23 June 1819

Ignaz Moscheles’ Second Vocal and Instrumental Concert

 

Graz: Ständischen Rittersaale

Programme

Part I  
Overture, Fidelio (arranged  by Moscheles) Beethoven
Piano RondoMr. MoschelesMoscheles
AriaMrs. von KalchbergS. Mayer
Declamation, ‘Die Frühlingsfeyer’Prof. Schneller; Free Piano Fantasia Accomp.: Mr. MoschelesKlopstock
From Démophon:
Chorus in E flat minor
ChoirVogel
Part II  
Overture Lannoy
Piano Variations on an Austrian National Melody [Op.42]Mr. MoschelesMoscheles
From Armida: DuetMrs. von Kalchberg, Mr. CornetRossini
Free Piano FantasiaMr. Moscheles 
Principal Vocalists: Mrs. von Kalchberg; Mr. Cornet, Prof. Schneller
Principal Instrumentalists: Mr. Moscheles

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Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt (June 5, 1819): 268.

Unser geschätzte Tonsetzer und Virtuose auf dem Pianoforte, Ignatz Moscheles, hat eine Kunstreise nach Grätz unternommen; sein großes Verdienst wird, hoffen wir, dort eben so gewürdigt werden, als es hier allgemein anerkannt und geachtet ist.

Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat (June 23, 1819): 401.

…. Herr Moscheles wird dem Vernehmen zufolge, am 17. Juny im ständ. Theater das zweyte Concert geben und sicherlich so viele Zuhörer haben, als es der Raum erlaubt.                        

Anselm.

Reviews

Wiener allgemeine Theaterzeitung. Ein Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens (July 3, 1819): 316.

Herr Moscheles in Grätz.

Am 23. Junn gab Hr. Ignaz Moscheles im ständischen Rittersaal zu Grätz ein großes Vokal-und Instrumental-Concert. Man spricht mancherley, warum er das Concert nicht im Theater gegeben habe. Soll es wahr seyn, daß man ihm Hindernisse legte, es daselbst auszuführen? Man müßte für die Tonkunst nicht eine Fiber von Empfindung haben, um einen so gefeyerten Pianofortespieler und Tonsetzer, wie Hr. Moscheles, nicht mit aller Gefälligkeit zu empfangen, und der Spekulationsheist würde zu einem abscheulichen Gespenste werden, der die Kunst um einen Spottpreis in Pacht nehmen möchte, um mit ihr unedle Geldmäckeley zu treiben! Solche Gerüchte bringen eine üble Stimmung in das Publikum, und wenn es hört daß man ihm absichtlich Kunstgenüsse durch kleinstädterische Reckerenen entziehen, wollte, wird es auf manche, eben nicht wünschenswerte, Weise seinen Unwillen an Tag legen, und auch auswärtige Künstler würden nie einen Ort besuchen, wo sie, wegen den gemeinen Interessen etlicher, Schwierigkeit, ihre Talente zu zeigen, zu befürchten hätten.—Die vorzüglichsten Stücke des Concertes waren die bekannte glühende Ouverture aus »Fidelio,« von Beethoven; ein Duett von Rossini, vom Fräulein R. und unsern beliebten Tenorsänger, Hr. Cornet, mehr, als lobenswerth, vorgetragen. Ferner hörten wir eine Ouverture von Lannoy, in der sich ein guter Satz, aber wenig Originalität zeigte; dann einen Chor aus »Demophon,« von Vogel, in welchem manche kräftige Baßstime sich hervorthat. Hierauf deklamirte Hr. S. eine Klopfstock’sche Ode: »Die Frühlingsfeyer,« mit aller möglichen Wärme. Seit dem wir aber das Glück hatten, den anwesenden, in ganz Deutschalnd rühmlich bekannten Schriftsteller, Werner, in einer geistlichen Rede zu hören, wissen wir erst, wie heilige Gegenstände würdig vorgetragen werden sollen. Werner würde die so bedeudenten Worte: »Und wer bin ich?« mit wenigerem Stolze gesprochen haben. Hr. Moscheles, der den Empfindungen des Gedichtes mit seelenvollen Akkorden folgte, erntete sowohl dadurch, als durch ein von ihm componirter und vorgetragenes Rondo brillant, und die erstaunenswerthe Lösung aller Schwierigkeiten des Fortepiano’s im sehr ansprechenden Variationen, ungetheilten Beyfall. Aber der schönste Genuß war uns zum Schluß aufbehalten. Hr. Moscheles phantasirte. Hier löschte die Kritik ihr Fackel aus, und die ganze Seele ließ sich von den bezaubernden Melodien fortziehen in höhere Sphären, wo man in reinen Gefühlen, ohne sie in glänzende Worte hüllend zu verfälschen, süß fortträumt. Möge Hr. Moscheles in dem ungewöhnlich zahlreichen Besuche seines Concertes, bey dem der hiesige Musikverein mitzuwirken so gefällig war, die Anerkennung seiner Künstlerwürde vollkommen wahrgenommen haben.

Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat (July 7, 1819): 432-434.

Zweytes Concert des Herrn Moscheles in Grätz.

Gleich Anfangs schon legte die hiesige Theater-Direction ihre Engherzigkeit und gänzliche Unbekanntschaft mit ihrem wahren Vortheile dadurch an den Tag dass sie, leere Häuser (ihr gewöhnlichesLoos) vor und nach dem Concerte befürchtend, Herrn Moscheles in keinem Falle eine Einnahme gestatten wollte, obgleich derselbe auch für sie zu spielen sich erboth. Die Direction blieb dabey, dass sie mit dem Künstler gemeinschaftliche Sache machen, und mit ihm vereint durch neue Stücke und Musik drey Abende ausfüllen wolle. Herr M. fand zwar die Bedingung sehr hart, beschloss jedoch, da für den Augenblickkein Ausweg blieb, es einmahl zu versuchen, worauf dann das in Nro. 50 dieser Blätter schon referirte Concert Statt fand. Da jedoch die Einnahme mit dem vollem Hause keinesweges in Verhältniss stand und mehrere seiner besondern Gönner in den Künstler drangen, für sich allein etwas zu geben, so machte Herr M. der Direction neuerdings den Antrag, ein zweytes Concert für sich selbst, dann ein drittes für die Unternehmung zu veranstalten; die Directoren begehrten aber den zweyten Abend für sich, und wollten dem Virtuosen nur den dritten einräumen. Herr M. liess sich sogar zu letzterem herbey, wenn ihm dafür nur eine gewiss sehr mässige Entschädigung würde, aber auch diese verweigerte man. Dieses Benehmen empörten endlich den Künstler, den Musikverein, der ihm im mer freundlich zur Seite stand und die ganze Stadt, als sie es erfuhr. Der Hass fachte die Liebe zur hellen Flamme an, der edelmüthige Verein, für Steyermarks Ehre besorgt, both alle Kräfte auf, das Publicum nahm lebhaften Antheil und trotz aller hämischen und zum Theile kleinlichen von den Gegnern gespielten Ränke wurde bey übervollem Hause und vor einem sehr gewählten Auditorium im ständischen Rittersaale das zweyte und letzte Concert des Herrn M. am 23. Juny gegeben. Die Wahl der Stücke war vorzüglich. Den Anfang machte die Ouverture zu Fidelio von Beethoven. Sie wurde gut gegeben. Hierauf trug Herr Moscheles ein Rondo brillant von seiner Composition vor. Das mit lieblichen Melodien und frappanter Harmonie reich ausgestattete Tonstück gefiel sehr, besonders bey dem überaus glänzenden, pikanten und ausdrucksvollen Vortrag des Concertgebers. Fräul. C. von K. sang eine Arie von Simon Mayer; ihr schömes Organ drang zum Herzen der Zuhörer, und riss sie zu lautem Beyfalle hin. Professor Schneller sprach Klopstock’s Frühlingsfeyer, von Moscheles in einer improvisirten Phantasie begleitet, und diess herrliche Gedicht gewann dadurch mehr Bedeutung, trug auf den Flügeln der Töne die Herzen zur Allmacht empor. Der bekannte Männerchor (Es-moll) aus Vogels Demophon*), ein Lieblingsstück unseres kunstsinnigen Publicums, schloss, energisch vorgetragen, die erste Abtheilung. Die zweyte begann mit einer Ouverture von Lannoy, die unter seinen übrigen schätzbaren Compositionen sowohl, was effectvolle Instrumentirung, als Grösse der Ideen betrifft, einen vorzüglichen Platz einnimmt; sie wurde sehr brav executirt. Hierauf spielte Herr M. seine Variationen über eine österreichische Nationalmelodie unter rauschendem Beyfalle und zeichnet sich wiederholt als geschmackvoller Tonsetzer und Virtuose von ersten Range aus. Ein Duett aus Armida von Rossini (den man mit Recht einen musikalischen Kotzebuc nennen könnte, da er uns Deutsche statt an dem Norden an die erschlaffende Weichheit des glühenden Südens ketten, und unsere musikalischen urnübungen abbringen will) wurde von Fräulc. v. K. und Herrn Cornet mit seltenem Eifer vorgetragen, und gefiel sehr. Zum Schlusse Phantasirte der Concertgeber auf dem Pianoforte. Richtige Ausführung der Ideen, frappante Modulationen, herzergreifende Melodie und tiefe Kunst beurkundende Harmonie, bezauberten die Zuhörer, die am Ende in lauten Beyfall ausbrachen, und dem Künstler huldigten. Ein trefflicher Jüngling sagte bey dieser Gelegen: wenn jeder Ton, den M. spielte, ein Wort und jeder Accord, den er griff, ein Vers würde, welch eines schönen Gedichtes dürfte sich die Welt erfreuen!

