5 September 1818

Joseph Sellner’s Concert

Karlsbad: Theater

Programme

Overture, Lodoiska Cherubini
Oboe ConcertoMr. SellnerSellner
Piano Rondo Brilliant with Orchestral Accompaniments [Op.43]Mr. MoschelesMoscheles
From Ciro in Babilonia: AriaMme Schüler-Biedenfeld;
Violin Accomp.: Mr. Vranický
Rossini
Violoncello PolonaiseMr. MerkMerk
Concertante for Flute and OboeMessrs. Keller, SellnerMoscheles
Romance, ‘Der Abschied der Troubadours’ for Voice, Piano, Violin and Guitar
(words by Castelli)
Mme Brandstätter, Messrs. Moscheles, Vranický, GiulianiΜοscheles, Mayseder,
& Giuliani
Principal Vocalists: Mesdames Brandstätter, Schüler-Biedenfeld
Principal Instrumentalists: Messrs. Giuliani, Keller, Merk, Moscheles, Sellner, Vranický

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Oesterreichisch-Kaiserliche pirivilegirte Wiener Zeitung (September 2, 1818): 800.

Concert-Anzeige.

Künftigen Sonnabend den 5. September wird Hr. Sellner, Oboist und Mitglied des k. k. Hof-Opern-Orchesters, die Ehre haben, im Theater zu Baden (zur gewöhnlichen Theaterstunde) eine eine grosse musikalische Akademie zu geben, in welcher Mad. Brandstädter, die Herren Giuliani, Moscheles, Merk, Keller und Gebrüder Wranitzky durch ihre ausgezeichneten Talente ihn gefälligst unterstützen werden. Vor der Akademie wird ein neues Stück aufgeführt.

Oesterreichisch-Kaiserliche pirivilegirte Wiener Zeitung (September 4, 1818): 808.

[Same as issued in Oesterreichisch-Kaiserliche pirivilegirte Wiener Zeitung on September 2]

Reviews

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (September 17, 1818): 852.

Baden, den 6. September. Die schönen Abende im Freyen, die hier so genußreich sind, hören bey der vorgerückten Jahrszeit allmählig auf; die fröhlichen Spaziergänger, besonders Spaziergängerinnen, flüchten in die Zimmer, und Musik, Spiel und andere Zerstreuungen werden aufgebothen. In einer so traurigen Bad-Periode, man könnte sie das Alter des Badlebens nennen, ist es nun besonders für denjenigen angenehm, öffentliche Versammlungsorte der eleganten Welt zu besuchen, der nicht das Glück hat, einem häuslichen oder freundschaftlichen Zirkel anzugehören. Der Ersatz, den sie biethen, ist um so größer, wenn die Gegenstände der unterhaltung von der Beschaffenheit sind, daß sie ein allgemeines Interesse erhalten. Unter diesen steht die Musik ganz gewiß oben an, sowohl der ausgezeichneten Künstler wegen und der trefflichen Kompositionen, welche und womit sie gegenwärtig in höheren Zirkeln allein nur auftreten können, als auch in Rücksicht der Zuhörer und Zuhörerinnen, die hier größten Theils zu den gebildetsten der Kaiserstadt in dieser Kunst gehören, und das will wahrlich nicht wenig sagen. Ich habe Ihnen neulich von der herrlichen Serenade Nachricht gegeben, die wir hier am Vorabende des Louisen-Tages zu hören den Genuß hatten, die aber nicht von der hiesigen Bürgerschaft, wie ein auswärtiges Blatt fälschlich berichtete, gebracht wurde; ein Seitenstück dazu both der gestrige Abend im Schaus spielhause, der eine nicht minder reitzende Kunstunterhaltung gewährte, da fast alle dieselben Künstler sie bewirkten, die jene ausgeführt haben. Es gab nähmlich der so rühmlich bekannte Künstler der Oboe, Hr. Jos. Sellner, Mitglied des k. k. Hof-Opern-Orchesters, eine große musikalische Akademie, wozu nicht nur der liberale Schauspiel-Direktor Hr. Hensler das Theater für diesen Abend abtrat, sondern auch mit wahrhaft kunstbrüderlichem Sinne folgende ausgezeichnete Künstler Wiens ihr schönes Theil beytrugen, um den Genuß der Anwesenden, worunter vor allen der allerhöchste Hof zu nennen ist, ganz vollkommen zu machen.

