Musical-declamatory Academy and Humoristic Lecture
Vienna: Saphir’s Academy—Time: Morning, Half Past One o’Clock
Tickets: Ground Floor and First Tier, 1 Florin 20 kreuzer; Second and Last Gallery, 1 florin
Programme
Flute Variations | Mr. Heindl | Fritsch |
Suite of Etudes: a) Serenade; b) Kindermärchen c) Hungarian March | Mr. Moscheles | Moscheles |
Poem, ‘Erdenfluch und Himmelsegen’ | Mme Rettich | Saphir |
From Pia de’ Tolomei: Aria, ‘O tu che desti il fulmine’ | Miss Marra; Piano Accomp.: Mr. Randhartinqer | Donizetti |
‚Noth- und Hilfsbüchlein der menschlichen‘ Grüß, | Miss Neumann | Saphir |
Violin Concerto No1. in D major (Op.16) | Mr. Prume | De Bériot |
Violin Caprice | Mr. Prume | Prume |
Humorous Readings | Mr. Saphir |
Principal Vocalists: Miss Marra, Neumann, Mme Rettich; Mr. Saphir |
Principal Instrumentalists: Messrs. Heindl, Moscheles, Prume, Randhartinqer |
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Programme Notes: The Piano brand was Bösendorfer
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Allgemeine Wiener Musik-Zeitung (November 28, 1844): 572.
(Saphir’s Akademie) und humoristische Vorlesung findet am 8. k. M. statt. Es werden außer andern Kunstnotabilitäten auch Frl. v. Marra und Hr. Moscheles mitwirken.
Der Humorist (December 6, 1844): 1174.
M. G. Saphir’s
„musikalisch-deklamatorische Akademie
und
Humoristische Vorlesung,“
findet Sonntag den 8. Dezember 1844 im k. k. priv. Theater in der Josephstadt, Mittags, präcise um halb 1 Uhr, Statt.
Die Hälfte des Reinertrages ist dem unter dem höchsten Protektorate Ihrer kaiserlichen Hoheit der Erzherzogin Sophie stehenden Kleinkinder-Spitale bestimm
Programm.
1) Instrumental-Piece. | |
a) Ernst und Frohsinn | Etudes für das Pianoforte, |
2) b) Kindermärchen | komponirt und vorgetragen |
c) Allegro di bravura. (Cis-moll) | vor Hrn. J. Moscheles. |
3) (Auf allgemeines Verlangen:) „Erdenfluch und Himmelsegen,“ Gedicht von M. G. Saphir von Mad. Julie Rettich, k. k. Hofschauspielerin.
4. „Gruß an die Schweiz,“ von Karl Blum, gesungen von Fräulein v. Marra, fürstl. Schwarzburg-Sondershausen’schen Kammersängerin.
5. „Noth- und Hilfsbüchlein der menschlichen Grüß,“ Drollerie von M. G. Saphir, vorzetragen von Dlle. Neumann, k. k. Hofschauspielern.
6. Concerto en ré majeur, par Ch. De Beriot, vorgetragen von Hrn. Franz Prume.
7. Humoristische Borlesung, von M. G. Saphir.
Die Eintrittskarten sind bei M. G. Saphir (Mariengasse, nächst dem Bauernmarkte, Nr. 534, im zweiten Stocke), in den Vormittagsstunden von 9 bis 12 Uhr, und am Tage der Vorlesung an der Kasse zu bekommen. Ueber diejenigen vorgemerkten Sperrsitze, die bis Sonnabend am 7., Morgens Uhr, nicht abgeholt werden, wird anderweitig disponirt.
Allgemeine Theaterzeitung und Originalblatt für Kunst, Literatur, und geselliges Leben (December 6, 1844): 1198.
