8 November 1824

Mme Theresia Grünbaum’s Concert

Berlin

Programme

Grand Piano Variations on a Military March
with Orch. Accomp. (Alexander Variations)
Mr. MoschelesMoscheles
From Armida: Recit. and DuetMme Grünbaum, Mr. StümerRossini
From Bianca e Falliero: AriaMme GrünbaumRossini
From Torvaldo e Dorliska: VariationsMme GrünbaumRossini
Violin AdagioMr. EbnerMayseder
Violin PolonaiseMr. EbnerRode
Principal Vocalists: Mme Grünbaum; Mr. Stümer
Principal Instrumentalists: Messrs. Ebner, Moscheles

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Reviews

Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens (November 30, 1824): 574-575.

Correspondenz-Nachrichten

Aus Berlin.

Nachdem Mad. Grünbaum sich uns in den dramatischen Werken Mozart’s, Spontini’s und anderer Meister als denkende und ergreifende fcenische Künstlerinn erwiesen hat, both sie in ihrem Concerte, am 8. November, alles auf, was die vielseitige Kunst vermag, um vor ihren zahlreichen Zuhörern ihren ganzen Reichthum zu entfallen. Wenn wir sagten, sie both Alles auf, so hätten wir uns besser ausdrücken sollen, denn eine solche Herrscherinn darf das, was ihr im Reich der Töne gehorcht nicht erst aufbiethen, es stellt sich alles freudig von selbst und thut seine Pflicht. Was diese Künstlerinn unternimmt, gelingt ihr, und wenn man, wie sie, Rossini’s und Fioravanti’s Rosinen, und Mozart’s und Spontini’s Heronien, gleich ausgezeichnet gibt, so umsaßt man ziemlich die Extreme.

Im heutigen Concert galt es das Ohr mit Allem zu erfreuen und zu kitzeln, was aus des Güdens würzig-lauer Lust herüberschuselt, und hier gibt es keine Läufe, Koloraturen, Figuren, Solveggien, Mordanten, Trillo’s; kein Rinforzando, Mancando, Smorzando u. s. w., kurz keine der zierlichsten und seinsten aller Nüancen des vollendetsten Concerts-Styls, welche unser Virtuosinn nicht aus dem reichen Füllhorn ihrer lieblichen Reble gespendet hätte. Aber überall war auch tiefer, inniger Ausruck der Träger, der Hintergrund, des Gefanges, ohne welchen das reiche Gemähide emig arm und leer erscheinen würde.

So erhielten dann auch die bekannte Guirlanden-Arie, aus Rossini’s „Bianca und Falliero,“ und die zum Schluß gesungen brillanten Variationen, einen noch höhern Werth.

Das Duett aus Rossini’s „Armide“ hat schon einen innern, es gehört mit zu dieses Componisten gelungensten Stücken und schwerlich läßt es sich mit mehr Einheit vortragen, als von der Concertgeberinn und Hrn. Stümergeschah. Hier war die höchste Uebereinstimmung und Discretion und das zarteste Werschmeizen zweyer, echt künstlerischen Erzeugnisse zu Einem Guß!

Außerdem hatte nun noch H. J. Moscheles, dieser berühmte Clavierspieler, die Galanterie in diesem Concert zuerst öffentlich zu spielen.

Wer sein Spiel noch nicht kennt, der muß es hören und sehen, um den rechten Begriff von Kunst und Mechanik zugleich zu bekommen, denn dies Spiel ist eben so wenig zu schlidern als das Kalkbrenner’sche.

Die Natur hat Hrn. Moscheles durch eine lang gestreckte Hand und einen schlanken Bau in die Hand gearbeitet, aber was Fleiß, Sinn und Seele hinzugeithan, läßt nur bewundernd hören.

Der Anschlag hat eine wirklich wunderbare Elasticität und die Fertigkeit, Sicherheit und Kraft des Künstlers spielt mit allem, was wir gewohnt sind schwierig zu nennen, wie mit Federballen. Er trug eine von seinen vielen gehaltvollen Compositionen, Variationen über den Alexandermarsch, mit Begleitung des Orchesters, unter dem enthusiastischen Beyfalle der Zuhörer vor, und die Ueberraschung welcselte angenehm zwischen den geistvollen Intentionen des Componisten und der glänzenden Ausführung des Spielers.

In seinem eignen Concert haben wir einen noch größern Genuß, nahmentlich auch in mehreren neunen Compositionen des Meisters, zu erwarten.

Nicht unerwähnt bleibe des Verdienst unsers jungen Carl Ebner, Schülers des H. Möser, der ein Adagio von Rode und Polonaise von Mayseder mit großer Fertigkeit und Gediegenheit, ja Kühnheit, vortrug und so seinen still fortschreitenden Fließ bewährte.

Allgemeine musikalische Zeitung (December 23, 1824): 860.

Den 8ten gab die schon erwähnte Mad. Grünbaum Concert, und entzückte alle Verehrer ihres meisterhaften Gesanges, durch den Vortrag der Scene und Arie aus Rossinis Oper Bianca e Falliero (in Italien unter dem Namen Guirlandenarie bekannt), eines Recitativs und Arie aus der Rossinischen Oper Torvaldo e Dorliska, Variationen und mit Hrn. Stümer eines Recitativs und Duetts aus Rossini’s Armida. Zuerst hörten wir auch in diesem Concerte Hrn. Ignaz Moscheles, Kammervirtuosen des Fürsten Paul Esterhazy, der seine Variationen über den Alexandermarsch auf dem Pianoforte mit Begleitung des Orchesters vortrug