Nach einer sehr gut ausgeführten Ouvertüre aus Lodoiska trug zuerst wie billig der Koncertgeber selbst das erste Stück eines Koncertes für die Oboe, von seiner eigenen Komposition vor, und wurde mit jenem Beyfalle belohnt, der einem so vollkommenen Spiele auf diesem schweren Instrumente um so mehr gebührt, je seltner die Künstler sind, die es durch Talent und Fleiß zu einer so hohen Virtuosität auf demselben gebracht haben. Hr. Moscheles spielte sodann ein für das Pianoforte mit Orchester-Begleitung von ihm selbst komponirtes Rondeau brillant auf die ihm eigne wahrhaft brillante Weise, worauf Mad. Brandstätter eine Arie, mit obligater Violine aus der Oper Cirus, von Rossini sang, wobey sie von Hrn. Anton Wranitzky auf der Violine begleitet wurde. Mit großer Kunstvollkommenheit hörten wir nun Hrn. Merk eine Polonaise vor tragen, die von ihm selbst für das Violoncell mit Orchester-Begleitung komponirt ist. Rauschender Beyfall folgte seinem meisterhaften Spiele. Einen eigenen reitzenden Genuß gewährte ferner eine Concertante, für Flöte und Oboe von Hrn. Moscheles gesetzt, und von Hrn. Keller und Hrn. Sellner vorgetragen. Das Charakteristische der Instrumente, und die ausgezeichnete Art der Behandlung, worin diese beyden Künstler so vorzüglich sind, erregten allgemein Bewunderung. Den Schluß machte der Abschied der Troubadours, Romanze mit abwechselnden Variationen des Piano-Forte, der Violine und der Guitarre, komponirt von den Herren Moscheles, Mayseder und Giuliani, und vorgetragen von Mad. Brandstädter, und den HH. Moscheles, Guiliani und Wranitzky, die wir jedoch von Mad. Brandstädter schon glücklicher singen hörten. Die Zufriedenheit der Anwesenden bey dieser ausgezeichneten Akademie stand mit dem schönen Genusse, den sie gewährte, im vollkommensten Verhältniß. Vor der Akademie wurde von der hiesigen Schauspielergesellschaft zum ersten Mahle: Die Thermolampe, oder: Der schwatzhafte Kus, Lustspiel in Versen und I Akt von Weiland Joachim Perinet, gegeben und mit Beyfall aufgenommen.

Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat (September 26, 1818): 363-364.

Concerte.

Baden, den 5. September.

Heute hatten wir das Vergnügen, nach der Darstellung des Lustspiels: Die Termolampe, eine in dem Theater von Herrn Jos. Sellner, Mitglied des k. k. Hof-Opernorchesters, gegebene musikalische Akademie zu hören, welche unbestreitbar zu den höchsten Kunstgenüssen gehört, die uns dieses ganze Jahr zu Theil wurden, und wofür schon die Nahmen der ausgezeichneten Künstler hinlänglich Bürgschaft sind. Die Akademie begann mit der Ouverture aus Cherubini’s Lodoiska, welche mit Kraft und Präcision gegeben wurde. Hierauf liess sich der Concertgeber, Herr Sellner, in einem von ihm selbst componirten Allegro eines Concerts auf der Oboe hören, ein Vortrag übertraf bey weitem jede Erwartung, und die Sicherheit und Reinheit des Tons, der Glanz seiner Bravour und die seelenvolle Lieblichkeit seines Vortrages erheben ihn zu einem der ersten Oboisten. Nach ihm erschien der anerkannte Meister, Herr Moscheles, in einem von ihm componirtem Rondeau brillant für das Pianoforte mit Orchesterbegleitung. Wer diese Composition von ihm in Wien vortragen hörte, der wird sie gewiss mit uns zu den lieblichsten Blüthen seines reichen Genius zählen. Mad. Brandstätter sang eine Arie mit obligater Violine aus der Oper: Cyrus, vom Rossini, zwar nicht ohne Befangenheit, dennoch mit einem soliden und anmuthigen Vortrag, woran das zarte Accompagnement des Herrn Wranitzky sich lieblich anschmiegte. Eine von Herrn J. Merk componirte und vorgetragene Polonaise für das Violoncell erregte die lebendigste Bewunderung für das seltene Talent dieses jungen Künstlers. Die hierauf folgende Concertante für Flöte und Oboe überzeugte nicht nur neuerdings von dem ausgezeichneten und mannigfaltigen Compositionstalent des Herrn Moscheles im Allgemeinen, sondern liess auch auf das Lebhafteste wünschen, dass er noch mehrere Stunden seiner Musse auf Arbeiten für diese Instrumente anwenden möchte, da wir nur Weniges der Art besitzen, was so innig und geistreich für die Natur dieser Instrumente sich eignet. Die Virtuosität des Flötisten, Herrn C. Keller, ist zu sehr und allgemein anerkannt, um noch bemerken zu müssen, dass er an Bravour, Sinnigkeit und Anmuth im Vortrage dieser fremden Composition nichts zu wünschen übrig liess, und mit Herrn Sellner auf die würdigste Art um den Kranz rang. Den genussreichen Abend beschloss der köstliche Abschied des Troubadours, Romanze mit abwechselnden Variationen für Pianoforte, Violine und Guitarre, componirt von den Herren Moscheles, Mayseder und Giuliani, und vorgetragen von Mad. Brandstätter, den Herren Moscheles, Wranitzky und Giuliani. Wenn wir bey diesem Stücke die sonst gewohnte Besetzung und Einheit vermissten, so müssen wir doch die vorzügliche Ausführung des Pianoforte und der Guitarre dankbarst erwähnen.