(M. G. Saphirs musikalisch-declamatorische Akademie und humoristische Vorlesung,) wird Sonntag, den 8. December, im k. k. priv. Theater in der Josephstadt gegeben. Der Anfang ist Mittags um halb Ein Uhr. Die Hälfte des Reinertrages ist dem, unter dem höchsten Protectorate Ihrer kaiserl. Hoheit der Frau Erzherzogin Sophie stehenden Kleinkinder-Spitale bestimmt. Vorkommende Nummern sind: 1.) Instrumental-Piece. 2.)a) „Ernst und Frohsinn,“ b) „Kindermärchen,“ c) „Allegro di bravura,“ (Cis-moll) Etudes für das Pianoforte, componirt und vorgetragen von Hrn. J. Moscheles. 3.) (Auf allgemeines Verlangen:) Erdenfluch und Himmels-segen, Gedicht von M. G. Saphir, vorgetragen von Mad. Julie Rettich, k.k. Hofschauspielerin. 4.) Gruß an die Schweiz, von Karl Blum, gesungen von Fräulein von Marra, fürstl. schwarzburg-sondershausensche Kammersängerin. 5.) Noth- und Hülfsbüchlein der menschlichen Grüße, Drollerie von M. G. Saphir, vorgetragen von Dem. Neumann, k. k. Hofschauspielerin. 6.) Concerto en ré majeur, par Ch. de Beriot, vorgetragen von Hrn. Franz Prume. 7.) Humoristische Vorlesung, von M. G. Saphir. Sperrsitze im Parterre, ersten und zweiten Rang 3 f. C. M.—Eintritt ins Parterre und in den ersten Rang 1 fl. 20 kr. C. M.—Eintritt in die zweite und letzte Gallerie 1 fl. C. M. Die Eintrittskarten sind bei M. G. Saphir (Mariengasse, nächst dem Bauernmarkte, Nr. 534, im zweiten Stock), in den Vormittagsstunden von 9 bis 12 Uhr, und am Tage der Vorlesung an der Caffe zu bekommen. Die große Beliebtheit des Herrn Saphir, der wohlthätige Zweck und die mitwirkenden Künstler lassen bei dieser Akademie einen sehr er giebigen Ertrag erwarten.
Oesterreichisches Morgenblatt (December 7, 1844): 588.
(Saphir’s Academie.) Morgen findet im k. k. priv. Theater in der Josephstadt um halb 1 Uhr M. G. Saphirs musikalisch-declamatorische Academie und humoristische Vorlesung Statt. Der Umstand, daß die Hälfte des Reinertrages dieser Academie, dem unter dem höchsten Protectorate Ihrer kaiserlichen Hoheit der Frau Erzherzogin Sophie stehenden Kleinkinderspitale bestimmt ist, so wie die Beliebtheit der Saphir’schen Vorlesungen überhaupt, lassen ein eben so zahlreiches als gewähltes Auditorium erwarten. Die in dieser Academie vorkommenden Piecen find: 1) Instrumental-Piece. — 2) a. Ernst und Frohsinn. b. Kindermärchen. c. Allegro di Bravura (Cis-moll) Etudes für das Pianoforte, componirt und vorgetragen von Hrn. J. Moscheles. — 3) (Auf allgemeines Verlangen.) „Erdenfluch und Himmelslegen, Gedicht von G. M. Saphir, vorgetragen von Mad. Julie Rettich, k. k. Hofschauspielerin. — 4) „Gruß an die Schweiz, von Carl Blum, gesungen von Fräulein von Marra, fürstl. Schwarzburg-Sondershausen’sche Kammersängerin. 5.) Noth- und Hilfs- büchlein der menschlichen Grüße,“ Drolerie von M. G. Savhir, vorgetragen von Dlle. Neumann, k. k. Hofschauspielerin. — 6) Concerto en ré majeur, par Ch. de Beriot, vorgetragen von Hrn. Franz Prume. — 7) Humoristische Vorlesung, von M. G. Saphir.
Reviews
Allgemeine Theaterzeitung und Originalblatt für Kunst, Literatur, und geselliges Leben (December 10, 1844): 1210.
M. G. Saphirs Akademie und humoristische Vorlesung.
Das Wiener Publikum ist daran gewohnt, in Saphirs Akademien immer das Ausgezeichnetste, Auserlesenste, Interessanteste, was die Saison bietet, mit sinniger Auswahl vereiniget zu finden, nicht zu viel und nicht zu wenig, von Allem aber das Beste. Auch bei diesem Concerte, welches vorgestern, den 8. December, Mittags, im k. k. priv. Theater in der Josephstadt stattfand, enthielt das Programm nur anerkannte Namen: die Virtuosen Prume, Heindl und Moscheles, die Sängerin Marra, die k. k. Hofschauspielerinen Rettich und Neumann, und nach all dem noch eine neue humoristische Vorlesung von Saphir.
