10 October 1823

Ignaz Moscheles’ Concert

 

Munich: Königliche Hof- und Nationaltheater

Time: Evening, Seven o’Clock

Tickets: Ground floor, 48 Kreuzer.; Gallery, 30 Kreuzer., Boxes available

Programme

Part I  
Overture Cherubini
Piano Concerto No.4 in E major  Mr. Moscheles  Moscheles
AriaMr. Mittermayk 
Violin FantasiaMr. MoliqueMolique
Part II  
Grand Piano Variations on a Military March
with Orch. Accomp. (Alexander Variations)
Mr. MoschelesMoscheles
From Der Freischütz: AriaMiss SchechnerWeber
Flute VariationsMr. BöhmDrouet
Free Piano Fantasia incl. a March from
Rossini’s Mosè in Egitto
Mr. Moscheles 
Principal Vocalists: Miss Schechner; Mr. Mittermayk
Principal Instrumentalists: Messrs. Böhm, Molique, Moscheles

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Moscheles: Kaum eingetreten, trat der König mit der Frage an mich heran, ob ich mein eigenes Konzert nicht verschieben könne? der Hof möchte es besuchen, müsste aber an dem von mir gewählten Abend eine Gala-Soirée beim französischen Gesandten mitmachen. Natürlich überließ ich dem König die Wahl eines Abends, und er bestimmte den 10. October. [AML I, 81.]

Charlotte: …[Moscheles] had the satisfaction of seeing the royal party at his own concert on the l0th. [RMM, 57.]

Letter: Adam Liszt to Carl Czerny

Augsburg, 2 November 1823.

Wir sing am 26. September Abends glücklich in München eingetrofen, und den 28. October von da abgereist. Der Urlache unseres so langen hierseyn war erstens daß Herr Moscheles schon fruher als wir hier ankam, zweitens das eingetreitente sehr glänzend gefeyerte October-fest, und drittens weil Moscheles sein Concert verzögerte. Mit welchem Beyfall leßterer aufgenohmen wurde, mag Ihnen die Beylage lehren….Moscheles hat seinen Ruhm in München überlebt, und man spricht nicht mit gehöriger Achtung von ihm. Ich meines Theils muß sagen, daß er seyn Conzert undbertreslich spielte die Phantasie war aber leer und ich kann es gar seine Phantasie nennen. Besonders hat er auch die Achtung verloren, weil er deppletes Entrée machte.

[Mara La, Classisches und Romantisches aus der Tonwel (Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1892), 235-237.]

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Playbill

[The following is not the exact format of the playbill]

Königliches Hof-Theater an der Residenz

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Mit allergnädigster Erlaubniß

wird

Morgen Freytag den 10. Oktober 1825

J. Moscheles

auf seiner Durchreise von England

bey beleuchtetem Hause

ein großes

Vokal- und Instrumental-Konzert

zu geben die Ehre haben.

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Erste Abtheilung.

Ouvertüre von Cherubini,
Neues Piano-Forte Konzert (in Edur), komponirt und vorgetragen vonJ. Moscheles.
Arie, gesungen von              .            .            .            .            .            .Hrn. Mittermayt.
Phantasie für die Violine, komponirt und vorgetragen von     .            .Hrn. Molique.

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Zweyte Abtheilung.

(Auf Verlangen) Variationen über den Alexander-Marsch, komponirt
     und vorgetragen von       .            .            .            .            .            .
J. Moscheles. 
Arie aus der Oper: Der Freyschütze, gesungen von   .            .            .Dlle. Schechner.
Variationen für die Flöte, von Drouet, vorgetragen von         .            .Hrn. Böhm
Freye Phantasie auf dem Piano-Forte, von    .            .            .            .J. Moscheles.
Preise der Plätze:
Eine Loge auf 7 Personen im 1ten und 2ten Rang16fl.kr.
Ein Logenplaß im 1ten und 2ten Rang      .         .2fl.24kr.
Eine Loge auf 7 Personen im 3ten Rang   .         .14fl.kr.
Ein Logenplaß im 3ten Rang .         .         .         .2fl.kr.
Eine Loge auf 7 Personen im 4ten Rang   .         .11fl.kr.
Ein Logenplaß im 4ten Rang .         .         .         .1fl.36kr.
Ein gesperrter Siß im Parterre         .         .         .2fl.kr.
Parterre    .         .         .         .         .         .         .         .fl.48kr.
Gallerie     .         .         .         .         .         .         .        fl.30kr.

