28 February 1819

First Gesellschaft Concert

 

Vienna: Großer Redoutensaal

Time: Noon

Programme

CantataMr. HöltyJ. Schenk
Violin Concerto No.12 in A major: A partMr. FredlKreutzer
From Gli Orazi e Curiazi: Terzett [Weigl]
March with Orchestral Accompaniments[Mr. Moscheles]Moscheles
Song for Four Voices, ‘Abendlied zu Gott’;
Accompaniment by Mr. Kirchlehner
[?], [?], [?], [?]; Accompanied
by Wind Instruments
Haydn 
March with Orchestral Accompaniments[Mr. Moscheles]Moscheles
Principal Vocalists: Mr. Hölty
Principal Instrumentalists: Messrs. Fredl, Moscheles

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Note: It is not clarified whether Moscheles performed his Marches or if someone else performed them.


Reviews

Allgemeine musikalische Zeitung (March 24, 1819): 199.

[Wien, Februar] Am 28sten war im k. k. grossen Redoutensaale um die Mittagsstunde das erste Gesellschaftsconcert der Musikfreunde der österreichischen Kaiserstadt, in welchem gegeben wurde: 1. Huldigung, eine Cantate von L. H. K. Hölty, in Musik gesetzt von Hrn. Johann Schenk: eine an sich recht wackere Composition, nur nicht entsprechend der muntern, gemüthlichen Dichtung; so hätte man z. B. nach der lang und breit durchgeführten, mit Kanonenschlägen sattsam gespickten Ouverture, weiteher ein Schlachtgemälde erwartet, als eine Apostrohe an das schöne Geschlecht in solchen schmeichelnden Stanzen: ,,Euch, ihr Schönen, will ich fröhnen“—„Mit Gesangesweisen eure Tugendpreisen“— „Wer die Süsse treuer Küsse nicht gekostet hat“ – u. s. f. Bey solchen dem Inhalte contradicirenden Arbeiten erinnert man sich immer des Titels einer alten Oper: Prima la musica, e poi le parole.—2. Ein Satz aus Kreutzer’s 12tem Violinconcert, von einem Dilettanten, Hrn. Fradl, mit Gewandtheit, Kraft, Sicherheit, Tonfülle und geläutertem Geschmacke vorgetragen; 3. Terzett in die Oper: gli Orazi e Curiazi componirt von Hrn. Capellmeister Weigl; 4. Marsch mit ganzem Orchester von Hrn. Moscheles; 5. Abendlied zu Gott: der herrliche vierstimmige Gesang von Jos. Haydn wurde unverbesserlich ausgeführt; die begleitenden Blasinstrumente, arrangirt von Herrn Kirchlehner, machten als Stützpunkte für—die Singstimmen eine sehr gute Wirkung; 6. Marsch mit ganzem Orchester von Herrn Moscheles.—Diese zwey Märsche, mit reichem, üppigem Instrumentenspiel ausgestattet, sind, der Form und Ausführung nach, den modernen grossen Menuetten und Trio’s ähnlich, nur, wie sich das von selbst versteht, mit veränderter Taktart, und in gemässigterem Zeitmaasse. Diese neue Gattung vollstimmiger Tonstücke dürfte daher vielleicht als Intermezzo bey Academien und Surrogat der sonst üblichen Symphonien—Andante’s Eingang und Nachahmer finden.

Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat (July 7, 1819): 431.

Zur genaueren Würdigung der Kunstleistungen wollen wir bey den gegebenen Musikstücken der vier Concerte in diesem Jahre, welche wechselsweise die HH. Hauschka und Worzizcek dirigirten, etwas verweilen.

Grosse (ensemble) Instrumental-Compositionen.

Neue Symphonie (D-dur) von Fesca.

Grosse Symphonie (D-dur) von L. v. Beethoven,

Neue Ouverture von Tomascheck.

Ouverture von Freyh. von Lannoy.    

    –     –   (Tage der Gefahr) von Cherubini.

    –     –   (Prometheus) von L. v. Beethoven.

Zwey Märsche von Moscheles.

Wer da weiss, welche Richtigkeit in der Ausführung solche Instrumental-Sätze fordern, worin der Componist in aller Freyheit seines Geistes nach Belieben schaffen kann, wie sehr der Ausdruck seiner Empfindungen (ohne Text) in der blossen Ton sprache eines richtigen Colorits-bedarf, welche Deutlichkeit Modulationen und Schwierigkeiten verlangen—beyde geben oft dem Werke die grösste Wichtigkeit, und Cherubini, Beethoven biethen gewöhnlich seltene Aufgaben dar, in den Ton-Gemählden Tomaschecks ist Kraft vorherrschend, in jenen des Freyh. vom Lannoy ist eine schöne geregelte Zusammenstellung in einen freyen Geiste unverkennbar—der wird eingestehen müssen, dass die Ausübenden diese Compositionen jedem Wunsche so entsprechend gegeben haben, als man es nur von einem der besten Orchester erwarten kann. Moscheles Märsche waren weniger an ihren Orte, nur auf der Bühne dürften sie erwünschte Wirkung machen.

Grosse Vocal-Compositionen.

Huldigung, eine Cantate, von L. H. K. Hölty, Musik

     von J. Schenk.

Abendlied zu Gott. Chor von J. Haydn mit Begleitung

     von Blas-Instrumenten, von Kirchlehner.

Glaube, Hoffnung und Liebe, von Kuffner, ein vier-

     stimmiger Gesang, von Abbé Stadler.

Frühlings-Lied, von Rochlitz, Musik, von Fesca.

Vierstimmiger Hymnus mit Orchester-Begleitung, von

     Ign. Ritt. von Seyfried.

Die Hirten bey der Krippe. Cantate von Eybler.

Der May, Cantate von J. Schenk.

Schenks Compositionen erhielten darin Interesse, dass sich die Mädchen der Gesellschafts Schule darin producirten; man bemerkte mit grossem Vergnügen sehr deutlich die Fortschritte, welche sie in kurzer Zeit machten. Die Cantate, der May, möchte in früherer Zeit als musikalisches Fresco-Gemählde mehr angesprochen haben, doch in der Doppelfuge am Ende zeigte sich der wackere Componist auf das ehrenvollste, da erwiesener Massen nur die geübtesten Meister der Harmonie darin glücklich sind.—Die Nahmen der übrigen gefeyerten Componisten sind hier ferner hinlänglich Bürge für den Werth ihrer Geistes-Producte. Jene Haydns, Stadlers (in einem hohen Grade) Eyblers (ein älterer Satz, mit einem neuen Recitativ, vorzüglich schönen Canon a tré, und Quartett vermehrt) Seyfrieds streng und meisterlich harmonisch gearbeiteter Hymnus, machten die herrlichsten Eindrücke. Die präcise Aufführung—Solo parthen waren immer in guten Händen—von eimem Chor-Personale, durch dessen Gröss das Ganze schon äusserst imposant wird, war immer gleich lobenswerth, die tiefe Empfindung für die erhabenen Gegenstände für die gelungene Ausarbeitung, welche die Sänger stets zu begeistern schien, wirkten auch noch ausser der Pracht der Harmonie, ausser der Schönheit der Melodie unwiderstehlich auf alle Zuhörer.