Wie schon so oft, hatte Hr. Saphir auch diesmal wieder die Hälfte der gewiß sehr bedeutend gewesenen Einnahme, denn das Theater war überfüllt, einem wohltätigen Zwecke, dem unter dem höchsten Protectorate Ihrer kais. Hoheit, der Frau Erzherzogin Sophie, stehenden Kleinkinder-Spitale, gewidmet. Es würde ungerecht sein, Saphirs rühmlichem Wirken für humane Zwecke nicht die vollste Anerkennung widerfahren zu lassen. Es ist und bleibt ein schönes Vorrecht des Dichters, des Künstlers, die Früchte jenes Talentes, womit ihn die Vorsehung vor so Vielen auszeichnete, mit kindlich dankbarem Gemüthe auf den Altar der Wohlthätigkeit zu legen, sie zu theilen mit den Armen und Bedrängten, fremdes Leid zu lindern, die Thräne des Unglücks zu trocknen, und das Bewußtsein solch edler That muß ihm der schönste Lohn, der reichste Ersatz für so manchen schweren Lebenskampf, für so manche herbe Erfahrung werden!
Schon die obenangeführten Namen der Mitwirkenden geben die beste Bürgschaft für den glänzenden Erfolg dieser neuesten Saphirschen Akademie. Prume, welcher das erste Concert von Beriot, und der ausgezeichnete Flötist Eduard Heindl, welcher eine Partie Variationen vortrug, wurden Beide nach ihren meisterhaften Leistungen stürmisch zu einer Wiederholung aufgefordert. Sehr beifälliger Aufnahme hatten sich auch Moscheles mit drei kleinen Clavierstücken: Serenade, Kindermärchen und ungarischer Marsch, und Fräulein von Marra mit der Arie „Ah tu che desti il fulmine“ aus „Pia de’ Tolemei“ von Donizetti zu erfreuen. Der declamatorische und literarische Theil der Akademie stand dem musikalischen in keiner Hinsicht nach. Sowol das von Mad. Rettich vollendet schön gesprochene, meisterhaft geschriebene ernste Gedicht „Erdenfluch und Himmelssegen,” welches schon letzthin im Kärntnerthortheater so große Sensation erweckt hatte, als auch eine höchst gelungene scherzhafte Dichtung „Noth“ und Hülfsbüchlein der menschlichen Grüsse,” von Dem. Neumann allerliebst gesprochen, wurden mit dem größten Beifalle aufgenommen, und nebst den beiden Künstlerinen auch der Dichter wieder holt gerufen. Zeichnete sich jenes Gedicht durch seine effectvolle Haltung, Sprachgewandtheit, schöne Bilder und Ideenreichthum aus, so war dieses, das launige, ungemein anziehend durch seine witzigen Pointen und durch die zarte, gemüthliche Schlußwendung. Für seine humoristische Vorlesung, zum Schlusse des interessanten Concertes, hatte sich Hr. Saphir unsere modernen Zustände zum Vorwurfe genommen. Dieses glücklich gewählte Thema bot ihm reichen Stoff zu witzigen und geistvollen Bemerkungen, die im heiteren Gewande des Scherzes, leicht und flüchtig oft manche ernste, tiefer liegende Wahr heit ins Publikum warfen. Die Vorlesung fand ein sehr aufmerksames, empfängliches, schnell auf die bunt wechselnden Ideen des ebenso fantasiereichen, als witzigen Dichters eingehendes Auditorium, und wurde unzählige Male vom rauschenden Beifalle unterbrochen. Wenn man weis, wie schnell Saphir solch eine Vorlesung schreibt, in wenigen Stunden, in den letzten Tagen vor seiner Akademie, so kann man diesen Reichthum antreffenden Einfällen und schönen Gedanken, die seinem regen Geiste zuströmen, wol nicht genug bewundern. Jedem Stoffe, der sich ihm darbietet, weis er eine neue und interessante Seite abzugewinnen, und er erschöpft oft in wenigen Worten, was von einer Sache zu sagen ist. So eilt er mit genialer Leichtigkeit von einem Gegenstande zum anderen, oft das Heterogenste verbindend, immer geistreich und witzig, hier eine ernste Lebens-und Herzensfrage zur Sprache bringend, dort menschliche Schwächen und Thorheiten geißelnd, hier ins Detail gehend, dort nur andeutend, seine Zuhörer immer geistig beschäftigend und anregend. So war auch diese neueste, auf die verschiedenartigsten Dinge ausgedehnte Vorlesung eine seiner gelungensten, des Beifalls würdig, welchen ihr das ungemein zahl reich versammelte Publikum im vollen Maße zu Theil werden ließ. Saphir wurde nach derselben wiederholt gerufen, eine Auszeichnung, die auch alle übrigen Mitwirkenden des Concerts erhielten. Ihre Majestät, die Kaiserin Mutter, und Ihre kais. Hoheiten, Herr Erzherzog Franz Karl und Frau Erzherzogin Sophie, beehrten die Akademie durch ihre allerhöchste Gegenwart.
