15 September 1819

Ignaz Moscheles’ Second Concert

 

Prague: [Ständetheater]

Programme

Aria, ‘La Placida campagna’Mme CzegkaPaër
Free Piano Fantasia, incl. Alexander VariationsMr. Moscheles
From Orazi e Curiazi: TrioMme Czegka, Messrs. Hauser, PohlCimarosa
Overture, The Magic Flute Mozart
Piano Polonaise in E flat majorMr. MoschelesMoscheles
Piano Rondo Brilliant in D major [Op.14]Mr. MoschelesMoscheles
Variations on a March from the Ballet of Nina [Op. 20] Mr. RovelliMayseder
Violin PieceMr. RovelliRovelli
Violin PieceMr. RovelliRovelli
Principal Vocalists: Mme Czegka; Messrs. Hauser, Pohl
Principal Instrumentalists: Messrs. Moscheles, Rovelli

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Programme Notes: The aria ‘Frenar le lagrime’ may refer to Portugal’s aria ‘Frenar vorrei le lagrime’ from La Semiramide.

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Wilhelm Joseph von Wasielewski Correspondence

Concerte

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415 Sept[ember] in Prag, mein 2. Concert, Concert

Pol[onaise] in Es-Dur u[nd] Rondo

brill[ant] in D [-Dur].

[Renate Federhofer-Königs, ed., Wilhelm Joseph von Wasielewski (1822-1896) im Spiegel seiner Korrespondenz. (Tutzing: Hans Schneider, 1975), 198.]

Review

Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt (September 30, 1819): 467-468.

Tonkust in Prag.

…Den Beschluß des ersten Concerts machten Variationen von seiner Composition, welche den Wunsch, ihn noch einmahl zu hören, so sehr erregten, daß die Direction ihn noch für ein zweytes Concert zu gewinnen suchte. Diese eröffnete Mozart’s Ouverture aus der Zauberflöte, deren Ausführung dem alten Ruhme des Prager Orchesters eben nicht auf die glänzendste Weile entsprach; dann folgte eine Polonaise concertante von Moscheles, sodann ein Rondeau brillant von demselben, und den Schluß machte eine freye Phantasie auf dem Pianoforte. So glänzend auch die beyden Tonstücke, so meisterhast ihr Vortrag, so sprach die letztere die Kénner am meisten an, und Ref. Erinnert sich, seit Meyerbeer (bekanntlich der geist- und gemüthvollste musikalische Improvisatore) keiner Phantasie, die so viel in ihren eigentlichen Gränzen sich gehalten hätte, als diese letsere des Hrn. M. Die meisten Künstler, und selbst Hummel, schweifen aus dem ernstern Gebieth der frey waltenden Phantasie in das dankbarere und leichterere Potpourri hinüber, indem sie mehrere bekannte Themen kunstreich verweben und variiren; denselben Fehler haben wir auch schon manchmahl an Hrn. M. bemerkt; aber dießmahl stellte er uns kunstgerecht und sinnig die mannigfaltigen Schwingungen des Gemüthes dar, berührte nur manchmahl liefe einzelne Themen, und ging bloß zuletzt in den Alexandermarsch (mit dem er durch seine herrlichen Variationen derselben schon nahe befreundet ist) über, den er höchst spirituell durcharbeitete, und die anwesenden Kunstliebhaber zu gerechter und lauter Würdigung seiner genialen Phantasie begeisterte. Mad. Czegka sang in dem ersten Concerte eine Arie von Pucitta (frenar le lagrime) mit bewundernswürdiger Kunstfertigkeit, und erfreute sich eines rauschenden Beyfalls; eben so brav sang sie das zweyte Mahl ein Terzett aus Cimarosa’s Orazj e Curiazj mit den Herren Hauser und Pohl; aber ihr Vortrag des Paer’schen: la placida campagna wollte nicht so sehr ansprechen, da dieses Tonkstück mit mehr Zartheit als kühner Bravour vorgetragen werden muß.

Nach Hrn. M. spielt auch Hr. Peter Rovelli, k. bairischer Kammermusicus, und längst ehrenvoll unter den Violinspielern unserer Zeit genannt, ebenfalls zweymahl im Theater, und gab uns das erste Mahl zwey seiner eigenen Compositionen, das zweyte Mahl eine Polonaise und Variationen über den Marsch aus Aline, von Mayseder, zum Besten, und wir erfreuten uns, in ihm ein vielseitig ausgebildetes Talent kennen zu lernen, und zu finden, daß er dem ihm vorangegangenen Rufe auf die schönste Weise entspreche Höchst ansprechend ist die große Zartheit und Lieblichkeit seines Spiels, und doppelt bewundernswerth bey der Jugend des Künsters, die bekonnen Beherschung aufwallender Lebhaftigkeit, womit er sich in der gewählten Sphäre des Milden und Delicaten zu behaupten weiß; doch konnten wir den Wunsch nicht unterdrücken, er möchte das Jugendfeuer öfter vorwalten lassen, wodurch das Ganze noch mehr Schatten und Licht erhalten würde. Seine schönen Leistungen erwarben ihm lebhafte Äußerungen des Beyfalls, und beyden Kunsttalenten wurde die Achtung und Liebe der Musikliebhaber in hohem Grade zu Theil. (Hr. Rovelli ist bereit in Wien angekommen)