Dieser Abend bleibt uns unvergesslich und der hiesige Musikverein, ohne dessen edle Mitwirkung wir Herrn Moscheles nicht mehr gehört hätten, erwarb sich neue, grosse Verdienste um das Vergnügen unseres Publicums.

*) Dieser heisterhafte Chor gebört zu Mehuls Hadrian, und wurde in die genannte Oper nur eingelegt.

Anmerkung der Redaction.

Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt (July 29, 1819): 360.

Grätz (Schreiben an den Redacteur.)…Hr. Cornet hat gegen den Willen der Direction in Moscheles zweytem Concerte gesungen, und ist von dem, von den Verhältnissen unter richteten Publicum mit stürmischem Beyfall empfangen worden; dieß nun ist sein großes Verbrechen, wofür er vor dem ganzen Publicum gebrandmarkt werden soll!

…R. R.

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (July 31, 1819): 747-748.

Moscheles zu Grätz. Für die Landschaften Unseres Kaiserthums ist es lehrreich, wenn die gröstten Meister der Hauptstadt sie besuchen, weil man dann allgemeiner den wahren Standpunkt der Künste bemerkt, ein höheres Bild sich selbst entwirft, und zu weiterm Fortschritt sich ermuthigt. Daher war den vielen Freunden des Forte-Piano‘ s in Grätz die Erscheinung des Herrn Moscheles sehr erwünscht, da der Ruf von ihm als einem der sieghaftesten Überwinder von Schwierigkeiten, und als einem der geschmackvollsten Spieler des Schweren vor, aus gingen, Schoberlechner, Pixis, Hummel hatte man nach einander gehört; desto begieriger waren alle Freunde der Tonkunst, die Übereinstimmung  oder Verschiedenheit derselben gegen Moscheles zu beurtheilen.

…Der Musikverein, welcher an Graf Szapary einen hochherzigen und gebildeten Gönner als Oberhaupt hat, unterstützte den fremden Künstler mit jener Gastfreundlichkeit, welche unsere deutschen Vorältern, besonders in Gebirgslanden, so sehr auszeichnete und schmückte.

Mehrere Treffliche haben den Geschmack von Grätz in dem letzten halben Menschenalter, seit fünfzehn Jahren, so gehoben, daß man ein Konzert für unvollständig halten würde, worin nicht wenigstens Ein Stück von Beethoven erschiene. Dießmahl führte der Musikverein die kraftvolle und liebliche Ouvertüre von Fidelio mit voller Würde aus.

Eine Symphonie von Lannoy machte grasten Eindruck; sie rechtfertigt durch ihren Gang und Gehalt die schönen Erwartungen von diesem liebenswürdigen Kavalier, dessen vielseitige Talente für die Tonkunst vereint ihm auch in Wien jene Achtung sichern, welche er in Grätz so allgemein besatz.

Fräulein von gewann mit ihrer reinen Stimme und richtigen Vortrag einer Arie den gewohnten Beyfall; dann sang sie mit dem sehr beliebten Tenoristen Cornett, ein Duett aus Rossini’s Armida. Der wirklich glückliche und liebliche Einfall bey Ah! che quest‘ anima, sammt Durchführung, mag mit der Wiener musikalischen Zeitung Kotzebue’sch genannt werden, doch passen diese lieblichen, aber tändelnden Klänge keineswegs zu dem Ganzen jener ernsteren und tieferen Empfindung. Doch daran denken die Zuhörer nicht, wenn sie zwey so schön zusammenstimmende Wesen hören.