Heinrich Adami.
Der Humorist (December 10, 1844): 1187-188.
M. G. Saphir’s
musikalisch-deklamatorische Akademie
und
humoristische Vorlesung.
Die Hälfte des Reinertrages ist dem unter dem höchsten Protektorate Ihrer
kais. Hoheit der Frau Erzherzogin Sophie stehenden Kleinkinder-Spitale
bestimmt.
„Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt ssie ewig neu!“ nämlich, daß wir bei den Berichten über die Akademien des Hrn. Saphir nur des Faktums eingedenk find, und uns jedes Raisonnementes über den geistigen Werth seiner Produktionen in referentlicher Schüchternheit und Züchtigkeit enthalten. Das Faktum aber ist, daß die Akademie wieder voll auf und glänzend besucht war, und daß sich die lebhafteste und allgemeinste Zufriedenheit über das Gebotene aussprach. Es bestand in:
1) Variationen für die Flöte, von Fritsch, vorgetragen von Hrn. Heindl, fürst. Schwarzburg-Sondershausen’scher Kammermusikus. Hr. Heindl ist einer der ausgezeichnetsten Künstler auf der Flöte, er kann, was Bravour, Nettigkeit und Vollkommenheit der Ausführung betrifft, kühn mit dem gepriesenen Briccialdi in die Schranken treten. Je weniger Concert-Liebling die Flöte ist, um so bedeutungsvoller muß der sensationelle Erfolg sein, welchen das meisterliche Spiel des Hrn. Heindl hatte. Er wurde nicht nur unter dem lautesten Beifalle mehrere Male gerufen, sondern mußte sogar das Adagio und die Schluß-Variation wiederholen. Hr. Gaus spielte das Accompagnement zu dieser Piece.
2) Hr. I. Moscheles spielte „Serenade,“ „Kindermärchen“ und „ungarischer Marsch.“ Sämmtliche drei Kompositionen, so wie der Vortrag derselben durch Hrn. Moscheles sind bereits in diesen Blättern bei Gelegenheit der Berichte über die Concerte dieses gediegenen Künstlers besprochen worden, es genüge also bloß zu sagen, daß Hr. Moscheles auch dies Mal wieder für die delikate und geistvolle Auffassung sich der allgemeinsten Aufmerksamkeit zu erfreuen hatte, und nach beendigtem Spiele zwei Mal hervorgerufen wurde. Hr. Moscheles bediente sich zu seinen Vorträgen eines ausgezeichneten Flügels von Bösendorfer.
3) (Auf allgemeines Verlangen:) „Erdenfluch und Himmelssegen,“ Gedicht von Saphir, vorgetragen von Mad. Rettich. Es wurde bereits in diesen Blättern erwähnt, mit welch’ rhetorischer und deklamatorischer Meisterschaft, mit welch’ begeisterter Weise Mad. Rettich diese Dichtung spricht, und es steht nur zu staunen, in welch’ kurzen Zeiträumen Mad. Rettich solche Deklamations-Piecen vollkommen memorirt und ihnen alle poetische und metrische Gerechtigkeit widerfahren läßt. Hörten wir sie doch erst vor wenigen Tagen eine Dichtung Halm’s mit eben solcher Vollendung und Begeisterung vortragen. Mad. Rettich wurde stürmisch empfangen, während des Vortrage? lebhaft von Beifall unterbrochen und am Schlüsse drei Mal gerufen, mit ihr Hr. Saphir.
4) Fräulein von Marra, fürstl. Schwarzburg–Sonderhausen’sche Kammersängerin, die vielbeliebte Primadonna unserer Oper, trug die Cavatina: „O tu che desti il fulmine,“ aus Donizetti’s „Pia de’ Tolomei,“ vor, ein Gesangsstück, welches, ungeachtet es im Bravourstyle gehalten, dennoch nicht zu den wirksamsten für die Concertproduktion zu zählen sein dürfte. Der an reizender und künstlerischer Koloratur reiche Vortrag der geschätzten Sängerin machte jedoch das Undankbare der Piece wenig fühlbar, besonders gaben ihre niedlichen Triller und ihre hübschen Staccatos dem Ganzen eine blühendere Gestaltung. Fräul. v. Marra wurde zwei Mal gerufen. Hr. Hofkapellmeister Randhartinger begleitete die Sängerin.
