4 May 1819

Pietro Rovelli’s Concert

 

Vienna: Hotel römischen Kaiser

Programme

String Quartet for Violin, [?], [?], [?] (new)Mr. Rovelli, [?], [?], [?]Rovelli
CavatinaMrs. MilaniRossini
Quintet for Piano, Violin, Viola, Violoncello and Double Bass [Op.74]Messrs. Moscheles, Rovelli, Weiss, F. Vranický, [?]Ries
Violin VariationMr. RovelliRovelli
Principal Vocalists: Mrs. Milani
Principal Instrumentalists: Messrs. F. Vranický Moscheles, Rovelli, Weiss

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Reviews

Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat (May 12, 1819): 306-307.

Abend-Unterhaltung des königl. barer. Kammervirtuosen Herrn P. Rovelli, gegeben am 4. im Saale zum römischen Kaiser. Folgende Musikstücke kamen da bey vor. 1) Neues Quartett, componirt und vorgetragen vom Concertgeber. 2) Cavatine von Rossini, gesungen von Fräul. Milani. 3) Quintett für das Pianoforte von Ries, vorgetragen von Herrn Moscheles. 4) Neue Variationen componirt und ges  pielt vom Concertgeber.

Zuerst über Herrn Rovelli’s Compositionen. Vom Quartette hörten wir nur drey Sätze. Der erste (E-moll 44Tact) ist ganz in Rodes Geschmacke gearbeitet, gut durchgeführt, brillant und effectvoll; der Mittelsatz erinnerte sehr an Rossini. Das Adagio (A-dur) wird, hoffen wir, eingelegt seyn, da es nur der zweyte Satz aus Kreutzer’s 12tem Violin-Concerte ist, dem man auf Quartett übertragen. Das Rondo (E-moll 34 Tact) ist auch in Rode’s Manier; punctirte Noten machen es pikant, eine gute Verfolgung des Thema, dessen Nachahmungen der zweyten Violine nicht immer im Vortrage glückten, erheben es zum Kunstwerke und das Ganze wird durch den meisterlichen Vortrag sehr anziehend. Die Variationen beginnen mit einem Andante (A-moll), in welchem die zweyte Violine eine Figur verfolgt, die sie der ersten oft etwas zu nahe bringt, was keine gute Wirkung macht, zu dem wurde sie auch nicht am Besten gespielt, wodurch der Übelstand noch grösser wurde. Das Thema (C-dur) ist leicht und gefällig, die Veränderungen zeichnen sich durch Lieblichkeit aus, die zweyte im Doppeltönen lohnt ihre Schwierigkeit nicht ganz, die dritte ist herrlich. Herrn Rovelli’s Violin-Spiel ist meisterhaft. Richtigkeit-treffliche Bogenführung, zarter Vortrag des Sangreichen, ruhige Fassung in den schwierigsten Stellen, ungewöhnliche Sicherheit und à plomb, bezaubernde Armuth sind dessen Vorzüge. Der Uneingeweihte dürfte ihm mehr Kraft wünschen; aber die geregelte Kraft erregt im ersten Augenblicke eben so wenig Erstaunen, als die kolossalen Dimensionen der in ganz reinen Verhältnissen gebaueten Peterskirche; sie ist da, sie wirkt, sie erscheint nicht. Im Voraus zu sehr berechnet und daher des hinreissendem Feuers beraubt, könnte Herrn Roveli’s Vortrag allerdings scheinen. Fest in seinen Schranken gebannt, hört er nicht die augenblickliche Eingebung des innern Gottes und bleibt selbst unbewegt im Sturme der Töne, nur ihre Wirkung erwägend. Dass ist gewiss hohe Kunst, dem eisernen Fleisse, dem vollendeten Mechanism nur erreichbar, aber wo den Künstler der Moment erfasst, da dringt er ohne Zweifel noch tiefer zum Herzen. Fräulein Milani war nicht ganz so gut bey Stimme als gewöhnlich. Herr Moscheles bewährte reuerdings seine hohe Meisterschaft in dem herrlichen Quintette von Ries. Sein Spiel vereint alle Vorzüge und seine Gefälligkeit gegen Kunstgenossen macht ihn selbst sehr schätzenswerth. Die Herrn Weiss und J. Wranitzky, welche die begleitenden Stimmen der Viola und des Violoncell’s übernommen, legten Proben von Fertigkeit und Einsicht an den Tag. Das Auditorium war leider klein, aber empfänglich.

Allgemeine musikalische Zeitung (June 23, 1819): 429.

[Wien, May] Am 4ten, im Hotel zum römischen Kaiser, Herr Rovelli, welcher ein neues Violinquartett und Variationen entzückend schön vortrug; auch Herrn Moscheles erprobte Virtuosität wurde in dem grossen Quintett von Ries bewundert, und die Ausführung der begleitenden Slimmen war nicht minder lobenswerth.