Der Anfang ist um halb 7 Uhr, das Ende gegen 9 Uhr.

Auf die gefälligen Bestellungen der Titl. Logen-Abonnenten wird bis Freytag den 10. Vormittags bis 10 Uhr im Königl. Hoftheater Nro. 3. gewartet, dann aber wie gewöhnlich über diejenigen Logen, welche nicht ganz beybehalten worden sind, disponirt.

[Bayerische Staatsbibliothek]

Reviews

Eos, Zeitschrift zur Erheiterung und Belehrung (October 18, 1823): 688.

Konzert von Moscheles.

[line]

München, den 10. Oktober. 1823.

Der Beyfall, welcher Herrn Moscheles von allen Kennern und Verehrern der Musik schon bey seiner ersten Anwesenheit in München zu Theil ward, und der ausgezeichnete Ruf, der ihm seither auf seiner Rückreise aus Frankreich und England vorangieng, versammelte heute Abend die hiesigen Kunstfreunde in dem k. Postheater an der Residenz, welche, wenn gleich die Preise erhöht waren, sich so zahlreich einfanden, daß das Haus sehr voll, und im Paterre kaum mehr ein Platz zum Stehen übrig war.—Von der Reinheit, Präcision, der wahrhaft virtuosen Fertigkeit des Spiels des Herrn Moscheles etwas zu sagen, ist nicht nötig. Man hörte die beliebten Variationen über den Alexander-Marsch auch diesesmal wieder mit lebhaftem Vergnügen, und zollte den herrlichen Spieler dafür den ungetheitesten Beyfall. Weniger schien die am Schluße vorgetragene freye Phantasie zu gefallen. Es seh damit beynahe aus, als wenn die begeisternde Muse von Hrn. Moscheles für diesen Abend bereits Abschied genommen hätte. Wenigstens waren die eingewebten Variationen über den Marsch aus Rossini’s Moses nichts anderes, als eine förmliche Wiederholung der kurz vorher über den Alexander-Marsch vorgetragenen Weisen und Manieren; und, wenn uns daher diese Variationen hätten vergnügen sollen, so hätte Hr. Moscheles nicht vergessen sollen: »variatio delectat «—Uebrigens verdient dieses Conzert im Ganzen immerhin als ein vorzüglich schönes gerühm zu werden. Daß indessen Hr. Santini dieses mal das Ziel verfehlte, und ein ungeeignetes Burleske des Gesanges uns an diesem Abende vortrug, können wir durchaus nicht billigen. Glücklicher war Dem. Schechner: sowohl in der Wahl der Parthie, indem sie eine der schönsten Scenen aus dem Freyschützen des genialen Webers sang, als auch im Vortrage. Nur hielt sie zuweilen den Ton nicht genug, und war hie und da merkbar zu tief. Inzwischen erntete sie reichlichen Beyfall, der auch einer so dichterischen Stelle, und dieser göttlichen Musik, nie fehlen wird.—Und, höre ich fragen, von den Leistungen des Hrn. Molique, und des Hrn. Böhm, wird kein Wort gesagt?—Nur Geduld!—Wir reden auch von den Leistungen dieser Meister; wir brauchen aber hierüber nur Ein Wort zu sagen, und das ist: Das Beste—zu letzt!—

Oesterreichischer Beobachter (October 20, 1823): 1332.

Hr. Moscheles, welcher die Ehre harte, sich während der Anwesenheit des Kronprinzen zwei Mal vor dem Hofe zu Nymphenburg hören zu lassen, und dessen am 10. v. M. im königlichen Hoftheater an der Residenz Statt gefundenes Concert Ihre königlichen Majestäten von Baiern gleichfalls mit Ihrer Gegenwart beehrten, har von Sr. Majestät dem Könige einen kostbaren Ring zum Geschenk erhalten.

Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens (November 22, 1823): 560.

Aus München. Oktober 1823.

