21 January 1817

Ignaz Moscheles’ Benefit Concert for the Local Poor Institutions

Prague

↓Programme 

AriaMme GrünbaumNiccolini
Free Piano FantasiaMr. Moscheles 
Grand Piano Variations on a Military March
with Orch. Accomp. (Alexander Variations)
Mr. MoschelesMoscheles
Piano Concerto No.5 in E-flat major:Mr. MoschelesSteibelt
     III) La chasse. Rondo vivace  
Piano PieceMr. MoschelesField
Piano Polonaise in E flat majorMr. MoschelesMoscheles
Violin PolonaiseMr. BockletPolledro
Principal Vocalists: Mme Grünbaum
Principal Instrumentalists: Messrs. Bocklet, Moscheles
Conductor: Mr.  Friedrich Dionys Weber
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Note: The Piano Polonaise was later added as the third movement ‘Allegretto. Tempo di polacca’ Moscheles’ Piano Concerto No.2 in E flat major.

Income: 2400 Gulden

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Charlotte: ‚In diesem Jahre [1816] spinnt sich unser Künstlerleben in der Hauptsache, wenige Unterbrechungen abgerechnet, in der geschilderten Weise thätig und heiter fort. Zu diesen Unterbrechungen gehört zunächst eine Reise nach seiner Vaterstadt Prag, wo er glänzend aufgenommen wird und ein Concert für die Armen giebt, das eine Einnahme von 2400 Gulden liefert‘.[AML I, 24.]

[Charlotte got the dates wrong. According to the reviews Moscheles travelled to Prague in 1817 and not in 1816. At the beginning of 1816 Moscheles was in Vienna.]

Charlotte: ‚Während seine hohen Gönner und Gönnerinnen in Wien nichtsdestoweniger alles in Bewegung setzten, um ihm eine grössere Kunstreise zu ermöglichen und alle entgegenstehenden Hindernisse aus dem Wege zu räumen, folgte er vorläufig einer Einladung nach Prag, wo er ein fröhliches Wiedersehen mit den Seinen feierte‘. [AML I, 26.]

Charlotte: ‘He had to play to his truly respected teacher, Dionys Weber, to artists and friends, one and all of whom were surprised and delighted with his progress. Every family which had known him as a boy, and set hopeful store on his future, gave him a hearty reception. Success followed success; merry adventures and pleasant excursions are recorded’. [RMM, 16.]


Wilhelm Joseph von Wasielewski Correspondence

Concerte

….

1817. 14. Januar Concert-Pol[onaise] in Es [-Dur], op. 59.

21. – Concertstücke von Field u[nd] Stei-

belt nebst meinen Alexander-Var[iato-

nen].

[Renate Federhofer-Königs, ed., Wilhelm Joseph von Wasielewski (1822-1896) im Spiegel seiner Korrespondenz. (Tutzing: Hans Schneider, 1975), 197.]

Review

Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt (February 24, 1817): 96.

…Die zweyte Kunstaustellung gab Herr Moscheles zum Besten der hiesigen Armenanstalten, und verschaffte diesen dadurch eine sehr ergiebige Unterstützung, indem die reine Einnahme nahe an 2400 fl. betrug. Diese Akademie gewann dießmahl noch mehr an Interesse durch die vortrefflichen Tonstücke, deren Ausführung durch die Zöglinge des Conservatoriums der Musik unter der meisterhaften Leitung ihres würdigen Directors, Herrn F. D. Weber, allgemeine Bewunderung und Freude erregte. Herr Moscheles spielte dießmahl zwey Sätze eines Concerts von Field, dessen große und ununterbrochene Schwierigkeiten er mit einer so präcisen Zartheit und Reinheit überwand, als man es nur wünschen mochte; an diese Sätze fügte er das beliebte Rondo La Chasse, von Steibelt, welches er in einer ihm eigenen Manier vortrug.

Nach einer Arie von Nicolini, worin Mad. Grünbaum, welche auch sein erstes Concert durch eine große Arie verziert hatte, gleichsam begeistert, den ganzen Reichthum ihres geschmack vollen Kunstschmuckes entfaltete, folgten auf vielfaches Verlangen noch einmahl die in ihrer Art so schönen und wohlgelungenen Variationen über den Alexandermarsch, welche dießmahl durch die er höhte Kraft des Spielers, und richtiges, gleich einem mechanischen Kunstwerk eingreifendes Accompagnement noch größern Beyfall als das erste Mahl ernteten. Unser schon mehrmahls rühmlich erwähnter jugendlicher Tonkünstler, Carl Maria von Bocklet, trug zum Glanz dieser gelungenen Kunstausstellung durch eine Polonaise von Polledro das Seinige rühmlichst bey. Dieses schöne und gewiß schwierige Tonstück wurde von dem jungen Violinspieler mit einer solchen Pünktlichkeit, Nettigkeit und Mannigfaltig keit des Bogens in einem so feurigen Zeitmaße vorgetragen, daß man sich überreden mußte, nicht den Knaben im Übergang zum Jünglingsalter, sondern den Mann zu hören. (Wir freuen uns recht sehr, daß er in kurzem seine erste Kunstreise nach der Kaiserstadt unternehmen wird, um auch dort darzuthun, zu welchen schönen Hoffnungen für das reifere Alter sein Talent berechtigt, und wie unser kunstliebendes Vaterland nicht aufhört, Bluten und Früchte hervorzubringen. Den Schluß machte auch dießmahl eine freye Phantasie auf dem Pianoforte, die uns ein neues Recht gab, zu behaupten, daß Herr Moscheles unter die ausgezeichnetesten Clavierspieler unserer Zeit gehöre; mit einer Schnelligkeit, welcher zu folgen zuweilen das geübteste Auge und Ohr Mühe haben, verbindet er die höchste Reinheit und Zartheit, und die schwierigsten Stellen erscheinen unter seinen Fingern leicht und gleichsam hingeworfen. Seine Phantasie ist feurig und frey von Monotonie, seine Modulation überraschend und doch gründlich, seine Passagen modern, kühn und angenehm. Hieraus folgt das Resultat, daß Böhmen in ihm sich wieder eines bedeutenden Mannes in der Tonkunst rühmen kann, und auch hier dem würdigen Herrn Director Weber Dank schuldig sey, der in frühern Jahren das vortreffliche Talent des jungen Künstlers nach den Grundsätzen der wahren und schönen Kunstentwickelt und gleichsam den Grund zu dem gelegt hat, was durch fortgesetztes Studium aus ihm geworden ist.