5) „Noth- und Hilfsbüchlein der menschlichen Grüße,“ Drollerie von Saphir, von Dlle. Neumann mit all’ jener graziösen Liebenswürdigkeit und all’ der natürlichen, nonchalanten Pikanterie, die ihr ganz eigen thümlich, vorgetragen. Die anmuthige Sprecherin wurde lebhaft begrüßt, im Verlaufe des Vertrages von stürmischem Beifalle unterbrochen und am Schlüsse lärmend und wiederholt mit Hrn. Saphir gerufen.
6) Franz Prume spielte das erste Beriot’che Concert (D-dur) und eine Caprice von seiner eigenen Komposition. Es war der Glanz punkt der musikalischen Produktionen dieser Akademie. Schon in dem abgespielten und vielbekannten Concerte traten in dem Vortrage Prumes sehr viele neue, glänzende und effektvolle Seiten hervor, besonders in dem Endtheile des Concertes in so durchgreifend zündender Weise, daß die Zuhörer im rauschenden Applause den Künstler nochmals zu hören verlangten, worauf er dann die benannte Caprice ohne Begleitung vortrug, ein an dem brillantesten, was das Violinspiel aufzuweisen, reiche Piece. Es war eine geniale Leistung, und hauptsächlich eine Glorie der Bogenführung Prume’s die kaum ihres Gleichen finden dürfte, und in Arpeggien aller Gattung gewiß von keinem Andern erreicht wird,. Auch nach diesem Stücke wurde der ausgezeichnete Virtuose gerufen.
7) Humoristische Vorlesung von Saphir. Anhaltend-lebhafter Empfang, rauschender, oft wiederholter Beifall im Verlaufe der Vorlesung, ähnlicher Hervorruf am Schlüsse derselben.
Hrn. Direktor Pokorny gebührt abermals der wärmste Dank dafür, daß er sein freundliches Haus so oft und in so rascher Reihenfolge wohlthätigen Zwecken überläßt.
Die Akademie war von der Anwesenheit Ihrer Maj. der Kaiserin Mutter, Seiner kaiserl. Hoheit des Herrn Erzherzogs Franz Karl und Seiner Durchlauchtigsten Gemahlin beehrt. Ihre Majestät die Kaiserin Mutter und Ihre kaiserl. Hoheit die edle Protektorin des Kleinkinder-Spitales, wurden rauschend empfangen. —n—
Oesterreichisches Morgenblatt (December 11, 1844): 593-594.
K. K. priv. Theater in der Josephstadt.
M. G. Saphir’s Academie.
Ich fühle mich beinahe versucht, etwas Neues bei Besprechung der Academie des Hrn. M. G. Saphir, welche verflossenen Sonntag im k. f. priv. Theater in der Josephstadt Statt fand, zu sagen, z. B., daß Saphir’s Academien die Künstlercreme der Concertsaison immer in sich zu fassen pflegen, daß sie die interessantesten unter allen Academien sind, daß sie immer ein Labetrunk für alle Concertblasierten find, waren und in alle Ewigkeit sein werden, daß sie die herrlichsten Leckerbissen der Kunst und wahre Lukullustafeln von Geist und Witz bieten, boten und bieten werden, und endlich, daß Saphir’s Academien, so groß ihre Zahl schon sein mag, immer moderne Erscheinungen bleiben, was wohl die beste Antwort auf die große Frage über ihre künstlerische Bedeutsamkeit ist. Zu solchen neuen Sentenzen aus dem Koran meiner Überzeugung fühle ich mich bewogen—allein mit großer Scheu gehe ich daran, dieselben niederzuschreiben, weil man mit Bestimmtheit annehmen kann, daß diese meine Sentenzen auch die Überzeugung von Allen find, welche Saphir’s Academien besuchen, und es nur ein Wunder sein müßte, wenn nicht diese Anerkennung den Academien des Hrn. Saphir schon zum millionsten Male in denselben Worten gezollt worden wäre. Und so weit mein Scharfsinn reicht, und so weit mein referentliches Urtheil seine Flaggen endet, finde ich denn keine Stelle und keine neue schöne Sentenz, die nicht gerechter Weise schon Hrn. Saphir’s Academien geopfert worden wäre. Prume, Moscheles, Heindl, dann eine Maria, Rettich, Neumann, und endlich Saphir selbst—welche Fülle von Erscheinungen, und wie wenig neue Lobprüche bei der Hand. Nicht