….—Am 10. Oktober gab Hr. Moscheles sein seit langer Zeit angekündigtes Concert. Nicht mit Anrecht wollte ein großer Theil des Publikums es ausfallend finden, daß der Concertgeber erstens schon lange von dem Concerte die Preiserhöhung bekannt machte, und auf den Anschlagzetteln stets mit großen Buchstaben zu lesen war, „bey seiner Durchreise von London nach Wien.“ Gegen die Preiserhöhung haben wir nichts, und wir freuen uns nur, wenn ein Virtuose selbst zur Erkenntniß gekommen ist, daß er mehr werth ist, als andere; aber daß man uns schon zeyn Tage vorher dieses anzeigt, kommt uns gerade eben so vor, als wollte man sagen: Liebe Leute, spart euer Geld, zc. zc. Den zweyten  Punkt anbelangend, so können wir durchaus nicht begreisen, worum wir zu wissen brauchen, daß man von London nach Wien reise, denn es gilt uns ganz gleich, komme der Virtuose her und gebe er hin, wo er wolle—wenn er nur etwas kann; und würde er schreiben, er komme vom Vorgebirge der guten Hoffnung, und wandere nach dem Ende der Welt, wir lachten über ihn, wenn er ein Stümper wäre. Feiner glauben wir nach unserer unmaßgeblichen Meinung, daß München in der Kunstwelt bereits einen so haben Rang einnehme, daß ein Clavierspieler sich durchaus nicht schämen dürfte, diese Stadt zum Ziele seiner Reife zu machen und nicht bloß en passent ihr das unschätzbare Vergnügen zu gewähren, sie mit ein Paar Clavierconcerten zu beglückten. Es ist annehmbar, daß Hr. M. durch München seinen Weg nehmen muße, doch sollte man dieses nicht auf öffentliche Ankündigungen setzen lassen, denn wozu ist denn diese Charlatanerie? Mein sehr wertgeschätzter Herr Redakteur! Sie werden vielleicht anstehen, diesen Vorwurf in Ihr geachtetes Blatt aufzunehmen, doch seyen Sie verschert ich nehme jede Wertheidigung auf mich, wenn gleich die Sache schon ganz deutlich für sich spricht, und dann habe ich nicht über Hrn. M. als Virtuosen gesprochen—denn da muß ihm jeder alle Ehre widerfahren lassen—sondern ich habe mich nur über den unbedeutenden Anschlagzettel geärgert, von dem der Concertgeber vielleicht gar nichts gewußt hat.—Hr. M. spielte wieder die beliebten Variationen über den Alexander-March und erhielt für Reinheit, Präcision, Eleganz und große Fertigkeit seines Spieles verdienten enthusiastischen Beyfall.—

Allgemeine musikalische Zeitung (December 3, 1823): 812.

[Munchen] Hr. Moschelles, auf seiner Rückkehr von London hier angekommen, liess uns am 10ten ein Concert und eine schon gehörte Phantasie hören. Seine ungemeine Fertigkeit ward bewundert, doch wollte man seine Art, das Pianoforte zu behandeln, keinesweges als die ächte anerkennen: man meynete, dass dieses Aufheben des Armes, das Heraushämmern der Töne, welchen man bey der schnellsten Folge doch noch ihr Zersplittern und Auseinanderreissen anhört, dieses Herumfliegen der Finger, welche, wie der Schütze die Wachtel, so die Taste auch im höchsten Fluge zwar noch immer treffen, übrigens aber nie mit der Nerve sie befühlen, um doch etwas Gesangähnliches her vorzubringen; dass all dieses in dem Zuhörer den Gedanken eines Klapperinstrumentes errege; dass Hr. M. dem Studium von Händels Suiten und Cramers Exercitien, diesen Grundpfeilern eines ächten Klavierspieles, wenig Aufmerksamkeit müsse gewidmet haben, dass Potpourri’s auf die Ehre einer Phantasie keineswegs Anspruch zu machen hätten.

The Harmonicon, vol. II (April 1824): 72.

[Munich] The celebrated Moschelles paid a visit to this place, where he gave a concert. The critics were delighted with his powers of execution, but found fault with his style and mode of treatment of the piano, which they did not consider as strictly orthodox.