Herr Professor Schneller trug die Früblingsfeyer von Klopstock mit Begleitung von Moscheles vor. Ein Kenner schrieb in dem Aufmerksamen zu Grätz: Der Vortrag habe allgemeine Begeisterung erweckt. Ein noch Aufmerksamerer schrieb in der Theater-Zeitung zu Wien: Der Deklamator habe das Gedicht mit aller möglichen Wärme gegeben, aber das Wort: Werbinich? zu stolz gesagt. Überhaupt müsse man über den Vortrag solcher geistlichen Stellen den jetzt hier anwesenden Dichter, Zacharias Werner, zum Muster nehmen.

Sey es! Aber Klopslock sagt: »Wer bin ich? Hallelujah dem Schaffenden! Mehr, wie die Erden, die quollen! Mehr wie die Nebengestirne, die aus Strablen zusammenströmten!” Vielleicht ist, so lange die Welt steht, kein stolzeres Wort aus dem Munde eines Menschen gekommen. Herr Werner halt seine Vorträge zu Maria Trost in einem monastischen Style, welcher alle Deklamation und Aktion nach römischen und griechischen Vorbildern als profan verschmäht, aber die altdeutschen Formen in Sprache und Haltung etwa aus den Zeiten Albrecht Durer’s anwendet. Demuth und Demüthigung sind die zwey herrschenden Empfindungen. Verachtung feiner Selbst und der Welt steht überall oben an. Das Ganze ist mystisch, denn das dunkle Gefühl soll mehr gelten als der klare Verstand. Das Ganze ist pietistisch, denn das Hinbrüten in sich selbst ist die Regel, von welcher das werkthätige Eingreifen in’s Erdenleben nur eine Ausnahme bildet. Von allen diesen ist in dem echt protestantischen Klopstock keine Spur. Beym Vortrage desselben dürfte man Werner’s nicht zum Muster nehmen. Obwohl sich gegen diese Manier im Allgemeinen vieles sagen läßt, so zeigt sie doch im Einzelnen unverkennbar den Verfasser der Söhne des Thales.

Wiener allgemeine Theaterzeitung. Ein Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens (September 9, 1819): 431-432.

Folgendes ist der Redaktion dieser Zeitung von der Theaterdirektion in Grätz zur Einrückung zugesendet worden.

Wenn die Theaterdirektion zu Gräß über die öffentlichen Schilderungen jener Vorgänge, die das Concert des Hrn. Moscheles herbeyführte, bisher gänzlich schwieg, so geschah es blos, weil das hiesige Publikum ohnehin in wahrer, unentstellter Kenntniß der damahls Statt gefundenen Mißverständnisse ist, und weit überhaupt solche hämische Angrisse immer das Gepräge der Verläumdung und des Versuches, sein Mütchen im hinterhalte zu kühlen, hinlänglich an sich tragen; sobald sie, so wie hier, unter die vielbeliebte Anonymität sich verkriechen, und übrigens durch Stillschweigen am besten verachtet werden können.—

Indessen wiederhohlen sich die leidenschaftlichen Beziehungen darauf unter so vielen Gestalten, daß der Gefertigte nicht umhin kann, einige Worte darüber zu verlieren. In welchem Lande müßte man geboren seyn, um nicht für Hrn. Moscheles Kunst mit Enthusiasmus erfüllt zu werden?—Das dieser Bekenntniß der hiesigen Direktion keine Tirade seyn, bewies sie thätig dadurch, daß sie sich beeilte, gleich bey Hrn. Moscheles Ankunft einen Vertrag für gemeinschaftliche Concert in Theater mit ihm abzuschließen Musikvereins ersuchte, dabey mitzuwirken, obgleich der Verein eine öffentlich Mitwirkung auf der Bühne aus dem Grunde ungern zusagte, weil der genommene Entschluß, keine Concert auf der Bühne selbst zu geben, die Hrn. Stände allein bewogen hatte, ihren Saal dafür zu bewilligen.