Saphir aber ist es allein, welcher mir bei Besprechung der in Rede stehenden Academie mitspielt, und die Erfindung neuer Lobesarabesken unmöglich macht— nein, sondern wie in jeder Saphir’schen Academie, haben sich auch hier alle Mitwirkenden verschworen, den armen Referenten, alle Aussicht auf das schöne Gefühl, etwas Neues sagen zu können, ganz und gar zu benehmen. Vielleicht Hr. Heindl allein, welcher Variationen von Fritsch auf der Flöte vortrug, mag der Einzige sein, an welchem man sich anklammern kann; jedoch da hat das Publicum mit einem enthusiastischen aber höchst gerechten Beifalle schon wieder also vorgegriffen, daß es eine Kunst wäre, das dem Publicum mit Worten nachzuahmen, was es mit seinen Zeichen der Anerkennung so eclatant ausgesprochen hatte. Hr. Heindl mußte nochmals das Adagio und die Schlußvariation seiner Piece vortragen, und, als er diese geendet, wollte der Beifall noch immer kein Ende nehmen, und hätte auch in der That sein Ende nicht erreicht, wenn nicht die zunächst annoncierte Nummer die von Moscheles componierte und vorgetragene Serenade, das Kindermärchen und den ungarischen Marsch in Aussicht gestellt hätte. Wie Hrn. Heindl war es auch Hin. Prume nach defen Conccerto en ré majeur von Ch. de Beriot ergangen, und Hr. Moscheles und Dlle. Marra, welche Oh tu che desti il fulmine, eine für eine Sängerin sonst sehr undankbare Cavatine aus der Oper: „Pia di Tolomei“ von Donizetti vortrug, ernteten nicht geringeren Beifall, der sich von den bei Prume und Heindl. Statt gefundenen Beifalls-bezeigungen nur dadurch unterschied, daß er sich nicht als eine Aufforderung zur Wiederholung repräsentierte. Saphirs Gedichte „Erdenfluch und Himmelssegen“ ist schon von einer andern Academie her bekannt und konnte daher in Betreff der Dichtung als auch in Hinsicht des Vortrags der Mad. Rettich nicht minder beifällig aufgenommen werden, als damals Die Vorzüge der Dichtung sind es nicht allein, welche beiden von Saphir für Mad. Rettich geschriebenen Declamationspiecen die vollste Beachtung verdienen, sondern auch das tiefe Studium, welches Hr. Saphir in Betreff der Declamation gemacht hat, und wie er dasselbe auf die finnigste Weise kundzugeben versteht. „Das Noth- und Hilfsbüchlein der menschlichen Grüße“ ist eine recht ergötzliche Drollerie aus der Feder Saphir’s, die durch den naiven und anmuthigen Vortrag der Dle. Neumann ihre ganze Wirkung bei dem Publicum ausüben konnte.
Den Beschluß machte Saphir’s humoristische Vorlesung, welche „Betrachtungen über die Leberflecke der Zeit“ sich zum Thema gewählt hatte. Witz auf Witz, Schlag auf Schlag! Das Picante gab dem Geistreichen die Hand und dem Zuhörer war diese Vorlesung ein ewiges Luft wandeln unter den finnigsten Blumen des Geistes und der Fantasie, ein herrliches Schwelgen an den üppigen Früchten einer frischen Gedankenreife und an dem chamäleontischen Spiele witziger Einfälle, so wie auch ein fanftes Ergehen in den Gefilden des Gemüthes. Beifall auf Beifall und keiner aus dem über zahlreichen Publicum schied von dieser Academie ohne sich selbst gestanden zu haben, daß Hr. Saphir ihm hiermit einen Hochgenuß bereitet habe. Die Hälste des Reinertrages war dem unter dem höchsten Protectorate Ihrer kai. Hoheit der Frau Erzherzogin Sophie stehenden Kinderspitale bestimmt. J. M. die Kaiserin Mntter, so wie auch J. f. k. Hoheiten der Herr Erzherzog Franz Carl und die Frau Erzherzogin Sophie beehrten die Academie mit höchst Ihrer Gegenwart.
F. V. Schindler.
Allgemeine Wiener Musik-Zeitung (December 12, 1844): 593-594.
Sonntag am 8. d. M. M. G. Saphir’s musikalisch-deklamatorische Akademie und humoristische Vorlesung im k. k. priv. Theater in der Josephstadt.
