfehlung an Frau *** und die Preise der Plätze wären unten bemerkt“, worauf der etwas verwundert abzog. Im Zimmer geht’s ein und aus wie in einem aubenschlag. Künstler kommen und gehen, um Vater zu seinen gestrigen Erfolgen zu gratuliren, darunter ist auch der Violinspieler Boucher der Napoleon I. ähnlich sieht und sehr viel (auffranzösisch} spricht, nein schwatzt. Ich versuche taub zu sein. . . . Jetzt musste ich aber eine Pause machen, denn Mendelssohn kam, und für den unterbricht man sich gern. Nun, da er fort ist, muss ich Euch eine wundervolle Geschichte von gestern erzählen, in welcher er eine Hauptrolle spielt. Der Saal war lange vor Anfang des Concerts gedrängt voll, und immer kamen noch Menschen; ein kleiner Nebensaal ohne Bänke stand offen. „Was werden die Frankfurter sagen, wenn sie keine Sitze finden“, sagt Mendelssohn zu Rosenhain? „Wissen Sie was, wir Beiden wollen hingehen und Stühle miethen, Moscheles darf man so kurz vor Anfang des Concerts nichts sagen.“ Der gute Freund Rosenhain ist gleich bereit, die Stühle sind aber nicht so leicht zu bekommen. Endlich in einer kleinen Wirthschaft finden sich vier Dutzend. „Sie sollen gleich geschickt werden“, sagt Mendelssohn. Aber wer bezahlt? fragt der Wirth. „Es ist ja ein grosser Künstler,—Moscheles—der ein Concert giebt, und es wird so voll, es fehlt an Stühlen—das Geld ist Ihnen sicher.“—Die Herren Künstler, sagt der vorsichtige Wirth, geben manchmal Concert und gehen mit dem Gelde durch, Sie müssen mir etwas dran zahlen. Beide leeren ihre Taschen, die nicht sehr gefüllt waren, befriedigen aber den Wirth, und nun steigen sie in eine Droschke, Mendelssohn setzt zwei der Stühle mit hinein, zwei vorn zum Kutscher und ruft: „Nach dem Mühlens’schen Saal, aber fahren Sie recht schnell.“ So kommen sie an, die andern vierundvierzig Stühle hinterher, und das Publicum hat Platz. Dennoch sassen Madame Mendelssohn, Mutter und ich den ganzen Abend auf zwei Stühlen. Was Mendelssohn aber weit mehr als die Stuhlgeschichte aufregte, war, dass Vater in seiner As-dur-Etüde unten das tiefe Bass-C zugesetzt hatte. „Damit hast Du mich berrascht“, sagte er, “das ist ein prächtiger Effect, der darf ‘nicht vergessen werden, ich will ihn in Madame Moscheles ihr Album schreiben.“ Schnell holte ich es und dann zeichnete er noch die Droschke, sich, Rosenhain und die Stühle hinein, aber nur ein halbes Pferd—„das kann ich nicht auswendig machen“, behauptete er. [AML II, 117-119.]

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Frankfurter Konversationsblatt (September 26, 1844): 1072

Frankfurt. Nächsten Mittwoch, den 25. September, wird der berühmte Moscheles eine große musikalische Abendunterhaltung im Saale des Mülhens’schen Hauses geben. Der gefeierte Künstler und Kapellmeister Mendelssohn Bartholdy werden auf zwei Flügeln ein von Moscheles komponirtes Conzert (Hommage á Haendel) spielen. Eintrittskarten zu 1 fl. 45 kr. find bei Herrn André auf der Zeil und Abends an der Kasse zu 2 fl. zu haben.

Reviews

Didaskalia (September 26, 1844): [3].

(Frankfurt a. M.)…Heute gibt Moscheles ein Konzert und wird von Mendelssohn Bartholdy unterstützt.

Frankfurter Konversationsblatt (September 28, 1844): 1088

Man spricht schon jeßt viel in Wien von den Matadoren in der nächsten Conzert-Saison. Moscheles wird kommen und Conzerte geben. Er dürfte hors de saison in Wien seyn, das Liszt, Thalberg und die ganze Schaar der Clavier-Künstler und Clavier-Treter durchgenossen.

Neue Zeitschrift für Musik (October 3, 1844): 112.

So gab Moscheles, der schon in der letzten Londoner Saison nach langem Schweigen wieder hervortrat, in Frankfurt a.M. Concert.

Revue et Gazette Musicale de Paris (October 6, 1844): 338.

*** Francfort, le mercredi 25 septembre.—Le célèbre pianiste Moschelès a dû donner dans la salle de l’hôtel Mulhens une soirée dont le programme annonçait, entre autres compositions: L’Hommage à Haendel, exécuté sur deux pianos, par lui et M. Mendelsshon-Bartholdy.

Allgemeine Wiener Musik-Zeitung (October 8, 1844): 483-484.

Konzert von J. Moscheles.