…Nachdem das zweyte Concert, vermög früherer Uebereinkunst, schon auf allen Repertoirs angesagt war, trat Hr. Moscheles mit neuen Vortschlägen auf, welche die Direktion verwarf, weil auch die gefenerteste Kunst nicht privilegiren kann, rechtlich abgeschlossene Verträge nach Willkühr, Laune oder Interesse zu brechen, oder zu ändern.— —

In dem Blatte der allgemeinen musikalischen Zeitung Nr. 54 ist zu lesen Zeite 15: »Da jedoch die Einnahme mit dem vollen Hause keineswegs im Verhältniß stand« zc. zc.—hier ist eine offenbare Hinwerkung auf einen Statt gefundenen Vertrug, der an den Künstler verübt worden seyn sollte!! Obwohl diese freche Beschuldigung gar keine Widerlegung verdient, so bemerke ich doch, daß, wenn an und für sich die bey allen Theatern bestehende Manipulation, durch den Cassie, controllirenden Theatersekretär, Billeteurs [*], die Möglickeit der kleinsten Veeinträchtigung von selbst widerlegt, doch dadurch klar wird, welch edle Mittel der unbekannte Verfasser dieses Auffaßes anwendet, nicht um der Sache des Hrn. Moscheles einen Dienst zu erweisen, sondern allein seiner Leidenschaft ein Fest zu geben!—

In dem Blatte des Sammlers Nr. 90 steht serner: »Herr Cornet hat gegen den Willen der Direktion in Moscheles zweytem Concert gesungen« zc. Ohne diesem Kämpfer für Hrn. Cornets hübsche Stimme weiter widerlegen zu wollen, muß ich das Gesagte doch für eine offenbare Unwahrheit erklären. Der in unserm Engagement befinsliche Sänger, Hr. Cornet, fang weder für gut, uns von seinem Mitwirken dabey zu verständigen, noch weinger darum zu ersuchen; dennoch wurde ihm nicht die mindeste Bemerkung über eine, mit dem allergelindesten Nahmen belegte, Vernachlässigung gegen die Direktion gemacht, und würde auch jeßt nicht bemerktwerden, wenn diesefallsche Anführung nicht einer ernsten Rüge bedürfte. Einer der eben so unbestechbaren als strengen Richter, die im Plutos Reiche ohn Freybilleten aus- und eingehen, saft gleich im Eingange des Blattes Nr. 90: »Es herrscht ein gewisser Kleinigkeitsgeist, der nicht Gures gedeihen läßtl eine Dekonomie, die wohl einen härtern Nahmen verdientem, und einige Begünstigung einiger Mitglieder auf Kosten anderen, welche den Esprit du Corps (zu deutsch: Gemeingeist) eben nicht anfachen wird.« Wenn dieser Hr. Rezent damit meint, einen Geist selbst für Kleinigkeiten, so mag er recht haben, da vorther von gar keinem Geiste, weder der Ordnung noch der Darstellung, die Rede war, und diese Bühne in einem solchen zerrütteten Zustande übernommen wurde, daß die gangbarsten, bereits gegebenen Stücke, als  »Sappho, « »Leben ein Traum,« »Schachmaschine« zc. erst von Wien aus mussten verschrieben, um zur Darstellung gebracht zu werden. Wenn er von einer Dekonomie spricht, die einen härtern Nahmen verdientm, so frage ich, in was sich denn dieselbe auspricht? Vielleicht in den so vielen glänzdenen, kostspieligen neuen Anschaffungen im Hause selbst? Oder an Möblirung, Dekorationen und Werseßtücken, besonders aber an neuer Garderobe, die fast für jede Oper und jedes Stück von Bedeutung nachgeschafft wurde? Oder etwa darin, daß man bey allen Mitgliedern das suum cuique mit aller Pünktlichkeit beachtet? Was endlich die Begünstigung einiger Mitglieder auf Kosten anderer betrifft, so ist dieses wahr, und non uns nothwendig erachtet, Mitglieder, die durch Kunst und Fleiß sich die Gunst des Publikums bereits erwarben, und die Bemühungen der Direktion mit Anhänglichkeit und Eiser unterstüßen, vor jenen zu erheben, die inconsequent genug öffentlich Parten gegen sie nehmen.—

Lob und Tadel muß ja seyn! Das erste ermuntert uns zum Streben nach dem schweren Ziele, der leßtere, wenn er gegründet ist, findet uns zum Aendern und Verbessern bereit—gleichviel, von wem bendes kömmt—allein die obskuren Verfasser solcher hämischer Versuche, den Kredit der Unternehmung auf jede Art zu schmätern, werde ich so lange als Verläumder erklären, bis sie gleich mit die Auffàße mit ihren Nahmen unterzeichnen. Gräß, am 20. August 1819. Freyherr von Born

Freyherr von Born.