Die Zeitlag im Argen, sie fühlte sich unwohl, sie kränkelte am Nichtsthun, und litt an einer kleinen Erschöpfung, da trat der Hausarzt, der Geschmack, vor ihr Lager, griff bedächtig nach dem Pulse, combinirte und projectirte, und klügelte heraus: die Langweile habe seiner Gebieterin Migräne zugezogen, und ihr schleichendes Gift in die Adern gegossen, und er entledigte sich seines politischen Receptenknäuels, das er unter dem Arme trug, setzte sich hin und schrieb sein Recipe: Konzerte, Akademien, humoristische Vorlesungen mit einer ziemlichen Dosis von Klischniggiaden und Elsleriolen vermengt, und die kranke Zeit verschluckte diese Pillen und sie fühlt sich dabei wohl, wenn auch etwas schwach. Doch jetzt wimmelte die Erde von Konzertisten, Humoristen, Stilisten und vielen andern istischen Secten, besonders aber nahmen die Humoristen sehr überhand, und fast aus jeder Wiege schon bricht sich die Stimme eines jungen Humoristen Bahn, und macht das arme Menschenherz erbeben; und es verflachte sich der Begriff des echten Humors bis in die Niederungen des gewöhnlichen Witzkopfes, und witzig will jeder heißen, der nur mit etwas Scharfsinn den Lappen bemalen hat, in dem er sein spärliches Pfund gewickelt. Aber aus dieser Legion winziger Humoristen ragt Saphir als mächtiger Riese und Heerführer heraus, er kann gewiß für den witzigsten und geist reichsten Kopf unter allen Vorlesern der Jetztzeit gelten, seine Vorlesungen sind nicht nur die interessantesten, sondern seine Akademien nehmen auch sicher in dem jährlichen Konzertencyclus immer einen der Plätze ersten Ranges ein. Heute hörten wir Variationen für die Flöte von Böhm, von Hrn. Heindl, fürstl. Schwarzburg-Sondershausen’schen Kammermusikus, mit seltener Virtuosität vorgetragen, welche auch mit allgemeinem Beifalle zum Theile wiederholt wurden. Hr. Moscheles producirte seine „Serenade“, sein ,,Kindermährchen“ und seinen ungarischen „Marsch“ zwar mit Beifall, jedoch halte ich die offene Bühne, besonders wenn das Instrument nicht eng an die Räume des Auditoriums gerückt ist, nicht für das günstigste Locale zu einem Pianoforte Konzert. Mad. Rettich deklamirte das schon früher einmal gesprochene Gedicht „Erdenfluch und Himmelssegen“ von Saphir. Hierauf sang Frln. v. Marra eine Cavatine von Donizetti, doch schien die liebliche Sängerin wegen Indisposition in der von ihr gewohnten Virtuosität-heute nicht auf eine eclatante Weise hervortreten zu können. Dlle. Neumann trug eine sehr amüsante Drollerie von Saphir „Noth-und Hilfbüchlein der menschlichen Grüße“ sehr launig vor. Endlich spielte Hr. Prume ein Konzert in D-dur von Beriot mit vieler Meisterschaft, und trug auf stürmisches Verlangen noch eine zweite Piece mit eben so lohnendem Succes vor. Zum Schlusse hielt Saphir eine humoristische Vorlesung, die die neuesten Erfindungen und Projecte der Jetztzeit zum Gegenstande hatte, und mit kernigen Witzen und satyrischen Ausfällen auf das glänzendste ausgestattet war. Das Haus war bis zum Übermaße besucht, und der Beifall für jede einzelne Piece enthusiastisch. Dr. M–o.
Sonntagsblätter (December 15, 1844): 1190.
M. G. Saphirs Akademie.
Wie jedesmal: Erste Virtuosen (Moscheles, Heindl, Prume, Neumann, Rettich) als Mitwirkende, ein in allen Räumen volles Theater, lebhaftester Beifall, glänzende Einnahme, diesmal 2,284 fl. 28 kr. K. M., davon die Hälfte dem Kleinkindersvitale zufließt. Vivat! Die Leistungen der Herren Moscheles und Prume sind bereits mehrfach in den „Sonntagsblärtern‘ besprochen; auf Herrn Heindl’s außerordeutliche Virtuosität auf der Flöte machen wir besonders aufmerksam, da er dieser Tage ein selbststäudiges Konzert Veranstalter; er fand den lebhaftesten, Prume lebhafteren, Moscheles lebhaften Beifall, einen succes d’estime.! Dlle. Neumann sprach eine amusante Drollerie von Saphir auf sehr aumuthige Weise. Mad, Rettich deklamirte ein eben so effektvolles als im Versbau vernachlässigtes Gedicht. Die humoristische Vorlesung enthielt ebenfalls, wie jedesmal, wenn Saphir liest, viele glückliche Einfälle, schlagende Witze, amüsante Pointen. Auffallend war uns die wiederholte Betonung.