Wenn man die Violine die Königin der Instrumente genannt hat, so verdient sie diesen Vorrang, weil in der That ihr an Ausdruck und Kraft so reicher, seelenvoller und der menschlichen Stimme am nächsten kommender Ton alle andern überstrahlt und der Empfindung wie der Leidenschaft die eindringlichste Sprache leiht. Dagegen möchten wir das Clavier den vornehmsten Gutsbesitzer oder den reichsten Handelsherrn im Lande der Tonkunst nennen; denn es hat den größten Umfang, die weiteste Ausdehnung, die ergiebigste Vielseitigkeit und weiß alle Schätze der Musik sich anzueignen und im Bereich der Harmonien gegen die andern zu überwiegen; es ist für sich allein am selbstständigsten und in seinen Eroberungen am glücklichsten. Für das praktische Bedürfnis der Einzelnen eignet es sich am meisten, und den Fleiß Derjenigen, die weder Talent noch Genie besitzen, lohnt es am besten. Um dieser und anderer Vorzüge willen hat das Clavier aller Orten festen Fuß gefaßt und kein anderes Instrument zählt so viel Jünger und Berehrer als es; denn fast in jedem Hause hat es sich heimisch gemacht und nimmt sein Freundschaftseckchen ein. Wenn es auch nicht für Jeden den ganzen Reichthum seines Umfanges entfaltet, so bietet es doch für jeden irgend einen, wenn auch noch so kleinen genußgewährenden Lohn, und selbst sein bescheidenster Krämer fühlt sich mit ihm in der engen Sphäre glücklich und zufrieden. Hieraus erklärt es sich auch, warum es von so vielen Künstlern und Virtuosen exploitirt und cultivirt wird, und die Zahl derselben ist Legion. Seitdem Clementi das Clavier in die Konzert-säle eingeführt hat, wie viele Meister und Begründer von Schulen desselben haben seitdem geglänzt und Ruhm und Gold mit ihrer Virtuosität errungen! Unter ihnen nimmt auch I. Moscheles dessen Name in der Geschichte des Clavierspiels stets genannt werden wird, einen ersten Rang ein, und in fast allen großen Städten von Europa hat sein Talent Triumphe erlebt.

Am 25. d. Mts. gab I. Moscheles, unter Mitwirkung von Felix Mendelssohn-Bartholdy, in Frankfurt a. M. ein Konzert, und die Vereinigung zweier Namen von solchem Klange konnte ihre Anziehungskraft nicht verfehlen. Die gewöhnlich nur spärlich besetzten Räume des Saales waren überfüllt, und der Andrang der Hörer verbreitete sich bis in die Vorzimmer und auf die Korridore. Die Vorträge des Konzertgebers machten den Hauptinhalt dieser glänzenden Soirée aus. Seine gediegenen Compositionen, welche dem Charakter und der Eigen thümlichkeit des Instrumentes angemessen und von den Überbietungen der neuesten Schule frei sind, zeichnen sich durch eine besonnene, in allen Theilen wohl berechnete, feine und geschmackvolle Haltung, so wie durch gründlichen und regelrechten Satz aus, während sein Spiel, wenn auch nicht mehr im vollen Glanze seiner früheren Bravour und wohl etwas allzu abgemessen und nicht immer lebensvoll genug, den anerkannten Meister, der Solidität und Geschmack mit vollkommener Beherrschung der Technik zu vereinigen weiß, bekundet. Es wurde ihm, als dem Componisten und Virtuosen, als dem Künstler von Verdienst und Renommée, der lebhafteste und einstimmigste Beifall in reichem Maße gespendet. Den Glanzpunkt des Abends bildete der Vortrag des Concertante für zwei Pianofortes—beide waren vorzügliche Patentflügel von Streicher—„Hommage à Haendel,“ eine höchst interessante Composition, worin der Konzertgeber und Mendelssohn-Bartholdy in einem so seltenen künstlerischen Zusammenwirken die Hörer enthusiasmirten; besonders entfaltete der Letztere die volle Kraft und Energie seiner mit Recht bewunderten Genialität. Da der Zweck dieser Zeilen mehr ein Referat, als eine ausführliche Kritik der genannten Künstler und Kunstleistungen ist, so mögen diese Andeutungen hier genügen, indem sie die Erfolge als glänzende bezeichnen. Außerdem waren noch mitwirkend die HH. Guhr, Mohr, H. Wolff, Eliason, Bockmühl und Sachar, welche die Konzertpiecen trefflich begleiteten. Fräul. Graumann und Hr. Hecht sangen Arien und Lieder von Mozart, Schubert und Mendelssohn mit Beifall. Hr. Hecht, als Gesanglehrer vortheilhaft bekannt, und viel beschäftigt, verdient für seine freundliche Bereitwilligkeit, bei Konzerten mitzuwirken, um so mehr Dank, als die Mitglieder unserer Oper nur selten zu Gebote stehen. Er sang heute besonders schön, und ohne durch große Stimm-Mittel zu imponiren, wußte er einen geschmackvollen Vortrag und eine gute Gesangschule geltend zu machen, Vorzüge, welche zu Gunsten der Methode seines Unterrichts sprechen.

F. C. Bltt.

Berliner musikalische Zeitung (October 12, 1844): [4].

Frankfurt a/M. Unter Mendelsohns Mitwirkung gab Moscheles ein sehr glänzendes Concert.

Allgemeine Musikalische Zeitung (October 25, 1844): 724.

…hielten die Pianisten Moscheles, Mendelssohn, Döhler, Jacob Rosenhain, Evers, Leopold von Meyer, der Violoncellist Piatti und der Quadrupel-Hornist Vivier in den Salons einen wahren Congress; denn alle diese Pianisten und Fortisten befanden sich in der Thal wie verabredet hier inloco. Zu schildern, wie jeder Einzelne spielte, erlasse man mir, da der Wiederholungen kein Ende wäre. Kurz, sie begannen einen Wettkampf, worin jeder Letzte Sieger blieb. Moscheles gab, unter Mitwirkung Mendelssohn’s, Concert in Mühlen’s Sälchen