Oesterreichisch-Kaiserliche pirivilegirte Wiener Zeitung (December 22, 1844): 2709.
Am 8. December fand in den Räumen des k. k. privil. Josephstädter Theaters, welche der im Wohl thätigkeitswerke unermüdliche Direktor Pokorny zu diesem Zwecke unentgeltlich überlassen hatte, eine von Hrn. Saphir veranstaltete musikalisch-declamatorische Akademie Statt, deren Reinertrag zur Hälfte dem Fonde der unter dem hohen Schutze Ihrer k. k. Hoheit der Frau Erzherzoginn Sophie stehenden Kleinkinder-Bewahranstalt bestimmt war. Saphir besitzt in dem Arrangement seiner Akademien einen Ruf, der die Elite der gebildeten Gesellschaft jedesmahl versammelt, sobald er sich wieder entschließt, sein reiches und unter dem schöpsliches Talent zum Vortheile von Wohlthätigkeits Anstalten zu entfalten, denn außer seinen originellen Verträgen erhält der Zuhörer immer ein buntes und ausgewähltes Programm seltener Kunstgenüsse in den Kauf, und wer während der ganzen Winter-Saison außer Saphir’s Vorlesungen kein Concert und keine Akademie besucht, wird trotz dem stets auf dem Laufenden in der Kunstwelt bleiben, weil die Akademien Saphir’s die nicht genug zu preisende Eigenthümlichkeit haben, Alles zu vereinigen, was eben an auswärtigen Notabilitäten der Kunstregion hier anwesend ist.
Auch dießmahl erquickten wir uns an der Mannigfaltigkeit eines auserlesenen Programmes und hörten außer dem von dem trefflichen Flötisten Heindl unendlich und mit bewunderungswürdiger Gewandtheit vorgetragenen Variationen, den classischen Moscheles, den Stammvater der Pianisten, der nebst einer Serenade und einem Ungarischen Marsche wieder das beliebte Kindermährchen spielte, und wie bey seinem ersten Wiederauftreten den entschiedensten Beyfall fand. Die Produktionen des berühmten Belgischen Geigers Prume vollendeten die instrumentale Abtheilung zur allgemeinsten Zufriedenheit; er spielte das erste Concert von Beriot mit der vollkommensten Technik, und muße es wiederhehlen.
Den vocalen Theil repräsentirte Fräulein v. Marra, diese geniale Anfángerinn, der so leicht gelungen, was Viele für unmöglich gehalten. Obschon nicht ganz disponirt; sang sie gleichwohl die Arie Ah tu che desti il fulmine aus eine Oper Donizetti’s mir süßem Wohllaut der Stimme, die nur zuweilen nach Kraft rang.
Ueberaus glänzend war endlich der deklamatorische Theil der Akademie ausgestaltet. Dlle. Neumann, k. k. Hofschauspielerinn, trug ein komisches Gedicht von Saphir, welches die Art des Grüßens mit vieler Laune behandelt, ganz allerliebst und mit jener Schalkhaftigkeit und Anmuth vor, die man an derselben als Mitglied des k. k. Hofburgtheaters so allgemein zu schätzen weiß; als Gegenstück zu dieser heitern Piece declamirte Madame Rettich, k. k. Hofschauspielerinn, den bereits aus einer frühern Akademie im Hof-Operntheater bekannten „Erdenfluch und Himmelssegen“, welche Dichtung jetzt wie demahls die tiefste Sensation erregte.
Den Beschluß des Ganzen, gleichsam den Desserttisch dieser fast überladenen Tafel für Geist und Herz, bildete die funkensprühende, mancherley Zeitfragen und Weltgebrechen berührende Vorlesung Saphirs: „Ueber die Leberflecken unserer Zeit“; zu umfassend, um den reichhaltigen Stoff in einer halben Stunde auch nur annähernd zu erschöpfen, konnte doch jeder der Zuhörer Anregungen und Gedankenblitze in Fülle mit fortnehmen, um sie weiterspinnend in ihren interessantesten Folgerungen im Stillen erst ganz auszukosten.
Die ungewöhnlich zahlreich besuchte Mittags-Akademie war durch die hohe Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserinn-Mutter und de Erzherzogs Franz Carl und der Erzherzoginn Sophie, k. k. Hoheiten, verherrlicht.